Der Ehrenpräsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, zeigte sich beim Havichhorster Abend von seiner persönlichen Seite. Matthias Schulze Steinmann vom Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben fasst den Abend zusammen:
Die große Agrarpolitik stand nicht auf der Tagesordnung als Johannes Röring im Namen der Stiftung Westfälische Landschaft am Donnerstag vergangener Woche in Münster den Havichhorster Abend eröffnete. Dafür gab der langjährige Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, sehr persönliche Einblicke in sein Leben als Landwirt und Spitzenvertreter der Bauern.
Der Hof als kleine Welt
Im Gespräch mit dem WDR2-Moderator Matthias Bongard berichtete der 1948 in Passau geborene Sonnleitner von seiner Kindheit auf dem Hof der Familie, der seit dem 13. Jahrhundert im Familienbesitz ist. Der Bayer wuchs zwischen Kühen, Schweinen, Gänsen und Pferden auf. Aufgeklärt wurde der kleine Gerd am Tisch der Rübenfrauen und Knechte.
Das Verhältnis zu den anderen fünf Landwirten im Ort war eher unterkühlt („Das waren sture alte Bauern“). In der Erbfolge musste sich der heutige Ehrenpräsident gegen die Geschwister durchsetzen. „Ich wusste, den Betrieb müssen sie mir geben“, blickt Sonnleitner selbstbewusst auf die damalige Zeit zurück. Nach dem Besuch der Höheren Landbauschule folgte ein Praktikum in Finnland.
Die politische Sozialisierung erfolgte zwischen Che Guevara, der den jungen Gerd Sonnleitner faszinierte, und der CSU, die er nach kurzer Zeit infolge eines Parteiordnungsverfahrens verließ. „Die CSU war mir damals schon zu engstirnig“, so Sonnleitner, der sich dennoch als „im Herzen ein Konservativer“ bezeichnet. Seine Freiheit und politische Spielwiese habe er schließlich beim Bauernverband gefunden. Dort, so Sonnleitner, konnte man auf den Putz hauen.
Lieblingsfeindin Künast
Aus seiner Zeit als Präsident des Deutschen Bauernverbandes, dem er von 1997 bis 2012 vor stand, sind ihm vor allem die Auseinandersetzungen mit der Landwirtschaftsministerin Renate Künast in Erinnerung geblieben. „Künast ist fürchterlich über die Bauern hergefallen. Sie war schlimmer als BSE“, wagte Sonnleitner einen bemerkenswerten Vergleich.
Angesprochen auf den Negativpreis „Dinosaurier des Jahres“, den Sonnleiter als „Deutschlands größter Umweltsünder“ 2001 vom Naturschutzbund Deutschland erhielt, reagierte der Bayer gelassen: „Ich kämpfe halt für etwas. Und das vermisse ich heute.“
Nach seiner Ansicht haben die vielen Termine in Berlin und Brüssel dem eigenen Hof im Kreis Passau nicht geschadet, weil seine Frau die Geschicke in die Hand genommen habe. Sonnleitner: „Ich habe eine sehr tüchtige Frau. Der Hof ist in den Jahren ohne mich besser geworden.“
Es gibt ein Leben danach
Der Alltag des Niederbayern ist jetzt wieder vom Leben auf dem Hof im südosten Bayerns geprägt. Der 68jährige steht um 6.30 Uhr auf und widmet sich den anfallenden Arbeiten auf dem Betrieb mit heute 100 ha. Sonnleitner genießt die Nähe zur Natur und das Spiel der Jahreszeiten. „Es gibt ein Leben danach“, brachte er es auf Gut Havichhorst auf den Punkt.