Mit dem Auslaufen der Stärkemarktordnung wird der Ton unter den Marktpartnern rauer. Weil die Stärkekartoffel gegenüber Mais und Weizen an Attraktivität verliert (siehe Seite 44), bangt der niederländische Kartoffelstärke-konzern Avebe nun offenbar um seine Rohstoffbasis. Doch statt mit attraktiven Preisen zu locken, versucht die Genossenschaft, ihre Vertragslandwirte mit Sanktionen zur Lieferung zu drängen. Wer zu wenig liefert, zahlt nun eine Strafe von 125 €/t Kartoffelstärke – fünfmal mehr als nach dem alten Modell. Das Lieferrecht ist so zu einer „Hypothek“ für die Anteilseigner verkommen. Wer seine Anteile loswerden will und keinen Käufer findet, muss sogar 681 €/Anteil an die Genossenschaft zahlen, heißt es.

Mitglieder kritisieren auch die mangelhafte Kommunikation. Angeblich hätten viele Landwirte von dieser Neuregelung erst erfahren, als die Kartoffeln schon in der Erde waren.

Kein Wunder, dass es in den Gremien der Avebe kräftig rumort. Kürzlich sind fünf der zehn Beiratsmitglieder aus dem Avebe-Bezirk Prignitz-Wendland zurückgetreten. Sie hatten sich gegen das neue Preismodell ausgesprochen und suchten nun die sachliche Auseinandersetzung mit dem Vorstand. Eine Diskussion sei abgelehnt worden, und der Vorstand habe den Kritikern unter Androhung von Sanktionen den Rücktritt nahegelegt, berichtet ein ehemaliges Bezirksratsmitglied. Peitsche statt Zuckerbrot scheint bei Avebe Methode zu haben.