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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Der Getreidemarkt wartet auf belebende Impulse

Lesezeit: 8 Minuten

Die Notierungen für Brot- und Futtergetreide haben sich zuletzt stabilisiert. Dies ist aber vor allem dem geringen Angebot geschuldet. Die Nachfrage enttäuscht immer noch auf ganzer Linie.


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Am 1. November beginnt in der EU die Getreideintervention – Gerste kann 2009/10 noch unbegrenzt aufgenommen werden, bei Weizen gilt eine Höchstmenge von 3 Mio. t. Und die meisten Marktkenner gehen fest davon aus, dass etliche Mengen angedient werden. Schließlich winken bei der Intervention aus heutiger Sicht oft attraktivere Erlöse als bei „normaler“ Vermarktung. Das gilt nicht nur für Futtergerste, vereinzelt kratzt selbst Weizen preislich am Interventionsniveau.


Fakt ist: Bis auf wenige Ausnahmen standen die Notierungen für Brot- und Futtergetreide in den letzten Monaten unter Druck. Immer wieder hatten Preisübersichten nur eine Halbwertzeit von Stunden. „Eben erst gedruckt und doch schon wieder überholt“, bestätigt ein Beobachter. In einigen Regionen Deutschlands wurden die Erzeugerpreise durch Erfasser so weit gedrückt – für Gerste wurden stellenweise weniger als 75 €/t geboten und magere 85 €/t für Weizen – dass sich die Andienung zur Intervention jetzt geradezu anbietet. Besonders dann, wenn das Getreide schon beim potenziellen Lagerhalter liegt. Dies dürfte vor allem im Osten relativ häufig der Fall sein.


Aber so übervoll, wie es immer wieder dargestellt wird, sind die Getreideläger des Erfassungshandels anscheinend nicht. Dafür sprechen z. B. diese zwei Indizien:


1. In potenziellen Interventionsregionen (vor allem im Osten) ist seit einigen Tagen keine Rede mehr von regelrechten Abwehrpreisen für interventionsfähige Gerste unterhalb der 80 €-Linie. Zumindest an der Unterkante der Preisspannen wurde dort aufgebessert.


2. Plötzlich jammern die ersten Erfasser, „die Verkaufsbereitschaft der Erzeuger ist sehr unterentwickelt“. Und „man sollte doch Vermarktungs-Chancen nicht ungenutzt verstreichen lassen“. Das gilt für so genannte Hafenplätze ebenso wie für andere, tendenziell absatzstärkere Standorte.


Gleichzeitig setzen die Abnehmer zwar alles daran, Landwirten keine Hoffnungen auf eventuellen Preisspielraum nach oben zu machen. Daran sei zumindest in absehbarer Zeit nicht zu denken, heißt es. Aber dass die Notierungen mitt­lerweile wohl am Tiefpunkt angekommen sein dürften, wird auch in Handelskreisen nicht mehr bestritten. Und bei bestimmten Qualitäten, so wird gemunkelt, werde spätestens nach dem Jahreswechsel möglicherweise wieder etwas „gehen“ – auch bei den Preisen.


Weizen – nutzen Sie preisliche Zwischenhochs!


Einige Marktbeteiligte sehen z. B. bei Mühlenweizen schon den einen oder anderen Silberstreif am Horizont, und zwar nicht nur, weil die Intervention im weiteren Verlauf eine gewisse Entlastung verspricht. Sie rechnen nämlich damit, Ende November/Anfang Dezember wieder passenden Weizen bei den heimischen Verarbeitern platzieren zu können. „Und sei es auch nur in Form von Vorkontrakten fürs Frühjahr 2010“, sagt ein Makler. Die dafür notwendige Rohstoffdecke müsse man sich aber schon vorher sichern, was durchaus zu Bewegung bei den Erzeugerpreisen führen könne.


Sicher ist das zwar nicht, aber Weizenerzeuger, die noch in diesem Jahr Teilmengen vermarkten wollen oder müssen, sollten das Marktgeschehen in den nächsten Wochen genau im Auge behalten: An den Warenterminbörsen (z. B. Matif) haben die Kurse zuletzt einen Steigflug eingeleitet. Leider hat sich dieser freundliche Trend bis zum Redaktionsschluss kaum auf die Erzeugerpreise ausgewirkt. Sie finden die aktuellen Matif-Terminkurse und viele weitere aktuelle Marktinformationen auf unserer Markt-Hotline unter www.topagrar.com im Internet. Für Abonnenten ist der Zugang kostenlos.


Wichtig: Agieren Sie unbedingt mit Bedacht! Falls sich die Erzeugerpreise für Brotweizen in der Tat etwas erholen sollten, heißt das nicht, dass damit automatisch eine anhaltende Wende zum Besseren eingeläutet wird. Es wäre also vermutlich falsch, geplante Verkäufe in der Hoffnung auf weitere Preissteigerungen wieder auf die lange Bank zu schieben. Wenn überhaupt, dann dürfte es kurzfristig wohl nur einen begrenzten Spielraum nach oben geben.


Spitzenweizen nicht verschleudern!


Denn am vorerst eher reichlichen Angebot gibt es zumindest auf den ersten Blick nichts zu deuteln. Der Dachverband des europäischen Getreide- und Ölsaatenhandels (Coceral) bezifferte die Weichweizenernte 2009 der EU-27 in seiner jüngsten Hochrechnung auf rund 131 Mio. t (vgl. Übersicht auf Seite 152). Das wären zwar rund 10 Mio. t weniger als im Jahr 2008, es läge aber deutlich über dem langjährigen Schnitt. Außerdem verzeichnen nicht alle führenden EU-Weizenproduzenten Rückgänge:


Frankreich soll mit 37,5 Mio. t sogar leicht über der Vorjahreslinie liegen;


Deutschland bleibt mit ca. 25 Mio. t nur 3,5 % unter der Ernte von 2008;


Großbritannien fällt mit 14,2 Mio. t, was einem Minus von 18,5 % entspricht, zwar schon etwas deutlicher zurück;


Polen, die Nummer 4 der EU-Weizenanbauer, hat aber dafür die Erzeugung um 9 % auf 9,7 Mio. t gesteigert.


