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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Auf steigende Preise setzen oder früh verkaufen?

Lesezeit: 6 Minuten

Auf die Frage nach Startpreisen zur Getreideernte 2004 reagieren fast alle Erfasser recht ausweichend. Wenn überhaupt Erzeugerpreise genannt werden, dann bewegen sie sich in der Nordhälfte Deutschlands auf der Vorjahreslinie, in einigen Regionen noch knapp darüber. Im Süden stellt der Handel teils sogar niedrigere Kurse heraus als im letzten Jahr. Von der Euphorie, die den Markt noch vor drei bis vier Monaten prägte, ist also nicht mehr viel zu spüren. Die Gründe: Derzeit verläuft der Getreideverkauf an die Mühlen und Verarbeiter eher schleppend. Das belastet nicht nur das Tagesgeschäft mit alterntiger Ware, sondern engt auch den preislichen Verhandlungsspielraum bei Vorkontrakten stark ein. Das Angebot dürfte zunehmen. Denn Experten rechnen bei uns und in den anderen EU-Ländern mit einer deutlich größeren Erntemenge als im Vorjahr. Der Import von billigem Getreide aus Russland und der Ukraine könnte in der Saison 2004/05 wieder zunehmen wenn auch der Druck längst nicht so stark ausfallen dürfte wie 2001/02 und 2002/03. EU-Agrarkommissar Franz Fischler hat eine eventuelle Streichung der Ausfuhrerstattungen ins Gespräch gebracht, um die WTO-Verhandlungen wieder in Gang zu bringen. Es ist zwar noch nichts beschlossen, aber der Exporthandel ist tief verunsichert. Fiasko für einige Händler Doch nicht nur die Erwartungen hinsichtlich des Angebotes und der Nachfrage in den nächsten Monaten veranlasst Handel und Genossenschaften, bei den Getreidepreisen ex Ernte auf die Bremse zu treten. Es gibt Unternehmen, die sich in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2003/04 massiv verspekuliert haben. Einen Teil des finanziellen Verlustes wollen sie sich in der neuen Ernte wieder zurückholen, mutmaßt der Chef eines norddeutschen Handelshauses. In der Tat hat der Getreidemarkt etwa ab Februar/März dieses Jahres nicht mehr gehalten, was man sich von ihm versprach. Nachdem es zuvor über Monate hinweg fast so schien, als ginge es mit den Notierungen ungebrochen aufwärts, drehte sich der Wind zum Schlechteren und zwar deutlich. Das zeigt auch die Übersicht 1 auf Seite 87. Einige Marktbeteiligte haben diese Trendwende verschlafen oder einfach nicht wahrhaben wollen. Nun sitzen sie z. B. auf Weizen, den sie Anfang des Jahres für gut 16 E/dt gekauft und eingelagert haben, der mittlerweile aber eventuell nur noch 12,75 E/dt frei Mühle erzielt, so ein Branchenkenner. Dass ein aufgeheizter Markt auch schlechte Überraschungen bringen kann, haben übrigens Landwirte ebenfalls zum Teil erfahren müssen. Insgesamt waren auf der Erzeugerstufe zuletzt zwar nur noch unbedeutende Restmengen der Ernte 2003 vorhanden, meistens Weizen. Leider traf das aber nicht auf alle Betriebe zu. Angesichts der mittlerweile angefallenen Kosten für Lagerung, Schwund usw. sowie der Tatsache, dass die Erzeugerpreise fast wieder auf das letztjährige Niveau gesunken sind, ist das für die betroffenen Landwirte ein herber Schlag. Nicht voreilig die falschen Lehren aus 2003/04 ziehen! Wer sich heftig verspekuliert hat, sollte aber seine bisherige Vermarktungsstrategie dennoch nicht vorschnell zu den Akten legen, um künftig nur noch ex Ernte abzuliefern. Weiterhin gilt: Wenn der erste Angebotsschub vorbei ist, kommt normalerweise Bewegung nach oben in die Preise. Wer den richtigen Verkaufstermin trifft, wird also durchaus lukrative Lagerrenditen einstreichen können. Aber bedenken Sie: Experten gehen davon aus, dass die Preisausschläge (in beide Richtungen) bei Getreide künftig noch gravierender und kurzfristiger erfolgen werden als in der Saison 2003/04. Wer in der Hoffnung auf steigende Erlöse einlagert, kommt denn auch um eine regelmäßige Marktbeobachtung nicht herum. Neben Preis- und Hintergrundinformationen im Heft stellen wir Ihnen deshalb im Internet (www.topagrar.com) täglich die neuesten Weizennotierungen (Schlusskurse) der Warenterminbörsen Hannover (WTB), Paris (Matif) und Chicago (Cbot) zur Verfügung. Gerade die Entwicklung der Kurse an der Matif gilt in Fachkreisen als wichtiger Indikator für die Stimmung am EU-Markt freundlich oder schwach. