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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

das Aktuelle Interview

Lesezeit: 3 Minuten

Drittlandmais, der mit Schimmelpilz-Gift belastet war, hat die Futtermittelbranche und die Landwirtschaft in die Bredouille gebracht. Bernhard Krüsken, Deutscher Verband Tiernahrung e.V., steht Rede und Antwort.


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Von 45 000 t belastetem Mais sollen zwar „nur“ 10 000 t durchgehandelt worden sein. Trotzdem: Wie können so große Mengen ins Futter gelangen?


Krüsken: Bei solchen Käufen ist es üblich, sich Ergebnisse von Untersuchungen auf Schadstoffe vorlegen zu lassen. Das ist auch hier erfolgt, und die vorgelegten Zertifikate wiesen eine geringe Aflatoxin-Belastung weit unterhalb der Grenzwerte aus. Die Belastung der Partie war jedoch nicht gleichmäßig. An den jetzt vorliegenden Ergebnissen ist auch zu sehen, dass nur ein Teil als kritisch einzustufen war.


Wird beim Einkauf nicht beprobt?


Krüsken: Gerade Importware lässt sich normalerweise sowohl bei Verladung am Ursprung als auch beim Entladen in der EU sehr gut kontrollieren. Das sind klassische „Flaschenhälse“. Wir fragen uns natürlich, ob im aktuellen Fall mit der gebotenen Sorgfalt gearbeitet worden ist und ob alle vorhandenen Informationen auch ordnungsgemäß weitergegeben worden sind.


Wie viele Proben werden normalerweise bei einer Menge von 45 000 t gezogen?


Krüsken: Das hängt z. B. vom Transportweg und der Anzahl der Einzellieferung ab. Deshalb lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten. Wir schätzen die Gesamtzahl der Aflatoxin-Routineuntersuchungen, die die Futtermittelindustrie bei uns selbst durchführt, auf 250 bis 300 pro Monat.


Reicht das wirklich?


Krüsken: Es ist weniger eine Frage der Probenmenge als der richtigen Verteilung der Proben auf die Risiken. Die Stufen der Futtermittelkette müssen bei der Kontrolle zusammenarbeiten. Jeder muss seine Ware verlässlich kontrollieren. Wird der Fehler einer Stufe erst von der nächsten entdeckt, ist der Schaden deutlich größer. Das war hier der Fall!


Hätte man angesichts der Herkunft und bestehender Warnungen nicht vorsichtiger sein müssen?


Krüsken: Absolut! Genau das war die Erwartung an den Importeur.


Wie hoch ist der Schaden und wer steht dafür gerade?


Krüsken: Der Vertrauensschaden ist gewaltig! Wir haben noch keine verlässliche Schätzung der wirtschaftlichen Schäden. Rechtlich ist die Sache klar: Verantwortlich ist der Inverkehrbringer der fehlerhaften Ware. Das ist der Importeur, der somit für die Schäden aufkommen muss.


Ist diese Sache damit vom Tisch oder drohen weitere „Mais-Geisterschiffe“?


Krüsken: Da das Aflatoxin–Problem in Serbien ein sehr großes Ausmaß hat, muss damit gerechnet werden, dass solche Ware auch unter anderer Flagge im Markt unterwegs ist. Die Kontrolldichte ist deshalb jetzt deutlich erhöht worden. Wir haben unseren Mitgliedern empfohlen, bei Mais vom Handel nicht nur Herkunftsangaben zu verlangen, sondern diese auch schärfer zu prüfen.


Was muss sich in der Futtermittelbranche ändern, um solche Vorfälle künftig auszuschließen?


Krüsken: Kontaminationsfälle und Fehlverhalten werden immer wieder auftreten. Entscheidend ist, so etwas früher zu erkennen und die Schäden zu begrenzen. Dazu müssen z. B. die Kontrollen am Anfang der Futterkette und das Netz der Monitoringuntersuchungen für den Handel dichter geknüpft werden. Verbesserungspotenzial gibt es auch beim Informationsfluss im Krisenfall. Genauso wichtig ist aber eine andere Kultur im Umgang mit Fehlern. Zurückhalten von Informationen über kritische Belastungen und der Versuch des Aussitzens solcher Situationen dürfen in der Lebensmittelkette nicht geduldet werden. Auf der anderen Seite müssen auch Politik und Behörden der Versuchung widerstehen, sich über Skandalisierung zu profilieren, denn dabei werden die tatsächlichen Schwachstellen häufig übersehen.


Bernhard Krüsken, Geschäftsführer des DVT

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