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Flussauen pflegen, heißt Mutterkühe halten

Lesezeit: 5 Minuten

Bei der Mutterkuhhaltung zieht Familie Kummert an einem Strang. Zwischen Naturschutz und Biogas wird die Luft allerdings dünner.


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Im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern, da wo andere Urlaub machen, zwischen Uckermark und Ostsee, hält Familie Kummert schon seit der Wende Mutterkühe. Auf insgesamt 663 ha, die zu zwei Drittel Auen der Flüsse Uecker und Zarow sind, hält sie rund 350 Mutterkühe. Der Betrieb hat sich nicht auf eine bestimmte Rasse festgelegt. Auf den kargen Niedermoor- und Sandböden, die im Schnitt gerade mal 17 Bodenpunkte erreichen, steht, was „funktioniert“. Vor allem eine Kreuzung aus Angus und Fleckvieh hat sich bewährt. „Die sind genügsam und geben viel Milch“, sagt Brigitte Kummert. Man findet aber auch Uckermärker, Aubrac und Charolais in den 40 bis 60 Tiere starken Herden.


Weite Wege kosten Zeit und Geld:

Die Flächen liegen teilweise 30 km auseinander. „Die Fahrerei frisst viel Zeit“, sagt Kummert. Deshalb ist der Betrieb mit 5 Vollzeitkräften auch recht üppig ausgestattet. Außerdem ist die Arbeit mit den Tieren nicht ungefährlich, sodass sie riskante Arbeiten, wie Ohrmarken einziehen, stets zu zweit machen. Neben Brigitte Kummert und ihrem 30-jährigen Sohn Sebastian kümmern sich noch drei Fremdarbeitskräfte um die Mutterkühe und Weiden.


Der Betrieb trägt den offiziellen Namen „Ökologischer Landbau Hammer GmbH“ und ist vor gut 10 Jahren aus der Milchhof Blumenthal GmbH ausgegliedert worden, an dem Kummerts ebenfalls beteiligt sind. Der Grund: Der Mutterbetrieb wird konventionell geführt und musste sauber von dem ökologischen Betrieb getrennt sein. Den Milchhof Blumenthal mit 2 000 ha bewirtschaften Ehemann Hans-Eckhard und ihr zweiter Sohn Stefan.


Ob diese Betriebsstruktur auf Dauer so bleibt, ist fraglich. Denn der Öko-Landbau lohnt sich kaum noch. Kummerts bekommen in Mecklenburg-Vorpommern zwar 150 € pro ha Öko-Prämie. Aber sie schränken sich damit auch stark ein. „Von besseren Flächen könnten wir mit mehr Dünger deutlich mehr runterholen“, stellt die Diplom-Agraringenieurin klar. Immerhin ließen sich von der Gesamtfläche 200 ha intensivieren.


„Früher gab es für Öko-Rinder etwa 1 € pro kg mehr“, erinnert sie sich. Der Preisvorsprung sei mittlerweile auf weniger als 40 Cent geschrumpft. „Warum soll man da noch Bio machen“, fragt sie sich. In der Region würden sich immer mehr Betriebsleiter vom Ökoanbau verabschieden, berichtet Kummert.


Ein weiteres Problem ist die Renaturierung der Flussauen. Möglicherweise werden die Flächen bald durch neu angelegte Altarme zerschnitten. Schon jetzt ist die Nutzung der Auen stark eingeschränkt, weil sie vielerorts vernässt sind und bei Hochwasser teilweise überflutet werden. Sorgen bereiten Kummert auch die steigenden Pachtpreise. Das gilt vor allem für die Ackerflächen, die immer häufiger mit Mais für die zahlreichen großen Biogasanlagen bestellt werden. Die Mutterkuhhaltung wird auf die Standorte zurückgedrängt, die gar nicht anders zu verwerten sind.


Aber auch dort steigen die Preise. „Selbst für schlechteste Böden verlangt die Treuhand mittlerweile 5 000 €/ha“, beklagt sie sich. Die bisher gepachteten Treuhand-Flächen sollten die Kummerts eigentlich kaufen. Doch sie lehnten ab und werden deshalb im kommenden Jahr wohl 60 ha verlieren.


Der Betrieb verkraftet das, weil die Weiden für den Tierbestand bisher locker ausreichen. Die Flächenverwaltung ist allerdings eine Mammutaufgabe. Über 400 Verpächter haben mit Kummerts Verträge. Aber auch hierfür haben sie einen Spezialisten in der Familie. Der Neffe ist Kaufmann und Vermessungstechniker zugleich. „Das ist die perfekte Besetzung für diesen Job“, sagt die Mutterkuhhalterin lächelnd.


Bisher geht die Rechnung für die Ökologische Landbau Hammer GmbH noch auf. Doch wie der Betrieb in 5 Jahren dastehen wird, weiß auch Brigitte Kummert nicht. Für sie ist nur klar: „Die Mutterkuhhaltung muss sich alleine tragen!“ Dafür versuchen sie die Kosten so gering wie möglich zu halten. Die Tiere sind ganzjährig draußen. Im Winter bekommen sie nur ein Strohlager in der Weide. Es kann ruhig kalt sein, aber sie müssen trocken liegen. Die einzigen Gebäude sind ein alter Stall für die Nachzucht und zwei Strohhallen.


Abkalben in zwei Blöcken:

70 % der Abkalbungen finden im Frühjahr statt, der Rest im Herbst. „Früher haben wir ganzjährig abgekalbt, aber da waren die Verluste viel zu hoch“, sagt sie. Mit Kälberverlusten von bis zu 15 % sei die Existenz schnell bedroht. Mit der Blockabkalbung konnten Kummerts ihre Verluste auf 5 % senken. Kälber werden ab dem vierten Monat mit Kraftfutter zugefüttert, damit sie bessere Tageszunahmen erreichen. Die Absetzer sind 7 bis 8 Monate alt, wenn sie entweder über die Rinder Allianz (Zuchtverbände Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt) oder den Öko-Verband Biopark verkauft werden.


Brigitte Kummert hängt an der Mutterkuhhaltung. Mittlerweile hat sie zwar mehr mit der Buchhaltung zu tun, während ihr Sohn die Arbeit mit den Tieren übernommen hat. Die Tierkontrolle lässt sie sich aber nicht komplett nehmen und fährt regelmäßig mit ihrem Pick-up zu den Herden.

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