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Fleischmärkte in Unruhe

Lesezeit: 6 Minuten

2015 soll der globale Fleischmarkt nur noch halb so schnell wachsen wie gewohnt. Die US-Regierung erwartet uneinheitliche Entwicklungen. Heribert Breker von der LWK NRW hat die neuesten Prognosen ausgewertet.


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Die Erzeugerpreise für Fleisch enttäuschen derzeit. Vor allem das fehlende Russlandgeschäft drückt auf die Stimmung am Markt. Ob das 2015 besser wird, hängt insbesondere von unserer Konkurrenz in Amerika und der Nachfrage in Asien ab. Grund genug, sich den neuen Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) genauer anzuschauen.


Rindfleisch auf dem Rückzug?

Weltweit hatte sich die Erzeugung von Rindfleisch in den letzten drei Jahren etwas erholt. Dieser Trend soll sich 2015 nicht fortsetzen. Die Produktion wird demnach deutlich um 1,4 % sinken, sagen die US-Experten (Übersicht 1). Die Entwicklung in den wichtigsten Rindfleischregionen ist aber unterschiedlich:


  • In den USA geht es weiter bergab. Den Rinder-Farmern haben Dürren und hohe Kraftfutterpreise in den letzten Jahren zugesetzt. Die US-Herden schrumpfen 2015, sodass 2,3 % weniger Rindfleisch auf den Markt kommt. Dabei lagen die Rindfleischpreise zuletzt mit über 5 € je kg SG auf Rekordniveau.
  • Brasilien als weltgrößter Exporteur dürfte die Produktion hingegen um rund 3 % ausbauen. Das Russlandgeschäft treibt dort die Preise an.
  • Die Produktion in Indien soll 2015 an Schwung verlieren. Erzeugung und Export wachsen aber noch immer um 3,6 bzw. 5 % im Vergleich zum Vorjahr.
  • Trockenheit hatte in Australien zuletzt zu höheren Schlachtzahlen und dem Abbau der Rinderherden geführt. 2015 gibt es weniger Schlachttiere.
  • In Argentinien hat sich die Erzeugung zwar stabilisiert. Die starke Flächenkonkurrenz zwischen Weide auf der einen und Mais und Soja auf der anderen Seite verhindert aber, dass die Gauchos wieder mehr Rinder halten. Außerdem lähmen die hohe Inflation und der Staatsbankrott die Agrarwirtschaft.


Und was passiert bei uns? In der EU ist Rindfleisch seit jeher ein Koppelprodukt der Milchviehhaltung. Durch die hohen Milchpreise und das bevorstehende Quotenende sind Bestände und Produktion zuletzt sogar gestiegen. Für 2015 erwartet die EU-Kommission aber wieder einen leichten Rückgang um 0,7 %. Die EU bleibt Nettoimporteur.


Auf der Nachfrageseite sind im kommenden Jahr vor allem China und Russland interessant. Für China und Hongkong prognostizieren die US-Experten 2015 einen zusätzlichen Importbedarf von 14 % auf dann 1,265 Mio. t.


Russlands Einfuhren fallen hingegen von über 1 Mio. t vor zwei Jahren auf nur noch 825 000 t im kommenden Jahr. Die fehlenden Lieferungen aus der EU kann Moskau offenbar durch brasilianische Ware nur teilweise ersetzen. Für deutsche und europäische Rinderhalter bleibt aber ein Wermutstropfen. Ihre Preisaussichten sind deutlich trüber als im Rest der Welt. Die EU-Kommisson erwartet 2015 kaum bessere Preise als im laufenden Jahr.


Schweinemarkt gebremst:

Auf bessere Preise warten auch die Schweinehalter. Impulse dafür könnte der Weltmarkt liefern. Sicher scheint bisher aber nur, dass die Produktion von Schweinefleisch weltweit mit 1,1 % etwas langsamer wächst als in den Vorjahren.


Verantwortlich dafür ist vor allem China. Dort haben die Erzeuger nach verlustreichen Monaten ihre Sauenherden um rund 9 % im Jahresvergleich abgestockt. Aktuell sind die Preise mit rund 2,50 € je kg SG wieder kostendeckend, sodass schon 2015 die Erzeugung moderat um etwa 1,5 % steigen soll. Da aber gleichzeitig der Verbrauch um 2,2 % anzieht, steigen unterm Strich die Importe um geschätzte 17 % auf dann 1 Mio. t für China und 360 000 t für Hongkong (siehe Übersicht 2).


