Ende November lief bei verschiedenen Radiosendern der ARD das hörenswerte Feature „Willy, dringend gesucht“. Darin erzählt Autor Rainer Kahrs die Geschichte von Willy van Bakel (53), einem windigen Investor und Betrüger, der deutschen und niederländischen Milchbauern große schlüsselfertige Milchviehanlagen in den USA versprach.
Mit schönen Worten und organisierten Werbetouren nach Ohio sammelte van Bakel Geld bei investitionswilligen Landwirten ein. Damit werde er Kredite besorgen und die Milchviehfarmen schlüsselfertig aufbauen, versprach er. Die Bauern bräuchten anschließend nur noch auszuwandern. Das Problem: Die Kredite gab es nicht, die Farmen auch nicht und das Geld haben die leichtgläubigen Landwirte auch verloren. So zum Beispiel Carsten Stöver aus Schleswig-Holstein, der Haus und Hof mit 200 Kühen und Quote verkaufte, um in Amerika im großen Stil neu anzufangen.
Oder Christiane und Theo Hügemann, Milchbauern aus Nordrhein-Westfalen, die van Bakel 1,5 Mio. US-Dollar gaben, damit dieser für sie in Ohio einen Neubeginn organisierte. Als sie in den USA ankamen, standen sie vor einem Scherbenhaufen. Es gab nicht einmal einen Rohbau. Willy hatte ihnen eine Farm angedreht, die nur auf dem Papier existierte.
Immerhin: Die Hügemanns hatten dem dubiosen Holländer nicht ihr gesamtes Vermögen gegeben, sodass sie trotzdem starten konnten – allerdings wesentlich bescheidener als geplant.
Willy van Bakel ist inzwischen über alle Berge. Das FBI sucht ihn. Mindestens 70 Milchbauern soll er auf ähnliche Weise mit seinen schönen Versprechungen geprellt haben. Allein in den USA sind über 20 Gerichtsverfahren anhängig. Ihr Geld dürften die Bauern wohl nicht wiedersehen. Die Firma von van Bakel ist insolvent. Wo sich der krumme Investor aufhält, ist unbekannt. Er soll derzeit beim Aufbau der weltgrößten Milchviehanlage in Brasilien mitmischen, heißt es. Investitionsvolumen: 1,5 Mrd. US-Dollar. 4 Mio. Liter Milch soll diese Anlage täglich produzieren. Ob wieder nur auf dem Papier, bleibt abzuwarten.