Weltbankpräsident Robert Zöllick hatte kürzlich erklärt, steigende Nahrungsmittelpreise seien für den Hunger auf der Welt verantwortlich (wie berichtet). Dem widerspricht jetzt DBV-Präsident Gerd Sonnleitner klar. „Größter Feind beim Kampf gegen den Hunger sind seit vielen Jahren zu niedrige Erzeugerpreise“, stellte der Bauernvertreter fest. Über Jahrzehnte anhaltender Preisdruck und eine sträfliche Vernachlässigung der Land- und Ernährungswirtschaft in vielen Entwicklungsländern sind seiner Meinung nach die Kernprobleme für den Hunger auf der Welt.
Erneut würden Versorgungsprobleme in den Megastädten der Entwicklungsländer genutzt, um von dem langfristig allein tragfähigen Lösungsweg einer zukunftsfähigen eigenen Landwirtschaft abzulenken, kritisierte Sonnleitner. Auch die abscheuliche Situation in Somalia gehe zuvorderst auf kriegerische Auseinandersetzungen in der Region zurück. Dabei werde die Situation durch eine extreme Trockenheit verstärkt. Für die drängenden Hungerprobleme in Somalia bedürfe es großer und gemeinsamer Kraftanstrengungen.
Unterdessen teilt die FAO mit, dass für den Kampf gegen Hunger weniger eine Begrenzung von Spekulationen auf den Agrarmärkten entscheidend ist. Vielmehr komme es auf einen Politikwechsel an. Als eine Folge des rapiden Anstiegs der Nahrungspreise in den Jahren 2007 und 2008 hätten viele Länder ihrer Agrar- und Ernährungswirtschaft eine ganz neue Aufmerksamkeit gegeben. Neben verschiedenen kurzfristigen Entscheidungen, zum Beispiel Exportbegrenzungen, um heimische Märkte zu stabilisieren, seien auch nachhaltige Maßnahmen zur Förderung der Land- und Ernährungswirtschaft ergriffen worden, so die FAO. Der Bauernverband begrüßt diese Einschätzung. Sie zeige, dass viele Staaten den Bauern und der Ernährungssicherheit der Bevölkerung wieder den höheren Stellenwert gäben. (ad)
Hintergrund:
Weltbank sieht in hohen Lebensmittelpreisen Grund für Hungersnot (17.8.2011)