Der vielfach zu beobachtende Widerstand in der Gesellschaft gegen große Tierställe und die landwirtschaftliche Tierhaltung geht nach Einschätzung von Dr. Lutz Laschewski, neuer Sprecher der Sektion Land- und Agrarsoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) und Gastprofessor an der Technischen Universität Cottbus, auf eine Vielzahl von Gründen zurück.
Von zentraler Bedeutung sei die Entfremdung des Verbrauchers von der Produktion, erklärte Laschewski jetzt auf dem Herbstsymposium der DGS-Sektion Agrarsoziologie in Gießen. Hinzu komme der soziale Wandel auf dem Land mit neuen Mittelschichten wie den Hinzugezogenen, die durch Proteste gegen Stallbauten eine Beeinträchtigung der wohnlichen Lebensqualität verhindern wollten.
In Ostdeutschland machten auch solche Akteure Stimmung, die bei den Auseinandersetzungen um die Flächen volkseigener Betriebe durch die Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) das Nachsehen gehabt hätten, stellte Laschewski fest. Darüber hinaus würden sich zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern in der neuen Auseinandersetzung um die Tierhaltung und gegen die „Agrarindustrialisierung“ auch marxistische Thesen mit denen gegen internationale Konzerne und Investoren verbinden.
Als besonderes Kennzeichnen vieler Gegner von Stallbauprojekten identifizierte der Soziologe die hohe Professionalität, ihre wirksame Vernetzung und schnelle Mobilisierung. Die neuen Medien würden gekonnt für die Organisation der Aktivitäten und der Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Schließlich würden gezielt Klagen als Strategie eingesetzt.
Die Kommunikationswissenschaftler Prof. Wolfgang Sucharowski und Dr. Dorit Sorge, beide von der Universität Rostock, berichteten über ihre Beobachtungen, die sie im Rahmen der Erstellung des Masterplans zur Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft 2020 in Mecklenburg-Vorpommern zum Thema Tierwohl gemacht hatten. (AgE)