Ob bei der Weidekontrolle, beim Treiben oder bei Untersuchungen am Tier - die häufigen Unfälle beim Umgang mit Bullen veranlassen die Sozialversicherung SVLFG regelmäßig, auf die besonderen Gefahren hinzuweisen.
Das Risiko, von einem Bullen angegriffen zu werden, wird oft unterschätzt. Jedes Jahr werden der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft mehrere Unfälle dieser Art gemeldet. Meist hat der Angriff eines Bullen schwere - oft gar tödliche - Verletzungen zur Folge.
Grundsätzlich rät die Versicherung daher dazu, durch künstliche Besamung auf einen Zuchtbullen zu verzichten und so ganz nebenbei den züchterischen Erfolg beträchtlich zu steigern.
Nur mit Helfern und Bullen separieren
Weiden oder Ställe mit Bullen dürfen nur mit Helfern betreten werden. Dabei ist immer eine Treibhilfe mitzuführen. Hier ist ein Hütehund eine große Hilfe. Gut ausgebildete Hunde ermöglichen es, Rinder so zu treiben, dass zwischen Tier und Mensch eine ausreichende räumliche Distanz gewahrt bleibt, erklärt die SVLFG weiter.
Bei einem Neu- oder Umbau des Kuhstalles muss eine separate Box mit Fixiermöglichkeiten eingeplant werden. Dies ist auch in vielen Altgebäuden möglich. Die zu belegenden Kühe können so gefahrlos in die Box des Bullen getrieben werden.
Ist die Errichtung einer Bullenbox technisch nicht möglich, muss der Bulle auch im Laufstall fixiert werden können.
Die Fangfressgitter bieten sich als Einfanghilfe an. Praktiker berichten häufig, dass sie vor dem Melkbeginn den Bullen mit Schrot an einen bestimmten Fressplatz locken. Steckt der Bulle den Kopf durch das Gitter, löst er die Verriegelung aus und fixiert sich selbst. Der Landwirt kann dann gefahrlos den Stall betreten, um zum Beispiel die letzten Kühe in den Melkstand zu treiben.
Wichtig sind auch Schlupfmöglichkeiten im Fangfressgitter, durch die ein Mensch den Laufstall schnell verlassen kann.
Bei Weidearbeiten kann zum Beispiel der Ackerschlepper als Rettungsinsel dienen. Sicherer ist es jedoch, den Bullen zu fixieren. Dies kann mit einem Fangstand auf der Weide oder einem Treibewagen erfolgen.
Führen des Zuchtbullen
Bullen dürfen nur mit einer Leitstange und einem Halfter mit Leitstrick geführt werden. Beim Führen durch Türöffnungen und in engen Gängen ist darauf zu achten, dass der Führende vor dem Bullen geht. Sonst besteht die Gefahr, dass der Führende eingequetscht wird. Wichtig ist auch, dass der Leitstrick nicht um die Hand gewickelt wird. Leitstange und Führstrick müssen außerhalb der Box befestigt und gelöst werden. Bullen, die zur Zucht eingesetzt werden, müssen spätestens im Alter von zwölf Monaten einen Nasenring eingezogen bekommen. Dieser muss aus nicht rostendem Stahl sein. Der Bulle darf nicht am Ring angebunden werden.
Gefahr nicht unterschätzen
Wer mit Bullen umgeht, muss sich immer bewusst sein, dass das Tier unvorhergesehen reagieren kann. Auch Tiere, die schon von klein auf im Betrieb sind oder mit der Flasche großgezogen wurden, können zur Gefahr für den Menschen werden. Bullen können plötzlich und aggressiv reagieren.
Mit zunehmendem Alter des Tieres steigt auch die Gefahr, dass sich die Verhaltensweise ändert. Bullen, die sich in ihrem Verhalten ändern und aggressiv werden, müssen umgehend aus dem Betrieb entfernt werden.
Der Unternehmer muss sicherstellen, dass alle Mitarbeiter und sonstigen Helfer im Betrieb im Umgang mit Bullen ausreichend unterwiesen sind und die Sicherheits- und Verhaltensmaßnahmen einhalten.
Aggressionen erkennen
Immer wieder berichten Landwirte nach einem Angriff durch den Deckbullen, dass dieser bis zum Unfall lammfromm gewesen und „aus dem Nichts“ heraus aggressiv geworden sei. Tatsächlich zeigen sich in der Regel bereits vorher Verhaltensauffälligkeiten. Erste Anzeichen hierfür können sein:
- der Bulle stellt sich zwischen Herde und Landwirt
- Breitseitstellen, Kopfsenken
Wenn Rinder auffällige Verhaltensweisen zeigen, ist der Landwirt im direkten Umgang mit den Tieren gefordert, sein Verhalten anzupassen und Druck von den Tieren zu nehmen. Tut er dies nicht, muss er mit einem eskalierenden Aggressionsverhalten rechnen, dass sich in den aufeinanderfolgenden Verhaltensmerkmalen zeigt:
- Kopfschütteln, Ohrenschlagen, Schwanzpeitschen
- Scharren, Herausstrecken der Zunge, Speichelfluss
- Röhren, Schnauben, Aufreißen der Augen
- Sprung nach vorne mit gesenktem Kopf