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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Diese Getreidepreise werden bei uns diskutiert

Lesezeit: 6 Minuten

Der Markt ist aufnahmefähiger als gedacht. Das gilt nicht nur für Weizen, sondern eventuell auch für Gerste und anderes Getreide. Raps erzielt schon Aufschläge.


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Mit einer deutschen Gerstenernte von 11,6 Mio. t (davon 2,1 Mio. t Sommergerste) rechnet der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). Das entspricht gegenüber dem letzten Jahr zwar einem Rückgang um 2,9 %. Skeptiker gehen aber von stärkeren Einbußen aus. Nicht nur auf leichten Standorten, z. B. in Brandenburg, gebe es Trockenschäden bei der Gerste, heißt es. Der DRV habe mit einem Durchschnittsertrag von 60,8 dt/ha vermutlich etwas zu hoch gegriffen.


Für Futtergerste wurden zuletzt je nach Region Ex-Ernte-Kurse zwischen 95 und 115 €/t frei Erfasser diskutiert (o. MwSt.). In Veredlungshochburgen wurden vereinzelt auch bis knapp 125 €/t genannt. Und ostdeutsche Abnehmer sollen ab Hof 110 bis 115 €/t geboten haben, um die entsprechenden Partien dann anschießend für 130 €/t franko Holland durchzuhandeln.


Ohne solche Gegengeschäfte blieben die Erzeugerpreise ab Station meistens unter 110 €/t. Kein Wunder, wurden doch franko Seehafen Hamburg oder Rostock Großhandelsabgabekurse von 115 bis maximal 117,50 €/t ex Ernte besprochen.


Gerste: Nicht billig abspeisen lassen!


Wie sind diese Preise einzustufen? Landwirte, die direkt nach dem Drusch verkaufen – weil Lagerraum fehlt oder aus finanziellen Gründen – sollten sich die genannten Preise zumindest für einen Teil ihrer Ernte sichern. Selbst Optimisten schließen nicht aus, dass während der erntebedingten Verkaufswelle zeitweilig Druck aufkommen könnte. Zum Beispiel dann, wenn viel Gerste feucht gedroschen wird und getrocknet werden muss.


„Ich mich würde aber selbst in frachtfernen Überschussgebieten vorerst nicht mit weniger als 95 bis 100 €/t abspeisen lassen“, sagt ein Marktbeobachter. Bei solchen Preisen rät er, einzulagern und erst im Herbst mit dem Verkauf zu beginnen. Eventuell sei dann aus folgenden Gründen wieder mehr zu erzielen:


Für EU-Futtergerste könnten sich gute Exportchancen ergeben, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent. Saudi-Arabien, Gerstenimporteur Nr. 1, dürfte 2009/10 rund 7,5 Mio. t einführen (200 000 t mehr als im Vj.). Insgesamt wird der Welt-Gerstenhandel auf 17 Mio. t beziffert.


Russische und ukrainische Händler haben zwar angekündigt, viel exportieren zu wollen. Gleichzeitig haben sich die jeweiligen Regierungen aber auf die Fahnen geschrieben, die Viehwirtschaft in Schwung zu bringen. Eventuell steht also weniger Gerste für die Ausfuhren zur Verfügung als bisher angenommen.


Indirekt könnten die Gerstennotierungen bei uns mittelfristig auch von den festen Vorgaben des internationalen Maismarktes profitieren. Je mehr Mais nämlich in energetische Kanäle wandert – egal ob es sich um Ethanol oder Biogas handelt – desto teurer wird er und desto intensiver muss sich die Mischfutterindustrie um Alternativen für ihre Rezepturen bemühen.


Damit kein falscher Eindruck entsteht: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir schon bald wieder über Gerstenkurse sprechen wie in der Saison 2007/08. Landwirte sollten halbwegs passende Erlöse deshalb nicht vorschnell ablehnen. Aber etwas Luft nach oben könnte sich bei den Preisen im kommenden Herbst/Winter durchaus ergeben. Gleiches gilt für anderes Futter-getreide. Die große Frage ist nur, ob es nicht trotzdem besser wäre, vorhandene Lagerkapazitäten für Brotgetreide zu reservieren?


