Mit ganz unterschiedlichen Gefühlen schauen die Landwirte Niedersachsens auf das Wirtschaftsjahr 2017/2018 zurück. Während Schweinehalter und Ackerbauern deutlich geringere Einkommen zu verzeichnen hatten, konnten die Milchviehhalter nach einer langen wirtschaftlichen Durststrecke ein akzeptables Resultat einfahren.
„Im Durchschnitt aller Betriebe bedeutet das ein Ergebnis von 65.800 Euro“, resümierte Gerhard Schwetje am Donnerstag in Oldenburg. Die Differenzierung nach Betriebsformen zeige jedoch ein ganz unterschiedliches Bild.
Einen Dämpfer hätten die Ackerbaubetriebe erhalten. Die durch Starkregen erschwerte Ernte 2017 brachte nicht nur unbefriedigende Erträge. Hinzu kamen deutlichen Preisrückgänge bei Speisekartoffeln und Zuckerrüben. In der Summe ließ das die Erträge der Marktfruchtbetriebe auf 52.000 Euro deutlich zurückgehen. „Damit bildet der Ackerbau, der in der Vergangenheit regelmäßig zu den rentabelsten Betriebsform in der Landwirtschaft gehörte, erstmals das Schlusslicht im Ranking der Betriebsformen“, sagte Schwetje.
Nicht viel besser erging es den Schweinehaltern. „Die Veredlungsbetriebe haben nach der wirtschaftlichen Konsolidierung des Vorjahres wieder einen Schuss vor den Bug bekommen“, so der Kammerpräsident. Eine sinkende inländische Nachfrage nach Schweinefleisch und niedrigere Erlöse aus dem Exportgeschäft hätten den Schweinemästern und Ferkelerzeugern schmerzliche Einkommenseinbußen bescherten. Das Ergebnis von 57.000 Euro entspräche in etwa dem Fünf-Jahres-Durchschnitt.
Lediglich für den Futterbau konnte Schwetje von deutlich besseren Einkommen berichten. „Nachdem viele Milchviehhalter in den zurückliegenden Jahren aufgeben mussten, hat sich die Situation am Milchmarkt entspannt“, erklärte er. Ausgehend von dem sehr niedrigen Unternehmensergebnis des Vorjahres stieg der Wert auf 84.700 Euro. „Nach einer sehr langen Durststrecke, die viele Betriebe an ihre existentiellen Grenzen gebracht hatte, konnten damit wieder Gewinne in der Milcherzeugung erzielt werden“, bilanzierte Schwetje.
Zu den Ökobetrieben konnte der Kammerpräsident aufgrund der geringen Anzahl untersuchter Betriebe nur einen Trend skizzieren. Demnach liegt das Unternehmensergebnis der milchviehhaltenden Ökobetriebe mit 82.800 Euro auf ähnlichem Niveau wie bei den konventionellen Betrieben. „Um die beiden Wirtschaftsweisen vergleichen zu können, muss aber die besondere Prämiensituation der Biobetriebe berücksichtigt werden“, ergänzte Schwetje. Die derzeit vom Land Niedersachsen gezahlte Ökoprämie von jährlich 240 Euro je Hektar stelle hier den Gleichstand sicher.
In der Gesamtbetrachtung des Wirtschaftsjahres 2017/2018 kam der Kammerpräsident zu folgendem Fazit: „Die Entlohnung der im Betrieb eingesetzten Faktoren Arbeit und Kapital ist angesichts dieser Zahlen weiterhin unzureichend.“ Eine nachhaltige Rendite hätten nur überdurchschnittlich erfolgreiche Betriebsleiter erzielen können.
Deren Anzahl sei überschaubar. Nach den Berechnungen der Kammer hat lediglich die Hälfte der untersuchten Betriebe mit mindestens 60.000 Euro ein auskömmliches Einkommen erzielt. Ein Viertel der Betriebe erwirtschaftete ein Ergebnis von nur 30.000 Euro und weniger. Und fast zehn Prozent aller Betriebe lagen sogar in der Verlustzone.
Mit wenig Optimismus schaute Schwetje auf das laufende, von der Dürre gekennzeichnete Wirtschaftsjahr 2018/2019: „Nach unseren Prognosen wird die finanzielle Lage angespannt bleiben.“ Die Milchviehbetriebe würden das hohe Milchpreisniveau des Vorjahres nicht halten können. Die Preise für Ferkel und Schweinefleisch befänden sich deutlich unter dem Stand des Vorjahres. Hinzu kämen die Auswirkungen des extrem trockenen und heißen Sommers 2018, unter denen besonders der Ackerbau, aber auch die Milchviehbetriebe zu leiden hätten.
„Ein Gewinn um die 65.000 Euro je Betrieb ist keine Grundlage für eine nachhaltige betriebliche Entwicklung“, sagte Schwetje abschließend. Davon seien noch Steuern, Alters- und Krankenversicherungen, Leistungen für die Altenteiler und Neuinvestitionen zu bezahlen. „Wo ist da der Reiz für die nachfolgende Generation, den Familienbetrieb zu übernehmen?“, fragte Schwetje eher rhetorisch. Wenn sich eine solche Entwicklung fortsetze, laufe der Berufsstand Gefahr, viele selbständige Landwirtsfamilien zu verlieren.