Davon profitieren voraussichtlich auch hiesige Schweinehalter. Demnach sollen die EU-Ausfuhren nach USDA-Prognose um 2,3 % gegenüber dem schwachen Jahr 2014 zunehmen. Im Gegensatz dazu rechnet die EU-Kommission in ihrer Vorschätzung nur mit stagnierenden Exportmengen. Wer Recht behält, wird sich zeigen.


US-amerikanische Schweinehalter machen sich um den Absatz derzeit wenig Sorgen. Ihr Inlandsmarkt ist wegen der PEDv-Seuche knapp versorgt, sodass Betriebe, die nicht betroffen sind, richtig Kasse machen. Kein Wunder, dass die Produktion im nächsten Jahr um 5 % steigen soll. Mit Absatzproblemen rechnen die Amerikaner aber auch dann nicht, denn Schweinefleisch ist zurzeit ein willkommener Ersatz für knappes und teures Rindfleisch. Der Schweinefleischverbrauch soll jedenfalls um 5 % steigen.


Noch besser läuft es momentan für Brasilien. Bei Schweinefleisch sind die Südamerikaner wichtigster Ersatz-Lieferant Russlands. Um ein Fünftel sollen die brasilianischen Exporte 2015 auf 700 000 t steigen. Bei Schweinepreisen von 2 €/kg SG, fallenden Futterkosten und schwacher Inlandswährung schießen die Gewinne durch die Decke.


Die Brasilianer können die Versorgungslücke in Russland aber auch nur zu einem Drittel schließen, sodass die Russen 2015 wohl deutlich weniger Fleisch auf den Teller bekommen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Moskau die eigene Produktion um 6 % ausbauen dürfte.


Der EU hilft das aber auch nicht. Auf absehbare Zeit bleibt der russische Markt wohl gesperrt. Chancen hat EU-Schweinefleisch deshalb eher in Fernost. Schon im laufenden Jahr konnte in Japan, Südkorea und den Philippinen etwa 120 000 t Schweinefleisch mehr absetzt werden. Zumindest in Südkorea und den Philippinen scheint es noch etwas Luft zu geben.


Geflügelmarkt wächst:

Der Geflügelmarkt wächst im Vergleich weiterhin am schnellsten. Die Zunahmen bleiben allerdings mit plus 1,5 % hinter den Vorjahreswerten zurück. Interessant ist, dass die Geflügelhaltung nicht mehr nur bei den Platzhirschen wie Brasilien, USA und der EU auf dem Vormarsch ist, sondern auch bei aufstrebenden Ländern wie Argentinien, Thailand und der Türkei. Ihr Anteil am Welthandel mit Geflügelfleisch steigt stetig.


Die Türken haben beispielsweise seit 2010 ihre Erzeugung um 25 % ausgebaut. Fast ein Viertel der produzierten Ware geht mittlerweile in den Export – vor allem in den Nahen Osten. Dort verdrängen sie zunehmend traditionelle Lieferländer, da sie kurze Transportwege haben und Halal-Fleisch liefern.


Sie treffen damit den Geschmack von Ländern wie Saudi Arabien, Irak und den Vereinigten Emiraten, wo hohes Wirtschaftswachstum, steigende Einkommen und anspruchsvollere Verzehrgewohnheiten den Verbrauch ankurbeln. Allein in diesen drei Ländern wird ein Viertel des Welthandels mit Geflügelfleisch abgewickelt.


Vom wachsenden Welthandel profitieren die USA und die EU im kommenden Jahr kaum. Zwar dürfte die Erzeugung in beiden Ländern um 2 bis 3 % zulegen. Die zusätzliche Ware geht aber fast vollständig in den Inlandsverbrauch. Kein Wunder, denn preislich liegen Europäer und Amerikaner derzeit rund 50 % über den Hähnchenfleischangeboten aus Südamerika. Die Brasilianer bauen deshalb ihre Position als größter Exporteur weiter aus. Die Ausfuhren sollen um 6 % steigen.

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