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Terminbörsen oft zur Übertreibung neigen. Und wenn auch die Cbot bislang vor allem das Geschehen in Nordamerika sowie am Weltmarkt widerspiegelt, so gewinnt sie doch für die EU an Bedeutung. Schließlich wird in den derzeitigen WTOVerhandlungen darüber diskutiert, bestehende Handelsbarrieren weiter abzubauen. Das heißt, künftig dürfte die Preisentwicklung bei uns noch stärker direkt davon abhängen, wie z. B. die Ernten in den USA, Australien und bei anderen wichtigen Getreideexporteuren ausfallen. Überzogene Schätzung des Getreiderats? Der private Handel und die Genossenschaften messen den jeweiligen Prognosen zur internationalen Versorgungslage bei Getreide ebenfalls eine immer größere Bedeutung bei. Das gilt auch, wenn es um die Diskussion darüber geht, ob die Erzeugerpreise nach der Ernte steigen werden oder nicht. Doch aufgepasst: Die Tücke steckt bei offiziell zugänglichen Statistiken und Analysen oft im Detail. Die jüngste Schätzung des Internationalen Getreiderates (IGC) beispielsweise hat nur auf den ersten Blick vor allem Skeptikern passende Argumente geliefert. Denn bei genauerem Hinsehen wird klar, dass die voraussichtlichen Erntemengen nur die halbe Wahrheit sind: Die internationale Weizenerzeugung soll gegenüber 2003/04 um 8,3% auf 599 Mio. t steigen. Trotz eines moderaten Verbrauchszuwachses von 2,2 % ergäbe sich jedoch ein Abbau der Vorräte um gut 3% auf 124 Mio. t zum Ende der Vermarktungssaison 2004/05 (nur knapp über 20 % des Jahresverbrauchs). Bei Grobgetreide (Mais, Gerste usw.) prognostiziert der IGC ein Erntevolumen von fast 940 Mio. t ( 32 Mio. t bzw. 5,3% mehr als 2003). Das ändert jedoch nichts daran, dass sich der Bestandsabbau fortsetzt zum Ende des Betrachtungszeitraumes 2004/05 auf lediglich 123 Mio. t. Die immer kleineren Überhangbestände sind der Grund dafür, dass Marktbeobachter davor warnen, die eher skeptischen Prognosen in puncto Preisentwicklung überzubewerten. Die Vorschätzungen basieren auf der Annahme, dass die Getreide- Erntemengen besonders in der EU-25 sowie in Russland und der Ukraine erheblich größer ausfallen werden als im vergangenen Jahr. Genau das muss sich aber erst zeigen. Noch spricht zwar der gute Saatenstand für hohe Erträge, aber je nach Witterungsverlauf kann sich das Blatt auch schnell wieder wenden. Derzeit rechnen das Handelshaus Töpfer International und andere Analysten für die EU (inklusive der zehn neuen Mitgliedstaaten) mit einer Erntemenge von 256 Mio. t. Getreide (+ 37 Mio. t gegenüber dem Vorjahr), davon ca.: 117 Mio. t Weichweizen (+ 19 Mio. t), 58 Mio. t Gerste (+ 4 Mio. t), 50 Mio. t Mais (+ 9 Mio. t), 9,2 Mio. t Triticale (+ 1,2 Mio. t) und 8,4 Mio. t Roggen (+ 1,4 Mio. t). Der Drittlandsexport könnte den EU-Markt entlasten Teils werden die Mengenzuwächse dazu dienen, die EU-weit ebenfalls kräftig abgeschmolzenen Lagerbestände wieder aufzufüllen. Außerdem spricht einiges dafür, dass der Drittlandsexport besser in Schwung kommt und den Markt entlastet. US-Agrarexperten räumen der EU bei Grobgetreide bis Mitte 2005 insgesamt Chancen auf Exporte von 4,5 Mio. t ein, knapp 1 Mio. t mehr als 2003/04. Für Weizen lagen die Ausfuhrprognosen für die kommenden zwölf Monate zuletzt bei rund 15 Mio. t (Steigerung um fast 60 %).

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