Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

News

Zwischen Ernüchterung und Kampfgeist

Nach der ersten Verhandlungswoche und den ernüchternden Ankündigungen des Handels gehen die Milchviehhalter unterschiedlich mit der Situation um.

Lesezeit: 4 Minuten

Für BDM Kreisteamleiter Ortenau, Stefan Lehmann, war der Milchboykott ein Erfolg. Gegenüber der Mittelbadischen Presse erklärte er, in zwei bis drei Wochen seien die Verhandlungen mit den Molkereien abgeschlossen, dann wisse man mehr. Jedenfalls lasse sich der BDM nicht verunsichern. Pro Cent Erhöhung könnten die Milchbauern neun Tage streiken, rechnet er vor. Die Molkereien müssten endlich ihr Kirchturmdenken aufgeben, sich zusammenschließen und einheitlich gegenüber den Lebensmittelriesen auftreten. Außerdem müsse die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit weniger Milch auf den Markt kommt. "Wir würden dann auch weniger liefern", betont Lehmann. Positiv sei aber, dass es ständige Gespräche mit dem Milchindustrieverband gibt. Die Verhandlungen seien zwar zäh, aber immerhin setze man sich ständig zusammen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Längst nicht mehr so euphorisch bewertet der BDM-Kreisvorsitzende Borken/Recklinghausen, Johannes Harker, die Lage. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte er der Borkener Zeitung. "Wir waren eigentlich zuversichtlich, dass die höheren Preise durchgereicht würden bei Käse, Quark und Butter \- und jetzt ist genau das Gegenteil eingetreten." Einige Handelsketten und Discounter senken die gerade angehobenen Preise für Milch und Butter bereits wieder um einige Cent. Einzelne Unternehmen betonen jedoch, dass die Molkereien dennoch die versprochenen zehn Cent plus pro Liter für die Bauern bekommen sollen.


Allerdings dürften die vom Handel mehr gezahlten 10 Cent so nicht bei den Molkereien ankommen. Denn das Detail steckt im Zusatz brutto. "Da geht noch die Umsatzsteuer ab", erklärt Kirsten Windhorn, Leiterin der Abteilung Kommunikation, der Mittelbadischen Presse. Brutto kann auch bedeuten, dass Aldi die zehn Cent als Basis nimmt und Rabatte abzieht. Auf die Frage, ob und in welcher Höhe, sagte Kirstin Windhorst, dass es zu Vertragssachen keine Stellungnahme gebe.


MIV-Geschäftsführer Michael Brandl erklärte, es werde hart mit dem Lebensmitteleinzelhandel verhandelt. Neben besseren Preisen versuchten die Molkereien nun außerdem, die gesamte Warengruppe bis zu Quark und Käse in die Lösung mit aufzunehmen, und nicht allein Milch und Butter. Wenn das Verhältnis von Angebot und Nachfrage stimmt, seien die Molkereien ohnehin in der Lage, bessere Konditionen auszuhandeln, so Brandl. Das hätten sie im vergangenen Herbst bereits bewiesen. Derzeit gebe es aber ein Überangebot an Milch.


Der Bauernverband Baden-Württemberg kritisierte, dass der Discounter Lidl in seinen 3000 Läden von der Preiserhöhung von zehn Cent pro Liter Milch wieder drei Cent zurücknahm. Der Sprecher des Bauernverbandes sagte: "Wir sind total überrascht. Wir gingen nach der Ankündigung von Lidl fest davon aus, dass die Preiserhöhung längere Zeil dauert." Auch wenn Lidl den Molkereien zehn Cent für den Liter Milch mehr seit dem Lieferboykott zahle, sei das Verramschen der Milch ein verheerendes Zeichen für die Landwirtschaft. Die Preise von 61 Cent, die im Augenblick für einen Liter Milch bei vielen Discountern verlangt werden, bezeichnet der Bauernverband Baden-Württemberg als "verdammt niedrig". Das 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter werde für 73 Cent verkauft. Im April hatten viele Molkereien im Land für den Liter Milch den Bauern noch 38 Cent gezahlt. Im Mai waren es nur noch 35 Cent. Offen sei noch, was die Bauern für den Monat Juni erhielten, hieß es aus Molkereikreisen. Beobachter gegen davon aus, dass der Lieferboykott letztendlich den Bauern lediglich etwa ein Cent mehr pro Liter Milch bringt.


Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) hat unterdessen Vertreter der Bauern, der Molkereien und des Handels in der kommenden Woche zu einem ersten Gespräch eingeladen. Der genaue Termin für diesen "Milchgipfel" stehe aber noch nicht fest, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Mittwoch in Berlin.


Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.