Eine Tierschutzpolitik mit Augenmaß hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt angekündigt. „Ich bin der Meinung, Tierwohl und moderne Landwirtschaft müssen und können in Einklang gebracht werden“, sagte der Minister auf der vergangenen EuroTier in Hannover.
Bei seiner Initiative wolle er sich am Wohl des einzelnen Tieres orientieren, „ohne die Nutztierhaltung aus Deutschland zu vertreiben und Importen auf der Basis niedriger Tierschutzstandards den Weg zu ebnen“, versicherte Schmidt. Seinen Ausführungen zufolge gelten dabei die Prinzipien der Wissenschaftlichkeit und praktischen Umsetzbarkeit.
Wirtschaft muss handeln
Schmidt bekräftigte seinen Grundsatz der „verbindlichen Freiwilligkeit“. Er setze zunächst auf die Eigeninitiative der Wirtschaft. Wo das Engagement der Wirtschaft nicht zu den notwendigen Verbesserungen führe, schließt der CSU-Politiker allerdings eine Änderung des Rechtsrahmens nicht aus. Er betonte gleichzeitig, dass er kein Phantast sei, der glaube, dass Deutschland als leuchtendes Vorbild vorangehe und alle folgen würden. Es sei wichtig, einen Konsens zu finden, zumindest auf EU-Ebene. Die Branche könne nicht davon leben, allein den nationalen Markt zu bedienen.
„Mit Sorge, aber nicht mit Alarm“ sieht der Minister die aktuelle Milchpreisentwicklung. Es gelte, die Kräfte in der Erzeugung und Vermarktung zu bündeln. „Der Staat kann nicht den Markt ersetzen“, betonte Schmidt. Staatliche Markteingriffe wie die Milchquote seien auf Dauer keine Lösung und angesichts des globalisierten Marktes auch nicht mehr realistisch. Das wüssten auch die Akteure in der Milchwirtschaft, die sich zum Teil jetzt schon auf die Marktsituation nach dem Wegfall der Milchquote Ende März 2015 einstellten.
Zeichen der Zeit sehen
Die Marktaussichten bei Fleisch sieht der Bundeslandwirtschaftsminister grundsätzlich positiv. Die Preise hätten sich nicht aufgrund einer mangelnden Nachfrage verändert, sondern als Folge schwieriger politischer Rahmenbedingungen und zu optimistisch angedachter Produktionsmengen.
Der Weg der Technik und Digitalisierung sei nicht an der Landwirtschaft vorbeigegangen, betonte Schmidt außerdem. Das sei auch der DLG zu verdanken. Die EuroTier sei eine stolze Schau, die zeige, der vor- und nachgelagerte Bereich der Landwirtschaft sei mächtig und innovativ. Der Minister sprach sich für einen ständigen Dialog zwischen der Landwirtschaft und der übrigen Gesellschaft aus. Ansätze wie der mobile Schweinestall seien wichtige Kommunikationsinstrumente, reichten aber nicht aus. Die Branche müsse die gesellschaftliche Akzeptanz beachten und diese steigern und dürfe die Zeichen der Zeit nicht ignorieren.
Bartmer: Tierhaltung noch nie artgerechter als heute
Für den Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Carl-Albrecht Bartmer, war die Tierhaltung noch nie artgerechter als heute. Er verwies unter anderem auf „offene, lichtdurchflutete Laufställe“, bestes Klima und „ideal zugeschnittene Futterrationen“. Die Technik helfe dabei, die Prozesse effizienter und ans Tier angepasster zu machen.
Bartmer unterstrich, die moderne Tierhaltung sei kein Thema für nationale Formate. Man agiere im globalen Raum und brauche den Wettbewerb. Die Debatte über den richtigen Weg zu mehr Tierwohl müsse ebenfalls weitgehend aus internationaler Perspektive geführt werden.
Ausführlich:
Schmidt: Landwirtschaft ist im Wettbewerb gut aufgestellt (13.11.2014)
Bartmer: Tierhaltung war noch nie artgerechter (12.11.2014)
Debatte um Tierwohl international führen (12.11.2014)