Vor falschen Weichenstellungen in der Waldpolitik hat der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), Philipp Frhr. zu Guttenberg, gewarnt. „Ich halte einen Verzicht auf die Nutzung von Wald in Deutschland für unverantwortlich“, sagte der AGDW-Präsident in einem Gespräch mit dem Pressedienst Agra Europe. Für die Herausnahme eines Anteils von 5 % der hiesigen Waldfläche aus der Bewirtschaftung gebe es aus seiner Sicht keine naturschutzfachliche Begründung.
Eine bewusste Nicht-Nutzung ziehe darüber hinaus das Prinzip der nachhaltigen multifunktionalen Waldbewirtschaftung in Zweifel. Dies sei eine Grundsatzfrage, „über die wir uns nicht leichtfertig hinwegsetzen dürfen“, betonte zu Guttenberg. Schließlich halte er das Argument für grundfalsch, der dringend notwendige Schutz der Primärwälder auf der Südhalbkugel erfordere, „dass wir in Deutschland mit der Nicht-Bewirtschaftung unserer Wälder vorangehen müssen.“ Das Gegenteil sei richtig. Zu Guttenberg: „Wir haben in Europa seit Jahrhunderten bewirtschaftete Sekundärwälder, die mit Primärwäldern nichts zu tun haben.“
Ein Verzicht auf die nachhaltige Nutzung der hiesigen Wälder sei allein aus Gründen des Klimaschutzes kontraproduktiv: „Mit jedem Festmeter, auf den wir hier in Europa verzichten, erhöhen wir den Druck auf die Vernichtung der Primärwälder in den Gebieten, die den Schutz am dringendsten nötig haben.“ Man dürfe nicht so tun, so der Verbandspräsident, „als ob wir in Deutschland unter einer Käseglocke sitzen würden.“ Eine solche Politik werde ihrer globalen Verantwortung nicht gerecht und sei letzten Endes unmoralisch. (AgE)