Nach der Insolvenz der Viehverkaufsgenossenschaft Lippborg Oelde (VVG) fand in dieser Woche eine Generalversammlung statt. Das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe berichtet:
Jahrelang betrogen
Mehr oder weniger ausführlich stellten die Juristen dar, wie es zum Niedergang der VVG gekommen ist. Herausgestellt hat sich, dass der bis zum 14. März geschäftsführende Vorstand Hans Elmerhaus und seine Ehefrau tatsächlich Gelder in Höhe von mehr als 4,5 Mio. € unterschlagen haben, und zwar möglicherweise schon seit 1999.
Die wirtschaftliche Situation der Genossenschaft stellt sich so dar, dass gegenwärtig die in der Bilanz ausgewiesenen Geschäftsguthaben und Rücklagen – rund 2,2 Mio. € – nicht mehr vorhanden sind und darüber hinaus rund 3 Mio. € Verbindlichkeiten nicht gedeckt sind.
Konkursverwalter Dr. Eckert plant, den Geschäftsbetrieb der VVG wieder aufzunehmen, der in den letzten Märztagen praktisch völlig zum Erliegen gekommen ist. Das aber geht nur, wenn die Mitglieder ihre Schlachtschweine wieder der Genossenschaft zur Vermarktung überlassen. Die prompte Bezahlung künftig gelieferter Tiere durch Tönnies ist laut Eckert gesichert, sodass für die Landwirte kein Risiko besteht. Eine spontane Umfrage im Versammlungssaal ließ eine gewisse Bereitschaft der Bauern erkennen, unter diesen Vorzeichen die Lieferungen wieder aufzunehmen.
Sofern die Mitglieder „mitspielen“, könnte voraussichtlich im Sommer das Insolvenzverfahren eröffnet werden, nachdem ein Insolvenzplan aufgestellt wurde.
Inwieweit die Chance besteht, dass der genossenschaftliche Hilfsfonds Gelder zur Rettung oder Wiederbelebung der VVG bereitstellt, ist ungewiss. Zahlungen ausschließlich zur Aufbesserung der bescheidenen Insolvenzmasse sind schon gar nicht zu erwarten.
Nichts bemerkt
Was während der Versammlung nicht aufgearbeitet werden konnte, waren die Aktivitäten und möglichen Versäumnisse des Ehrenamtes. Vorstand und Aufsichtsrat konnten oder wollten nicht Stellung nehmen zu den Fragen der Mitglieder. Offizielle Begründung: Wegen des schwebenden Verfahrens werden keine Auskünfte zur Vergangenheit erteilt. Hintergrund dessen sind mögliche Schadensersatzforderungen des Insolvenzverwalters unter anderem gegen die Ehrenamtlichen. Siegfried Mehring jedenfalls, Vorstandsmitglied beim Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband RWGV, warf den Ehrenamtlichen klipp und klar Verfehlungen vor.
http://www.wochenblatt.com/rubriken/aktuelles/meldung/m-id/vvg-lippborg-oelde-wie-soll-es-nun-weitergehen/1/