Die Wiederauferstehung der Hülsenfrüchte ist mehr als ein Strohfeuer, sind Katrin Stevens und Petra Zerhusen-Blecher von der FH Südwestfalen überzeugt.
Seit zwei Jahren steigt der Anbau von Körnerleguminosen. Wie nachhaltig ist diese Entwicklung?
Stevens: Körnerleguminosen sind ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Landwirtschaft. Sie lockern wintergetreidelastige Fruchtfolgen auf und haben durch das Greening einen echten Aufwärtstrend erlebt. Marktimpulse, wie die GVO-freie Fütterung rücken stärker in den Vordergrund und erhöhen die Nachfrage.
Die EU-Kommission will den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Ökologischen Vorrangflächen verbieten. Welche Folgen hat das für den Anbau?
Zerhusen-Blecher: Die Anbauflächen von Erbsen und Ackerbohnen haben sich seit 2014 mehr als verdoppelt. Ein Verbot auf ÖVF wäre ein Rückschlag für diesen positiven Trend. Aber auch andere Agrarumweltmaßnahmen, wie z.B. die „Vielfältigen Kulturen“ haben Leguminosen attraktiver gemacht. Auf solchen Flächen ist der Pflanzenschutz weiterhin erlaubt. Und es gibt inzwischen gute Vermarktungswege, sodass viele Landwirte auch ohne Anrechnung im Greening dem Anbau treu bleiben dürften.
Wie stabil sind die neuen Absatzwege?
Zerhusen-Blecher: Die Vermarktungskonzepte stützen sich vor allem auf „Regionalität“ und „GVO-freie Fütterung“. Die Lebensmittelindustrie signalisiert, dass sie gerne noch mehr Ware annehmen würde. Grundsätzlich besteht nicht das Problem, einen Abnehmer zu finden. Jedoch sind die angebotenen Chargen oft nicht groß, und eine kontinuierliche Anlieferung kann selten gewährleistet werden. Die Preisfindung ist deswegen oft schwierig. Im vergangenen Jahr lagen die Erzeugerpreise bei Erbsen zwischen 17,50 € und 23 € je dt. Bei Ackerbohnen war die Schwankungsbreite von 14,70 € bis 21,85 € je dt noch größer.
Was tut die Wissenschaft, damit die Attraktivität der Körnerleguminosen steigt?
Stevens: Das BMEL fördert im Rahmen seiner Eiweißpflanzenstrategie Forschungsprojekte, die die Anbausicherheit erhöhen, neue Verwertungs- und Vermarktungswege erschließen und neue Impulse für die Züchtung geben. Im Rahmen des Demonetzwerk Erbse/Bohne befassen wir uns aktuell mit der Wirtschaftlichkeit. Auswertugen der FH SWF zeigen, dass die Leguminosen in vielen Betrieben mit Getreide konkurrieren können. Natürlich geht es aber aber auch um akute Probleme im Anbau, wie z.B. den Virenbefall.
Was tut sich in der Züchtung?
Zerhusen-Blecher: In der Vergangenheit wurden viele Programme zurückgefahren. Trotzdem wurden Fortschritte bei der Standfestigkeit, dem Kornertrag und der Hülenplatzfestigkeit erzielt. Durch den steigenden Anbau nimmt die Sache wieder Fahrt auf. Neue Sorten werden zugelassen und eingestellte Programme reaktiviert. Erhöhter Forschungsbedarf besteht aber noch für Winterungen. Wir warten noch auf den Durchbruch von winterharten Sorten.-ho-