"Rund 77 % der deutschen Verbraucher lehnen es ab, dass der Staat über ihren Kopf hinweg entscheidet, was gesund ist und was nicht. Rund 80 % legen Wert darauf, dass sie ihre Entscheidung über den Lebensmitteleinkauf selbstbestimmt treffen." Das sagte der Geschäftsführer des Vereins "Die Lebensmittelwirtschaft", Stephan Becker-Sonnenschein, am Dienstag bei der Vorstellung einer repräsentativen Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zum Thema Bevormundung beim Essen.
Die deutschen Verbraucher wollen demnach informiert und unterstützt werden. Informationskampagnen zum Thema Lebensmittel und Essen lehnen deshalb die wenigsten Verbraucher ab. Nur 10 % fühlen sich hiervon bevormundet. Sobald allerdings die Eingriffstiefe in die Verbraucherentscheidung durch den Staat steigt, z.B. über eine Zuckersteuer, steigt auch die Wahrnehmung der Bevormundung auf 40 bis 60 %.
„Ein akuter Bevormundungsdruck ist in Deutschland aktuell aber nicht erkennbar. Tatsächlich wünschen sich viele Verbraucher mehr Informationen und eine höhere Transparenz im Lebensmittelbereich. Verbote, Gebote und Steuern werden hingegen eher als bevormundend wahrgenommen. Zudem lassen sich Unterschiede im Hinblick auf die Regionen, das Alter, das Geschlecht und den Verbrauchertyp erkennen“, sagt Professor Peter Kenning von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Gefragt wurde auch, wer außer dem Staat noch als bevormundend wahrgenommen wird. Neben Herstellern und Handel stehen Tierschutzorganisationen mit etwa 40 % der Nennungen an oberster Stelle.
Die Studie wurde in Auftrag gegeben, weil die Bundesregierung seit 2015 zunehmend die Methoden des „Nudgings“, also dem „Stupsen“, diskutiert. In der Studie wurde untersucht, wie die Meinungen der Verbraucher zu Bevormundung sind, um eine erste empirische Bestandsaufnahme zu diesem Thema zu schaffen.
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