Nordfriesisch frisch: Julia Nissen vom Forum Moderne Landwirtschaft, Berlin, schreibt jeden Monat in der top agrar.
In den vergangenen Jahren hat sich still und heimlich eine neue Religion in Deutschland ausgebreitet. Sie heißt „Thermomix“ und wer denkt, die Maschine sei nur ein Küchengerät, der irrt. Sie ist mehr als das! Die Maschine gehört zur Familie. Sie wird mindestens drei Mal am Tag angesprochen, liebevoll umsorgt und gestreichelt. Bei vielen fährt sie mit in den Urlaub.
Das Rennpferd aus dem Vorwerkstall kann fast alles: Hacken, mahlen, vermengen, abwiegen, piepen, im Weg stehen. Letzteres würden eingefleischte Fans allerdings nie zugeben, denn Thermomix ist Lifestyle. Entweder gehörst du zum ‚inner circle‘ oder nicht. Alternativ kochende „Exoten“ wie z.B. meine Person schließt man kategorisch aus.
Beispiel gefällig? Gerne! Folgende Szene am Büffet beim Herbstfest der Kita: „Oh, der Nudelsalat ist ja lecker. Kann ich das Rezept haben? – „Klar, hat der Thermomix gemacht!“
Okay, danke. Damit ist die Frage nicht beantwortet, aber ein Chapeau an das Marketing des Konzerns muss ich schon loswerden. Wenn nicht mehr die Zutaten, sondern die Art der Zubereitung im Vordergrund stehen, hat man‘s geschafft, glaube ich.
Warum kopieren wir diesen Effekt nicht einfach? Die meisten Bauern haben so ein großes Gefährt auf dem Hof stehen. Sie kommen nicht drauf? Ich spreche vom Futtermischwagen, dem Thermomix für Kühe im XXL-Format. Wenn meine Kita-Runde auf das Thema Tierhaltung kommt, erkläre ich die Futterration anhand des Mischwagens. „Die Kost für die vierbeinigen Ladys soll gesund und ausgewogen sein – und schnell darf es bitte auch noch gehen!“ Spätestens dann nicken und lächeln alle. Glauben Sie nicht? Probieren Sie‘s aus.
Und hier noch mein Lieblings-Gag: Braten können beide Geräte nicht!