Der designierte EU-Agrarkommissar will sich im Falle seiner Bestätigung für eine nachhaltigere, umwelt- und klimafreundlichere Landwirtschaft sowie den Anbau gesunder Lebensmittel einsetzen.
Er kündigte in der Anhörung im EU-Parlament am Dienstagnachmittag an, dass er bäuerliche Familienbetriebe stützen und eine industrielle Landwirtschaft zurückdrängen wolle. Konkret kündigte er an, dass er sich für eine nicht-intensive Landwirtschaft auf dem europäischen Kontinent einsetzen werde und das Thema Tierwohl zu einer seiner Prioritäten in seinem Ressort machen werde.
„Ich werde mich als EU-Kommissar für eine nicht-intensive Landwirtschaft einsetzen“, sagte Janusz Wojciechowski. Besonderes Augenmerk will der polnische Kandidat für Verbesserungen der Standards für Tierwohl richten. „Dies wird eine meiner Schlüsselprioritäten sein“.
Tierwohl will Wojciechowski Priorität einräumen
Beim Europäischen Rechnungshof (EuRH) sei er der erste Prüfer des Rechnungshofes für das Thema Tierwohl gewesen. Es gehe darum, in Zukunft stärker positive Anreize bei den Landwirten zu initiieren.
Im letzten siebenjährigen EU-Finanzrahmen seien für Tierwohl nur 1,5 Mrd. Euro ausgegeben worden ausgegeben werden. Dafür müsse im kommenden Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR 2021-2027) deutlich mehr investiert werden, mahnte Wojciechowski die EU-Staaten, mehr Mittel bereitzustellen.
Auch beim Thema Tiertransporte will der designierte EU-Agrarkommissar aus Polen neue Akzente setzen. „Bei den Lebendtransporten gibt es zu viele Verstöße gegen das EU-Tiertransportgesetz".
"Meine Vorstellung ist, dass wir Alternativen schaffen müssen. Warum sollten wir Vieh aus Irland über einen Hafen bis nach Osteuropa tranportieren? Wenn wir eine Kreislaufwirtschaft fördern wollen, dann sollten wir Landwirte unterstützen im lokalen Markt". Es sei seiner Meinung nach Aufgabe der EU, Alternativen zu langwieirigen Lebendtransporten stärker zu unterstützen.
EU-Direktzahlungen festmachen an unterschiedlichen Betriebsgrößen
"Ich werde eine Art der Landwirtschaft unterstützen, die sich an nicht-intensiven Betrieben orientiert. Es ist besser 1.000 Betriebe mit 100 Schweinen, als einen Betrieb mit 100.000 Schweinen zu haben". Er wolle aber nicht nur Familienbetriebe unterstützen, sondern auch kleine und mittlere Betriebe. Nachhaltige Landwirtschaft sei weniger eine Frage der Betriebsgröße, sondern eine Frage de landwirtschaftlichen Praxis, erklärte Wojciechowski.
Internationaler Handel und Mercosur
„Unser Landwirte dürfen nicht die Opfer der internationalen Handelsbeziehungen und anderer Wirtschaftsbereiche werden. Ja ich werden den Mut aufbringen, die europäischen Landwirte zu schützen gegenüber Verhandlungen um internationale Handelsabkommen“.
Landwirtschaft und Umweltschutz
„Ich bin kein ökologischer Fundamentalist. Aber der Landwirt ist der erste Umwetsschützer. Darin sollten wir ihn unterstützen und ermutigen natürliche nachhaltige Produktionsformen sich zu eigen zu machen".
Koordinatoren fällen Urteil über Kandidaten am Spätnachmittag
Nach der fast dreistündigen Anhörung zeigten sich die meisten politischen Gruppierungen im EU-Parlament enttäuscht über die Vorstellung des polnischen Kandidaten und vermissten klare Aussagen zu drängenden Fragen für die Landwirtschaft. Auch wie der designierte Kommissar mit der GAP-Reform konkret verfahren wolle, sei weitgehend offen geblieben, monierten EU-Abgeordnete in ihrer ersten Einschätzung gegenüber top agrar.