Umweltschützer haben die Nominierung von Bauernverbands-Vize Udo Folgart in das Schattenkabinett von Frank-Walter Steinmeier wegen dessen Haltung zur grünen Gentechnik scharf kritisiert. Folgart sei "der Vertreter einer wirtschafts- und gentechnikfreundlichen Lobby", sagte der Agrarexperte von Greenpeace, Martin Hofstetter, der Nachrichtenagentur AFP. Für Folgart stehe weder Umweltschutz noch Verbraucherschutz im Mittelpunkt.

Die Nominierung sei "reaktionär und rückwärtsgewandt", sagte auch die Gentechnik-Expertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Heike Moldenhauer, AFP. Die Personalwahl "konterkariert alles, was die SPD bisher an Positionen vertreten hat", fügte sie hinzu. So habe sich die Partei im Bundestag in den vergangenen Jahren beim Thema Gentechnik für die Kennzeichnung von verunreinigten Produkten und für den Schutz der Felder konventioneller Landwirte vor Gen-Saatgut eingesetzt.

Der 51-jährige Brandenburger Landwirt Folgart ist im Kompetenzteam des SPD-Kanzlerkandidaten für die Agrarpolitik zuständig. Zugleich ist Folgart Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands. In der Vergangenheit hatte er sich immer wieder offen für die Nutzung der grünen Gentechnik in der Landwirtschaft ausgesprochen. Der Einsatz der Technologie wird von den Verbrauchern in Deutschland mit großer Mehrheit abgelehnt. Auch viele Landwirte sind gegen die Technologie, weil sie eine Abhängigkeit von großen Saatgut-Firmen fürchten.

Folgart kündigte in einer Erklärung gegenüber AFP an, er wolle bei der grünen Gentechnik "auch weiterhin zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen, die dem Wohle der Verbraucher dient". Er habe sich für die Einrichtung von gentechnikfreien Regionen auf der Basis freiwilliger Verpflichtungen eingesetzt. Zugleich erklärte Folgart: "Der Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft bedeutet nicht, dass der Bereich der grünen Gentechnik als ein Bestandteil moderner Pflanzenzüchtung und Biotechnologie aufgegeben werden muss."