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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Getreidemarkt am Scheideweg

Lesezeit: 6 Minuten

Wir gehen zwar mit stabilen Getreidekursen in die Weihnachtspause. Aber vor allem die Erlöse für guten und sehr guten Weizen enttäuschen nach wie vor. Wie sind die Vorzeichen für den Start in den zweiten Teil der Saison 2009/10?


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Die erste Hälfte des Wirtschaftsjahres 2009/10 ist weitgehend gelaufen. Der Markt für Brot- und Futtergetreide befindet sich in der traditionellen Weihnachtspause. Es ist somit an der Zeit, als Landwirt ein erstes Resümee im Hinblick auf die bisherige Vermarktung der Ernte 2009 zu ziehen und sich Gedanken über die weitere Strategie zu machen.


Lagern hat sich bislang oft nicht gelohnt


Fakt ist: Wer alles oder den Großteil seines Getreides direkt aus der Ernte heraus verkauft hat, ist unterm Strich vermutlich besser gefahren als Erzeuger, die den Löwenanteil ins Lager gelegt haben.


Je nach Gegebenheiten (günstiges Altlager oder Neuinvestition, Eigen- oder Fremdlager usw.) fallen inklusive Zinsansatz und Schwund Monat für Monat Kosten von 1,20 bis 2,50 €/t an. Selbst bei vorsichtiger Kalkulation hätten die Erlöse also vom Drusch bis Anfang Dezember um 5 bis 10 €/t anziehen müssen, um wenigstens die Lagerkosten zu decken. Das hat der Markt nicht hergegeben:


Die Preise für Brotweizen haben sich in den letzten Wochen zwar zum Glück wieder etwas erholt. Sie bewegen sich aber meistens nur 2,50 bis 5 €/t über dem Ernteniveau. Bei A-Qualitäten beträgt das Plus gerade einmal 1 bis 2 €/t. Und E-Weizen, der zeitweilig 5 bis 8 €/t mehr erzielte als direkt nach dem Drusch, ist jetzt wieder aufs Ernteniveau zurückgefallen.


Brotroggen wird in vielen Regionen immer noch bis zu 1 €/t schlechter bezahlt als im Spätsommer 2009. Zeitweilig betrug der Rückstand sogar 4 bis 5 €/t.


Futterweizen hat gegenüber dem Verkauf ex Ernte zwar in vielen Regionen um 7 bis 10 €/t gewonnen. Das ist aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass schwache Qualitäten mittlerweile durchgehandelt sein dürften. Zuletzt hat sich die Nachfrage überdies beruhigt, und die Notierungen traten auf der Stelle.


Bei Futtergerste ergibt sich im Schnitt ein Anstieg um 4 bis 8 €/t. Dies ist in erster Linie dem Interventionsstart von Anfang November zuzuschreiben. Besonders im Osten Deutschlands wurden bereits erhebliche Mengen angedient.


Dass Erzeuger vom bisherigen Marktverlauf schwer enttäuscht sind, ist verständlich. Es wäre aber völlig falsch, die Saison 2009/10 schon jetzt völlig abzuschreiben. Gleiches gilt für übereilte Vermarktungsentscheidungen für 2010/11, die aus einer pessimistischen Grundhaltung heraus getroffen werden. Je nach Getreideart und -qualität sprechen wir eventuell in wenigen Monaten schon wieder über andere, und zwar etwas bessere, Rahmenbedingungen als jetzt.


Weizen: Mühlen, Mischer und Exporteure zögern noch


Die meisten bärischen Faktoren (der Bär steht bei Börsianern für Preisdruck) dürften schließlich mittlerweile in die Notierungen eingepreist sein. Das gilt beim Weizen auch für die steigenden weltweiten Vorräte. Die jüngst erneut nach oben korrigierte Vorhersage des Internationalen Getreiderates (IGC, vgl. Übersicht 1) hat in der Tat kaum Auswirkungen auf die Terminnotierungen gehabt.


Im Januar kommt es auf das Tagesgeschäft an. Vor allem darauf, ob die Nachfrage der inländischen Verarbeiter bald in Gang kommt und ob hiesige Exporteure am Weltmarkt endlich wieder den einen oder anderen Stich machen können. Die Ansichten dazu sind jedoch geteilt:


Skeptiker meinen, vor Ende Januar sei an Anschlusskäufe der Verarbeiter nicht zu denken. Und die Stimmung des Exporthandels könne man doch schon am Dollarkurs ablesen. Solange der im Vergleich zum Euro so schwach bleibe wie bisher, komme man gegenüber der Konkurrenz am Weltmarkt kaum zum Zuge.


