Beim Fällen von „Vorhängern“ – Bäume, die in Fällrichtung geneigt sind – verzeichnet die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) jedes Jahr mehrere schwere Unfälle.
Während des Fällvorgangs platzen schlagartig die Stämme zum Teil über mehrere Meter von unten nach oben auf und verletzen den Motorsägenführer. Dieses Unfallgeschehen mag auf den ersten Blick überraschen – schließlich „hängt“ der Baum schon in der gewünschten Fällrichtung, so dass ein mühsames Auf- und Umkeilen nicht notwendig wird. Ursache für solche Unfälle ist jedoch fast immer die falsche Fälltechnik.
Mit der Sicherheitsfälltechnik mit Halteband wird der Baum nahezu gefahrlos gefällt. Ein „Vorhänger“ kann zum Beispiel ein einseitig beasteter Baum am Waldrand sein oder ein Baum, der von einem Sturm leicht angeschoben wurde. Wie bei allen Fällarbeiten ist eine gründliche Baumansprache Grundvoraussetzung für sicheres Arbeiten. Hiermit wird die Fällrichtung bestimmt sowie die Rückweiche und der Rückweicheplatz festgelegt. Kommt man zum Ergebnis, dass der Baum als „Vorhänger“ zu fällen ist, ist damit auch schon die Schnitttechnik festgelegt.
Selbst bestimmen, wann der Baum fällt
Nachdem der Fallkerb angelegt und der erste Achtungsrufs erfolgt ist, wird der Fällschnitt als Stechschnitt ausgeführt. Hierbei ist zu beachten, dass hinten ein ausreichend breites Halteband verbleibt. Diese Schnittführung ermöglicht es, dass die Spannung im Holz abgebaut wird, ohne dass der Baum ins Fallen kommt oder gar aufplatzt. Als letzten Schnitt nach dem zweiten Achtungsruf und einem aufmerksamen Blick zur Absicherung des Fallbereiches wird das Halteband schräg von oben durchtrennt. Der Motorsägenführer begibt sich zügig zu seinem Rückweicheplatz und wartet ab bis der Baum gefallen ist und die Kronen der Nachbarbäume ausgeschwungen haben.
Durchtrennen des Haltebandes bei der Fällung eines Vorhängers.