Etliche Viehhalter setzen auf fallende Kurse und ordern deshalb nur ihren kurzfristigen Mischfutterbedarf. Hayo Wessel und Dr. Vinzenz Bauer, LWK Niedersachsen, sehen vorerst aber nur wenig Preisspielraum nach unten.
Es hätte so schön sein können: Weltweit wurde viel Getreide und Soja geerntet, es müsste also beim Mischfutter Preisdruck geben. Das erwarteten nicht nur Viehhalter. Auch erfahrene Analysten verkündeten immer wieder, jetzt gehe es mit den Preisen abwärts. Meistens hielten sich die Korrekturen nach unten aber in Grenzen – sinkende Rohstoffkosten werden von den Mischern nun mal langsamer eingepreist als steigende. Und momentan sprechen die Verarbeiter sogar wieder über anziehende Futtermittelkurse. Warum ist das so? Wie geht es weiter?
Getreide ist teurer als erwartet.
Es gibt zwar noch Beobachter, die nach wie vor mit spürbaren Preissenkungen am Mischfuttermarkt rechnen. Sie begründen dies mit immer höheren Produktionsmengen bei Getreide und Soja in der laufenden Saison. Das amerikanische Agrarministerium (USDA) hat seine weltweiten Ernteschätzungen in der Tat erst kürzlich wieder heraufgesetzt. Die Terminkurse haben denn auch bei uns sowie in Übersee nachgegeben. Kurz darauf haben sie sich aber wieder erholt, denn es gibt auch etliche Faktoren, die die Preise festigen.Dazu gehört in erster Linie die stetig steigende globale Nachfrage nach Futtergetreide und Soja. Das gilt laut USDA vor allem für Länder wie China und Indien. Aber auch traditionelle Handels-partner der EU, z. B. arabische Länder, müssen immer mehr Getreide importieren. Je mehr Ware über den Export aus der EU abfließt, desto weniger drückt die unbestritten hohe EU-Ernte 2014 auf die Preise bei uns. Wenn Exporteure und Futtermischer sogar noch um die gleichen Qualitäten rangeln, dann kann es teuer werden.
Der schwache Kurs des Euro im Vergleich zum US-Dollar verhagelt den hiesigen Mischfutterherstellern in dieser Saison die Bilanz in puncto Rohstoffkosten sogar doppelt:
- Europäisches Getreide wird am Weltmarkt gegenüber anderen Herkünften wettbewerbsfähiger – der Angebotsdruck aus Russland und der Ukraine ist ohnehin vorbei. Unsere Ausfuhren bewegen sich denn auch auf Rekordniveau, und genau das setzt hiesige Verarbeiter unter Zugzwang. Diese sind längst nicht so gut versorgt, wie sie behaupten. Sie müssen also bei ihren Einkaufspreisen nachbessern, und zwar nach oben.
- Importkomponenten, z. B. Sojabohnen und -schrot, die normalerweise in Dollar abgerechnet werden, verteuern sich bei der Umrechnung in Euro. „Wir hatten in der Tat beim Soja Phasen, in denen die Weltmarktpreise in US-$ leicht nachgaben, aber in der Euro-Zone musste man sogar mehr ausgeben“, bestätigt ein Großhändler. Das gelte auch für andere Importe.
Aber nicht nur Umrechnungskurse oder Exportmengen spielen eine Rolle, sondern auch die Logistik. Wenn z. B. in Brasilien Verladehäfen bestreikt werden oder der Lkw-Transport ruht, kommt die große Sojaernte nur zögernd bei uns an. Preiszugeständnisse sind dann kaum durchzusetzen.