Optimisten sehen hingegen durchaus Chancen dafür, dass der Weizenmarkt im neuen Jahr relativ zügig wieder anläuft. Sie bezweifeln nämlich, dass die Verarbeiter bei uns und im benachbarten Ausland wirklich zu gut versorgt sind, wie es zuletzt dargestellt wurde. Außerdem rechnen sie trotz der ungünstigen Währungskonstellation zwischen € und US-$ mit EU-Weizenexporten in Drittstaaten.


Letzteres erscheint aus heutiger Sicht zwar nicht wahrscheinlich. Mitbewerber aus Russland und der Ukraine machen uns z. B. in Nordafrika das Leben schwer. Überdies kämpfen mittlerweile auch Weizenanbieter von der Südhalbkugel weltweit um Marktanteile. Trotzdem sollte man das Exportjahr 2009/10 wirklich noch nicht abschreiben. Denn Australien und Argentinien melden kleine Ernten. Und der Druck aus der Schwarzmeerregion könnte allmählich abnehmen, z. B. weil nicht mehr die erforderlichen Qualitäten geliefert werden können. Ägypten soll zuletzt schon die ersten Partien wegen erhöhtem Käferbefall gestoßen haben.


Qualitätsweizen nicht verramschen!


Vorsicht: Es gibt keine Garantie dafür, dass es wirklich schon bald aufwärts geht. Falls Ihnen halbwegs angemessene Preise geboten werden, dazu zählen z. B. 110 bis 125 €/t (netto, frei Handelslager) für normalen Brotweizen durchaus, dann sollten Sie den Verkauf nicht voreilig ablehnen. Mit Dumpingpreisen, die noch unter den von uns auf Seite 139 aufgelisteten Kursen liegen, sollten Sie sich aber auch an frachtfernen Überschussstandorten nicht abspeisen lassen.


Das gilt besonders, wenn Sie gut aufbereiteten Qualitätsweizen mit mindestens 13,5 % Protein oder einwandfreien E-Weizen im Lager haben. Die Prämien auf die B-Notierungen lagen zuletzt je nach Standort bei mageren 2,50 bis 5 €/t bei A-Weizen (13er A-Partien erzielten oft sogar nur B-Erlöse). Für Eliteweizen wurden im Norden Aufschläge von 20 bis 25 €/t genannt. Im Süden waren es im Dezember sogar nur noch 15 bis 20 €/t.


Ob nach dem Jahreswechsel wirklich höhere Ausschläge zu erzielen sind, bleibt zwar abzuwarten. Zumindest sollte man als Landwirt nicht alles auf eine Karte setzen, sondern sein Risiko durch Teilverkäufe splitten. Aber in der letzten Saison haben wir am Weltmarkt vor allem mit guten Weizenqualitäten gepunktet und uns Märkte erschlossen. Warum sollte das 2009/10 vollkommen unmöglich sein?


Einige Händler operieren übrigens auch in Vorverträgen zur Ernte 2010 mit „zurückhaltenden“ Preisgeboten. Zur Begründung verweisen sie auf die hohen Überhangbestände und darauf, dass der weltweite Anbau zur nächsten Ernte nach IGC-Hochrechnungen (vgl. Übersicht 2) nur um 1,5 % sinkt. Lassen Sie sich da­-von nicht aufs Glatteis führen. Die Bestände sind zwar unbestreitbar, aber nahezu gleichbleibende Anbauflächen garantieren längst noch keine Rekordernten wie 2008 und 2009. Außerdem sollen die Weizenflächen bei traditionellen Abnehmern der EU auf dem afrikanischen Kontinent sogar zurückgehen, was unsere Exportchancen verbessern könnte.


Der Mais macht‘s


Vergleichsweise optimistisch werden die weiteren Vermarktungsaussichten für Mais beurteilt. Das weltweite Angebot drängt nicht, und die Nachfrage dürfte, nicht zuletzt wegen der zunehmenden energetischen Verwertung, stetig bleiben. Angesichts abschmelzender Vorräte (vgl. Übersicht 1, Seite 138) sind die Maisnotierungen stabil bis fest gestimmt. Sie bewegen sich in vielen Regionen auf oder sogar knapp über den Weizenkursen.


Das dürfte auch die Ursache dafür sein, dass Futterweizen mittlerweile meistens zu B-Weizenpreisen abgerechnet wird. Und auch anderes Futtergetreide, das gilt besonders für Triticale, hat durch den Mais zumindest indirekte Festigungsimpulse bekommen.


Leider lassen positive Anregungen beim Roggen immer noch auf sich warten, wenn auch die Notierungen zuletzt nahezu stabil tendierten. Höhere Preise, so berichten Händler, seien aber selbst für Brotroggen mit überdurchschnittlichen Fallzahlen bei den heimischen Verarbeitern nicht zu realisieren. Hauptursache dafür ist das große Angebot. Außerdem mauern viele Mühlen beim Rohstoffeinkauf, weil auf dem Mehlmarkt zumindest regional ein erbitterter Preiskrieg tobt. Jörg Mennerich

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