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Von Braun: Märkte im Umbruch

Ein Höhepunkt der DLG-Wintertagung war sicherlich ohne Zweifel der Vortrag des renommierten Wirtschafts-Experten Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim von Braun, Generaldirektor des International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington D.C.

Lesezeit: 4 Minuten

Häufig würde er gefragt, so von Braun zur Eröffnung, ob es sich bei der aktuellen Marktlage um ein Strohfeuer oder um eine Trendwende handele. Dies könne er jedoch klar mit ”Trendwende” beantworten. Die Welt befindet sich nach seiner Einschätzung derzeit im Umbruch: Die Globalisierung schreitet schnell voran, die städtische Bevölkerung wächst schneller als die ländliche, Asien holt deutlich auf, die Energieproduktion wird wichtiger und Supermärkte holen sich weltweit immer mehr Marktanteile. Nur sind die Märkte gar nicht auf diesen plötzlichen Umschwung eingestellt. Sobald Menschen etwas mehr Geld in die Tasche bekommen, wollen sie konsumieren und bescheren uns den aktuellen Boom. Dies geschieht derzeit so schnell, dass es zu Engpässen bei den Rohstoffen kommt und die Preise steigen. Von Braun schätzt etwa das aktuelle Wachstum in Asien auf 9 %, in Afrika sind es 6 % und bei uns lediglich 2 %. Das verdeutlicht den enormen Bedarf, den die Landwirte künftig decken müssen. Allein für Indien erwartet er ein Nachfrageplus bei Fleisch von 176 % und bei Milch von weit mehr als 100 %. Vor allem China lege derzeit bei Milch massiv zu, so der Generaldirektor, der 250 Mitarbeiter unter sich hat. Gleichzeitig aber schrumpfen die Getreidevorräte auf ein Niveau, wie wir es in den frühen 1980er Jahren zuletzt hatten, warnt von Braun.


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Sein Institut hat dazu zwei Szenarien entwickelt. Das erste geht von den aktuellen Plänen aus, die aber noch auf den Daten von 2005 beruhen. Danach werden sich bis zum Jahr 2020 Mais um 26 %, Zucker um 12 % und Ölsaaten um 18 % verteuern. Im zweiten Szenario geht er von einer Verdopplung des ersten aus. Dann verteuert sich Mais um 72 % und Zucker um 27 %, während Ölsaaten 44 % mehr kosten als vor 3 Jahren. Der Aufruf müsste also lauten, bei der Bioenergieerzeugung vermehrt auf Abfälle zu setzen als auf den gezielten Bioenergie-Anbau. Leider erwartet der Professor aber, dass sich der Wettbewerb zwischen Nahrungsmitteln und Bioenergie noch verstärken wird, da die Landwirte natürlich Geld verdienen wollen und das lukrativere Produkt anbauen.


Fakt sei, dass das Wachstum insgesamt unzureichend ist und die Erträge scheinbar nicht mehr besonders ansteigen. Zudem behindert der Klimawandel die weitere Ausdehnung. Schon jetzt gebe es mehr Dürren und Überschwemmungen. Jedes weitere °C erhöhe die Preise am Markt. Dies zu lösen sei die neue Herausforderung. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin einen Boom bei Obst, Gemüse, Fleisch und Milch. Dies wird nach Einschätzung des Experten auch anhalten, wobei die Produktion in den Entwicklungsländern um ein vielfaches schneller wächst als bei uns. Doch wie reagiert die Politik? Auf globaler Ebene gibt es derzeit in den WTO-Verhandlungen eine Stagnation, die Verträge machen nun die Länder unter sich, zwischen 2000 und 2007 ist die Zahl der bilateralen Verträge von 86 auf 159 gestiegen, darunter die AKP-Öffnung. Dabei dürfe die Politik jedoch nicht nur für die größeren landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten. Rund 85 % aller Landwirte weltweit bearbeiten weniger als 2 ha Land und in Indien wächst die Zahl der Kleinbauern sogar noch. Sie sind die Verlierer der Preissteigerungen, denn die meisten sind Netto-Zukäufer, d.h. ihr Gewinn aus der Landwirtschaft beträgt oft nur wenige Prozent dessen, was sie für ihren Lebensunterhalt ausgeben.


Für die kommenden Jahre zeichnet von Braun das Bild, dass die Nachfrage z.B. aus Asien weiter anhalten wird und die Lagervorräte weiter sinken werden. Zunehmend ist dann auch mit Preisschwankungen zu rechnen, während der Klimawandel immer mehr zu einem Problem wird. Auf keinen Fall dürfe die Politik nun Export-Verbote und Import-Subventionen erlassen, staatliche Preiskontrollen einführen oder die Bioenergie aggressiv subventionieren. Stattdessen müssten Wissenschaft und Technik nach vorn, alle Handelsschranken abgebaut werden und Investitionen in die Landwirtschaft gesteigert werden, so von Braun abschließend.

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