Die Milchpreise sind derzeit wieder auf dem Weg nach unten und stehen kurz davor, unter die 30 Cent-Marke zu fallen. Das bringt die Milchbauern erneut auf die Palme, wie am Dienstag beim fünften Milchbauerntag des BDM in der Auktionshalle Karow (Mecklenburg-Vorpommern) deutlich wurde. Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus bekam hier den Unmut deutlich zu spüren.
"Wir Milchbauern sind 365 Tage im Jahr im Einsatz, das muss doch irgendwie auch honoriert werden", ärgerte sich Milchviehhalter Reinhard Stieglitz laut der Schweriner Volkszeitung. Für ihn sei ein Abnahmepreis zwischen 30 und 32 Cent das absolute Minimum, um die Produktionskosten zu decken. "Bei kleineren Betrieben sind die Produktionskosten sogar noch deutlich höher", sagt der Landwirt. Er fordert Preise, die sich zwischen 35 und 36 Cent je Liter bewegen. "Nur so sind auch dringende Investitionen möglich", sagt Stieglitz.
Besonders ärgert ihn, dass die Bauern nicht vorher erfahren, was sie für ihre Milch bekommen, sondern erst, nachdem sie geliefert haben. "Keine andere Branche der Welt würde akzeptieren, den Preis erst nach getaner Arbeit zu verhandeln", sagt der Milchbauer, der außerdem bemängelt, dass die gewaltig steigenden Energie- und Futterkosten sich nicht in steigenden Milchpreisen niederschlagen. "Deshalb gehe ich davon aus, dass immer größere Wettbewerber die kleinen Familienbetriebe verdrängen werden", zitiert ihn die Volkszeitung.
Christian Karp, BDM-Landesteamleiter MV, sprach davon, dass es dringend nötig sei, etwas gegen die "schlechten Prognosen für den Milchpreis" zu tun. Besonders verärgert zeigte er sich darüber, dass trotz Einladung kein Vertreter der genossenschaftlichen Molkereien bereit gewesen sei, auf der Veranstaltung Stellung zu beziehen. Als Karp dies vom Podium aus verkündete, ertönten im Saal laute Buh-Rufe.
Landeslandwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) versuchte die Bauern zu beruhigen und versprach, er werde für faire Preise eintreten. Wie genau dieses Ziel allerdings erreicht werden soll, sagte Backhaus aber nicht. "Landwirtschaft hatte in der DDR einen hohen Stellenwert, aber Zwangskollektivierung war nun wirklich keine Lösung, die den Menschen gedient hat", unterstrich Backhaus. Der Minister verwies abschließend auf die positiven Punkte auf der Haben-Seite der Bauern, schreibt die Zeitung. (ad)
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