Relativ bedeckt halten sich Marktkenner, wenn es um die weiteren Preisaussichten bei Roggen geht. Für Brotroggen waren ex Ernte zuletzt je nach Standort oft nicht mehr als 95 bis 110 €/t frei Erfasser im Gespräch, ab Hof bis 115 €/t.


Bei einem normalen Witterungs- und Ernteverlauf dürfe es kein Problem sein, den Brotroggen-Bedarf der deutschen Verarbeiter in Höhe von rund 900 000 t zu decken, heißt es in Handelskreisen. Das spreche gegen Preisspielraum nach oben. Gleiches gelte für Roggen, der ins Futter oder in die Energieschiene gehe. Falls die Roggenqualität regelrecht ins Wasser falle (gemeint sind niedrige Fallzahlen, Auswuchs usw.), könnten schwache Partien preislich sogar deutlich unter das Gerstenniveau durchpendeln, unken Skeptiker.


Optimismus bei Brotweizen


Vieles ist noch reine Spekulation. Aber im Gegensatz zum Roggen überwiegt hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung beim Brotweizen durchaus Optimismus. Wenn auch nicht auszuschließen ist, dass die Erzeugernotierungen während der Ernte zeitweilig doch wieder etwas nach unten durchpendeln.


Landwirte, denen 125 bis knapp über 140 €/t ex Ernte geboten werden – regional waren zuletzt sogar noch höhere Kurse im Gespräch –, sollten sich überlegen, diese Preise für Teilmengen festzuzurren. „Damit schreibt man trotz der gestiegenen Betriebsmittelkosten mehr als eine schwarze Null“, so ein Berater. Mit deutlich weniger solle man sich allerdings auch nicht abspeisen lassen. Das gelte sogar für Süddeutschland, wo die Erzeugerkurse für Weizen dem allgemeinen Trend im Mai etwas hinterher hinkten.


Niemand kann garantieren, dass bis zum Herbst/Winter wirklich attraktive Lagerrenditen beim Brotweizen realisiert werden. Und Erzeugererlöse von 200 €/t und mehr sind vorerst leider nicht in Sicht. Aber Folgendes macht zumindest Hoffnung, dass der feste Trend hält:


Es sollen EU-weit schon Exportlizenzen für mehrere Mio. t neuerntigen Weizen gezogen worden sein.


Man munkelt, die Ukraine habe erneut mit massiven Qualitätsproblemen beim Weizen zu kämpfen und werde uns deshalb allenfalls mit Futterware in Drittländern in die Quere kommen.


Von überquellenden EU-Interventionslägern, die wie ein Damoklesschwert wirken könnten, kann keine Rede sein.


Die meisten Beobachter unterstellen in ihren Angebotshochrechnungen gute bis sehr gute durchschnittliche Erntequalitäten bei uns und in anderen EU-Ländern. Wenn weniger Weizen als üblich backfähig sein sollte, könnte es sogar kräftig mit den Preisen aufwärts gehen.


Raps tendiert fest


Auch beim Raps sehen Optimisten durchaus Preisspielraum nach oben, wenn der erste erntebedingte Verkaufsschub vorbei ist. Der Markt werde auch hohe Produktionsmengen problemlos verkraften, heißt es. Das gelte besonders, wenn die Weltwirtschaft anspringe und damit der Bedarf an Energie steige. Eventuell streite man sich ja im nächsten Jahr schon wieder über „Teller oder Tank“.


In der Tat: Es könnte durchaus sein, dass sich die Erzeugernotierungen für Raps bei uns im Spätherbst/Winter deutlich oberhalb der Marke von 300 €/t bewegen. Derzeit können Sie 290 bis 310 €/t zur Ernte festschreiben, und dass sollten Sie zumindest für Teilmengen auch tun. Denn Preise kennen nicht nur eine Richtung. Wer sich verspekuliert, muss dies eventuell teuer bezahlen.Jörg Mennerich

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