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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Getreidepreise – gibt’s Luft nach oben?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Erzeugerpreise für Brot- und Futtergetreide traten zuletzt leider etwas auf der Stelle. Von Schwächen kann aber keine Rede sein, denn überreichlich ist der Markt nicht versorgt.


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Haben Sie kürzlich Getreide verkauft? Glückwunsch! Das war eine gute Entscheidung. Schließlich bringt es Liquidität auf Ihr Konto – für Pachten, Betriebsmittel oder andere fällige Ausgaben. Außerdem haben die Notierungen bis Anfang November angezogen. Zuletzt traten sie aber wieder auf der Stelle, und teils wurden die Preisspitzen sogar gekappt.


Sie brauchen den Kopf aber auch nicht hängen zu lassen, wenn Sie diesen Verkaufstermin verpasst haben. Die Saison 2013/14 ist noch lang, und es wird weitere attraktive Absatzchancen geben. Von dem Pessimismus, den einige Händler verbreiten, sollten Sie sich deshalb nicht anstecken lassen. Diese wiederholen ihre Argumente gegen bessere Erlöse gebetsmühlenartig, besser bzw. stichhaltiger werden die „Fakten“ aber nicht. Von einem schwachen Getreidemarkt kann keine Rede sein.


Bei vielen Beobachtern überwiegt die Meinung, dass die Getreidenotierungen dies- und jenseits des Atlantiks die Tal-sohle durchschritten haben. Oder was glauben Sie, ist die Erklärung dafür, dass die Terminkurse in Paris und Chicago fast gar nicht reagieren, wenn führende Analysten mal wieder bärische Angebots- und Nachfragedaten verkünden (der Bär steht an den Börsen übrigens für schwache Kurse)?


„Im Grunde ist das alles eingepreist“, sagt ein Marktexperte. Deshalb habe ihn die neue Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) nicht „vom Hocker gehauen“. Um die Zahlen werde ohnehin zu viel „Bohei“ gemacht.


Auf die Details achten!

Fakt ist: Die neuen USDA-Zahlen für 2013/14 sprechen auf den ersten Blick für einen sehr gut versorgten Getreidemarkt ohne großen Preisspielraum nach oben. Wenn man genauer hinschaut, erkennt man jedoch auch Faktoren, die wieder Hoffnung auf Besserung machen. Außerdem gibt es je nach Getreideart Unterschiede, und in puncto Vorräte hängt vieles ohnehin davon ab, wo diese liegen:


  • Die globale Weizenerzeugung sieht das USDA jetzt bei über 706 Mio. t. Ihre Septemberschätzung haben die Analysten damit zwar um fast 2,5 Mio. t nach unten korrigiert, aber gegenüber 2012/13 wäre das immer noch eine Steigerung um 51 Mio. t. Gleichzeitig legt aber auch der Verbrauch zu, nämlich von 679 auf über 703 Mio. t, und die Vorräte steigen bis Mitte 2014 gerade einmal um 3 Mio. t auf etwas mehr als 178 Mio. t. Der Löwenanteil davon liegt übrigens in China und Indien (siehe Übersicht 1), also in Staaten, die in erster Linie die eigene Bevölkerung absichern wollen. Das heißt, das Sicherheitspolster für den Weltmarkt ist beim Weizen dünner als es zuerst erscheint. Die FAO und andere Organisationen, die sich mit der Versorgungslage beschäftigen, hoffen denn auch auf weitere Rekordernten beim Weizen.
  • Dagegen sieht die globale Maisbilanz für 2013/14 in der Tat besser aus als die der letzten Jahre. Das USDA hat seine weltweite Produktionsschätzung erneut um 6 Mio. t erhöht. Ursache dafür sind größere Ernten in den USA, Russland und Indien. Das Minus Brasiliens (- 11 Mio. t gegenüber 2012/13) wird dadurch mehr als ausgeglichen. Den Verbrauch beziffert das USDA jetzt auf 933 Mio. t. Das ist zwar im Vergleich zur Vorsaison ebenfalls eine Steigerung, aber erstmals seit Jahren bleibt ein kräftiges Plus für die Reserven. Mitte 2014 rechnet das USDA weltweit mit Vorräten von 164 Mio. t, also mit 30 Mio. t mehr als Mitte 2013. Zwar ist auch hier China der führende Lagerhalter (vgl. Übersicht 1). Die größten Mengenzuwächse werden aber in US-amerikanischen Lagerhäusern vermutet, nämlich um 27 Mio. t auf 48 Mio. t. Diese Mengen sind für den freien Markt greifbar, sei es in den USA oder weltweit.
  • Bei Gerste und Roggen rechnet das USDA ebenfalls mit moderat wachsenden Vorräten. Die globale Gerstenernte beträgt demnach gut 141 Mio. t und die Roggenernte liegt in der laufenden Saison etwas über 16 Mio. t. Dem stehen Verbräuche von 139 Mio. t bzw. fast 16 Mio. t gegenüber. Das USDA geht z. B. davon aus, dass die deutlich gesenkten Preise den Roggenverbrauch in der EU kräftig ankurbeln. Die Lagerbestände erholen sich bis Mitte 2014 denn auch nur moderat, und zwar bei Gerste um rund 2,5 Mio. t auf ingesamt 22,8 Mio. t und bei Roggen um 0,6 Mio. t auf knapp unter 1,9 Mio. t. Preisdrückende Getreideberge sehen wirklich anders aus!