Die Ausschüsse der EU-Bauern- und Genossenschaftsverbände COPA und COGECA beziffern die Weichweizenernte auf 128,7 Mio. t und liegen damit ca. 2 Mio. t unter der Coceral-Schätzung. Grund sind unterschiedliche Annahmen bei den Anbauflächen und Flächenerträgen. Unterm Strich sehen jedoch auch COPA und COGECA den Markt bis auf Weiteres gut versorgt. Diese Ansicht teilen auch die meisten anderen Analysten.


„Aber in dieser Saison ist Weizen nicht gleich Weizen“, sagt einer von ihnen. Bei Futterqualitäten sowie B-Ware mit eher mäßigen Proteinwerten unter 11 bis 11,5 % sieht er in den kommenden Monaten allenfalls moderaten Preisspielraum nach oben, wenn überhaupt. „Diesen Weizen würde ich verkaufen, sobald man auch nur halbwegs passende Preise erzielen kann“, so die Empfehlung. Und das könne in frachtfernen Überschussregionen schon ab 92 bis 95 €/t frei Gosse der Fall sein. Für mühlenfähigen Weizen mit mindestens 12 % Protein und mehr seien solche Offerten hingegen kaum attraktiv. Hier beginne die „Musik“ je nach Standort erst ab 97 bis 100 €/t. In Gebieten mit hoher Nachfrage solle man mindestens eine 100 vorm Komma anpeilen.


Wer das nicht erzielen kann, sollte in der Tat mit dem Verkauf noch etwas warten. Branchenkenner rechnen nämlich mit einer zunehmenden Nachfrage der europäischen Mühlen nach Weizen mit hohen Proteinwerten. „Außerdem sind das die Qualitäten, mit denen wir den russischen Konkurrenten am Weltmarkt Paroli bieten können“, sagt ein norddeutscher Großhändler.


Aus diesem Grund rechnet er auch damit, dass sich die Kurse für A-Weizen mit mindestens 13,5 % Protein und für E-Partien künftig noch stärker vom mittleren B-Weizen-Preisniveau abheben werden. A-Weizen erzielte zwar zuletzt immer noch eher magere Prämien, die sich je nach Gebiet zwischen 5 und 10 €/t bewegten. Für E-Qualitäten wurden zumindest auf der Großhandelsstufe hingegen schon Zuschläge zwischen 25 und 50 €/t ausgelobt. Bleibt zu hoffen, dass das auch bei den Erzeugern ankommt.


Prinzip Hoffnung bei Roggen und Futtergetreide


Dass eventuelle Preissteigerungen an sie durchgereicht werden, hoffen auch Landwirte, die noch Roggen, Gerste, Triticale und Co. im Lager haben. Aus heutiger Sicht grenzt es aber fast schon an Zweckoptimismus, wenn man die Marktsituation bei diesem Getreide nur mit „durchwachsen“ charakterisieren würde. Tatsache ist: Bis auf wenige Ausnahmen ist die Lage desolat.


Die meisten Verarbeiter scheinen vorerst gut versorgt zu sein und stehen nach wie vor auf der Preisbremse. „Leichte Bewegungen auf der Großhandelsstufe waren zuletzt den Niedrigwasserzuschlägen geschuldet, nicht der Nachfrage“, erklärt denn auch ein westdeutscher Makler. Trotzdem beurteilen er und andere Händler die weitere Marktentwicklung je nach Getreideart unterschiedlich:


„Trist, aber nicht vollkommen hoffnungslos“ bei Futtergerste, Mais und stellenweise sogar für Roggen. Denn bei Gerste greift bald die Intervention. Die deutsche Maisernte liegt mit 4,37 Mio. t laut Coceral deutlich unter der des Vorjahres. Und Roggen ist mittlerweise so billig geworden, dass er sowohl im energetischen Bereich als auch im Mischfutter absolut konkurrenzfähig zu anderen Rohstoffen ist.


„Bedenklich und ohne erkennbare Aussicht auf kurzfristige Besserung“ bei Triticale, Braugerste sowie bei Futterweizen. Triticale und Braugerste werden in der Tat nach wie vor mit regelrechten Abwehrgeboten seitens der Mischfutterfirmen bzw. der Mälzereien belegt. Diese wähnen sich nämlich mehr als reichlich versorgt, und zwar nicht nur mit Ware aus deutschem Anbau. Ein großes Angebot macht Futterweizen ebenfalls relativ schwer zu schaffen. Kein Wunder, schließlich soll auch ein Teil der Brotweizen­ernte des Jahres 2009 mangels Protein eher fürs Viehfutter als fürs Brot oder Brötchen geeignet sein.


Vieles ist zwar noch Spekulation, da Märkte immer wieder die eine oder andere Überraschung parat haben. Es ist aber in der Tat fraglich, dass es sich lohnt, Futtergetreide und Roggen mit ins nächste Jahr zu nehmen. Die Kosten für Lage-rung, Schwund usw. werden schließlich auch mit jedem Monat höher. Klartext: Sie sollten sich zwar nicht mit Dumpingpreisen abspeisen lassen, aber fair erscheinende Offerten zumindest in Erwägung ziehen. Peilen Sie als Orientierung die obere Hälfte der auf Seite 153 aufgelisteten Erzeugerpreise an.


Jörg Mennerich

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