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Vergleicht Grünen-Studie tatsächlich Äpfel mit Birnen?

Unter dem Titel „Die Landwirtschaft Sachsens im Vergleich mit anderen Bundesländern“ hat die Landtagsfraktion der Grünen Ende Januar eine eigens von ihr in Auftrag gegebene Studie vorgestellt. Dass bei der Vorstellung soviele Bauern mit Widerworten anwesend waren, überraschte die Grünen. Hier die Bewertung des BV.

Lesezeit: 4 Minuten

Unter dem Titel „Die Landwirtschaft Sachsens im Vergleich mit anderen Bundesländern“ hat die Landtagsfraktion der Grünen Ende Januar eine eigens von ihr in Auftrag gegebene Studie vorgestellt. Auftragnehmer war Prof. Dr. Helmut Klüter, Leiter des Lehr- und Forschungsbereiches Regionale Geographie der Universität Greifswald.


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In der 228 Seiten umfassenden Schrift kommt Klüter zu insgesamt 28 Handlungsempfehlungen für eine politisch notwendige Umgestaltung der sächsischen Landwirtschaft. Danach verfolgen große agrarindustrielle Konzerne – gestützt auf üppige Flächensubventionen – ihre Niedrigpreispolitik weiter, wenn ihnen diese Zahlungen künftig nicht entzogen würden, fasst der Sächsische Bauernverband die Ergebnisse zusammen. Nur so könne der Preisverfall insbesondere für qualitätsorientierte, kleine Produzenten gestoppt werden.


Klüter weiter: „Diese Nachfrage käme dann zum Zuge, wenn die marktverzerrenden Flächensubventionen derart reduziert werden, dass Preisdumping sich nicht mehr lohnt. Produzenten hochwertiger, innovativer, gesunder Produkte würden davon insofern profitieren, als die Preisspanne zwischen ihren und „normalen“ Erzeugnissen sich verringern würde. Gleichzeitig müsste der Staat den Einsatz von Medikamenten in der Tierzucht und den von Pflanzenschutzmitteln und genverändertem Saatgut im Pflanzenbau stärker kontrollieren und die gesellschaftlichen Folgen des Einsatzes dieser Mittel auf die Gesundheit von Mensch, Tier, Boden, Wasser und Luft denjenigen Betrieben in Rechnung stellen, die mit solchen Stoffen arbeiten.“


Grüne Überraschung: Bauern melden sich zu Wort


Dem Moderator Wolfram Günther, studierter Jurist und agrarpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, gelang es nach Darstellung des Landesbauernverbandes nicht, die Diskussion in die von Klüter präverierte Richtung zu lenken. Überrascht wurden die Veranstalter mit einer zahlreichen Teilnahme von Landwirten, die der vorgestellten Studie mit Skepsis begegneten. So stellte Udo Böhme, Geschäftsführer der Methauer Agro Aktiengesellschaft und Delegierter des Sächsischen Landesbauernverbandes sich und sein Unternehmen vor. Er machte deutlich, dass 1990 die Bauern seiner ehemaligen LPG sich bis auf wenige Ausnahmen freiwillig für eine Umwandlung in ein Gemeinschaftsunternehmen entschieden hätten. Und dies nicht ohne Grund. „Wer will schon 365 Tage im Jahr mit Verdingung der gesamten Familie Jahr für Jahr auf Urlaub verzichten und am Ende des Berufslebens ohne Nachfolger dastehen?“, so Böhme.


Mit Verweis auf die Nutzung moderner Technik und Produktionsmethoden gehe es heute nicht nur den Menschen, sondern vor allem auch unseren Tieren nachweislich besser. Natürlich darf man dabei die wirtschaftlichen Ergebnisse nicht außeracht lassen. Böhme: „Wer so Landwirtschaft betreibt, egal in welcher Rechtsform, verliert seine Existenz.“


Sind Agrarprämien bloßes Beschäftigungsprogramm der EU?


Deutliche Zustimmung fand dagegen Klüters Studie bei anderen anwesenden Landwirten und Teilnehmern der Veranstaltung. So gab Landwirt Dr. Manfred Probst vom Vorwerk Podemus in Dresden den Aussagen von Prof. Klüter recht, der in der Studie die Konzentration von landwirtschaftlichem  Grundeigentum als einen großen Nachteil für die Wertschöpfung, den ländlichen Raum, die Produktqualitäten und das Arbeitsplatzangebot in der Landwirtschaft herausgestellt hat. Zur Bestätigung dieser Feststellung führte Probst den altehrwürdigen Agrarwissenschaftler Albrecht Thaer mit folgendem Zitat an: ‚Darum ist der Staat, wo das Grundeigenthum sehr verteilt ist, mehrentheils reicher, als der, wo es in großen Massen zusammengehäuft ist.´


Florian Weber von der Seifersbacher Marktfrucht GmbH stellte die Frage nach der Begründung, wonach klein gleich gut und groß gleich schlecht sei. Bei der Antwort auf diese Frage hob Klüter auf die von ihm verglichene Bruttowertschöpfung zwischen Sachsen und Rheinland-Pfalz ab und resümierte: In kleineren Betrieben gäbe es mehr Beschäftigung und eine deutlich höhere Subventionseffektivität, d.h., es werden dort mehr Euro Bruttowertschöpfung mit einem Euro Subvention erwirtschaftet.


Offensichtlich geht der Autor nach Ansicht der Bauernverbandes davon aus, dass die Agrarzahlungen der 1. und 2. Säule lediglich ein Beschäftigungsprogramm der EU sind und nicht flächenbezogene Ausgleichszahlungen für höhere Standards und Umweltauflagen. Wenn das so ist, dann hat Klüter erheblichen Nachholbedarf hinsichtlich der Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Darüber hinaus sei es schon äußerst fragwürdig, die landwirtschaftlichen Standort- und Klimabedingungen von Sachsen mit denen von Rheinland-Pfalz zu vergleichen, wohl wissend, dass mit Wein-, Gemüse- und Obstanbau ungleich höhere Hektarleistungen bei einem deutlichen Mehr an Beschäftigung zu realisieren sind. Daraus resultiert im Übrigen auch die Tatsache des enormen Saisonkräfteeinsatzes.


Beim angesprochen Thema „Massentierhaltung“ (Definition blieb offen) berichtete Jens Hoffmann vom Wirtschaftshof „Sachsenland“ eG über seine Haltungsbedingungen und lud Interessierte auch über den Tag des offenen Hofes hinaus zur Besichtigung ein. „Davon sind auch Politiker keineswegs ausgenommen, sofern sie keine ideologischen Ziele verfolgen. Im Ergebnis dieses Abends fällt es mir jedoch schwer daran zu glauben,“ so Hoffmann.

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