Anschlusskäufe abwarten.

Lassen Sie sich als Landwirt also nicht davon verunsichern, wenn Ihr Geschäftspartner Ihnen mal wieder die neuesten „Erntemeldungen“ präsentiert. Gleiches gilt, wenn er versucht, Sie mit dem Hinweis auf eher schleppende Geschäfte auf der Großhandelsstufe plötzlich wieder mit Abwehrpreisen abzuspeisen.


Niemand bestreitet, dass die Nachfrage nach Getreide zuletzt etwas ruhiger geworden ist. Die meisten Mühlen haben nämlich ihre ärgsten Versorgungslücken geschlossen. Beim Futtergetreide engt der neuerntige Mais den Spielraum nach oben derzeit ein. Und der Exporthandel konzentriert sich vorerst darauf, bereits bestehende Lieferkontrakte in Richtung Nordafrika und Naher Osten zu erfüllen. Daran gibt es nichts zu deuteln. Es ist aber wirklich kein Grund, jetzt die Saison 2013/14 schon abzuhaken. Im Gegenteil: Viele Erfasser sehen gute Chancen, dass der Getreidemarkt bald wieder Fahrt aufnimmt. Daran sollten Sie sich als Landwirt unbedingt ein Beispiel nehmen.


Bewahren Sie Ruhe!

Hiesige Verarbeiter behaupten zwar, sie seien bis weit ins neue Jahr hinein versorgt. Das sind aber nichts als Nebelkerzen. „Ich habe sowohl Anfragen von Mühlen wie auch von der Mischfutterindustrie“, berichtet ein westdeutscher Zwischenhändler. Das sei in anderen Regionen ähnlich. Und auch Exporteure sollen schon wieder sondieren, zu welchen Konditionen passende Gerste und 12,5er-Exportweizen zu bekommen sind. Unsere Ausfuhr-Chancen werden in der Branche offenbar weiterhin gut beurteilt, was sich übrigens mit den Einschätzungen des USDA deckt (vgl. Übersicht 2).


Behalten Sie unbedingt im Auge, was sich an den internationalen Terminbörsen tut. Diese und viele andere Markt-informationen bis hin zu den aktuellen Erzeugerpreisen sowie konkreten Vermarktungstipps finden Sie übrigens auf unserer Markthotline im Internet unter www.topagrar.com/markt (für Abonnenten ist dieser Service kostenlos).


Es lohnt sich aber auch, hin und wieder einen Blick auf die Großhandelskurse zu werfen. So kann man zumindest erkennen, ob die gebotenen Erzeugerpreise „in die Landschaft“ passen, oder völlig daneben liegen. Derzeit werden je nach Standort folgende Großhandelsnotierungen für Brot- und Futtergetreide besprochen (ohne MwSt.):


  • B-Weizen zur Lieferung im November kostet franko Mühle im Norden und Nordosten zwischen 200 und 203 €/t. Am Oberrhein werden hingegen nur 190 bis 195 €/t genannt, und süddeutsche Empfangsstationen melden zwischen 185 und 197 €/t. Für A-Weizen werden verbreitet nur 2 bis 3 €/t mehr gezahlt als für Standardware. E-Partien erzielen Aufgelder bis 10 €/t. Futterweizen notiert an vielen Orten fast preisgleich zur B-Ware und in Veredlungshochburgen auch etwas darüber.
  • Futtergerste kostete franko norddeutscher Seehafen zuletzt 180 bis 182 €/t. Im Osten werden ab Station 175 €/t geboten. Westdeutsche Futtermischer zahlen zwischen 187 und 194 €/t, während weiter südlich oft schon bei ca. 175 bis 178 €/t das Ende der Fahnenstange erreicht ist.
  • Mühlenfähiger Roggen erzielt franko Verarbeiter oft schon über 160 €/t. Hier sollte der Erfassungshandel auf der Erzeugerstufe „nachbessern“. Gleiches gilt für den Mais. Dieser wird franko je nach Standort nämlich schon wieder für 190 bis 205 €/t besprochen, wenn auch die späteren Liefertermine derzeit noch unter diesem Niveau liegen.


Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen: An nachfragestarken Standorten sowie in Zuschussgebieten sollten Sie sich hinsichtlich der Erzeugerpreise eng an den Großhandels- oder den Terminnotierungen der Matif orientieren. Gleiches gilt an frachtgünstigen Umschlagplätzen, z. B. an Binnenwasserstraßen oder Seehäfen.

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