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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Große Ernten in Osteuropa?

Lesezeit: 6 Minuten

Das Wintergetreide in Osteuropa ist zwar gut durch den ­Winter gekommen. Wie die Ernte in Russland, Kasachstan und der Ukraine wirklich ausfällt, entscheidet sich aber erst in den kommenden Monaten.


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Keine Frage: Auch unser Getreidemarkt wird immer stärker davon beeinflusst, was sich in Russland, Kasachstan und der Ukraine tut. Vor allem drei Punkte verdeutlichen den großen Einfluss dieser Länder auf die Getreidemärkte weltweit und bei uns: Die schiere Größe der Flächen, das Ertragspotenzial und die relative Nähe zu Westeuropa. Klar, dass da jede frühzeitige Schätzung der kommenden Ernte mit Argusaugen gelesen wird. Wie sieht es in den drei wichtigsten Ländern aus?


Die ukrainischen Landwirte haben im Herbst 2012 etwa 6,9 Mio. ha Weizen (Vj.: 6,5 Mio. ha) ausgesät. Damals waren die Aussaatbedingungen verbreitet gut. Anschließend sind die Bestände offenbar ohne größere Schäden durch den Winter gekommen. Bis in den April hi­nein gab es viel Schnee, der die jungen Pflanzen vor Kahlfrösten schützte. Mit den höheren Temperaturen brachte der Schnee im Frühjahr zudem viel wichtiges Wasser. Die Bodenfeuchte wurde zum Vegetationsstart verbreitet als gut eingeschätzt.


Als guter Anzeiger für die gesamte Ukraine gilt dabei übrigens der Südosten des Landes mit der Halbinsel Krim. Wenn auf diesem Grenzstandort die Bodenfeuchte ausreichend ist – wie in diesem Jahr – ist die Lage meistens auch im Rest des Landes gut.


Von diesen Startbedingungen ausgehend rechnen Experten momentan für 2013 mit 20 bis 22 Mio. t Weizen, was etwa fünf Mio. t mehr wären als 2012 und etwa der Ernte von 2011 entspräche. Ob sich diese Prognose erfüllt, ist aber noch längst nicht sicher. Ukrainische Landwirte sagen nämlich: „Die Ernten werden erst im Mai gemacht!“ Denn wenn die Wasservorräte aus dem Winter schwinden, muss in diesem Monat ausreichend Regen für die Pflanzen- und Ährenentwicklung fallen. Nicht selten kommt es aber zu einer ausgeprägten Frühjahrstrockenheit, die die Bestände mehr oder weniger stark schädigt.


Von Anfang Mai bis Redaktionsschluss (15.5.) hatte es in der Ukraine verbreitet zu wenig geregnet. Sollte die Trockenheit den Mai über andauern, erwarten Landeskenner nur noch 14 bis 18 Mio. t Weizen. Das würde dann in etwa dem Vorjahresniveau und dem langjährigen Durchschnitt entsprechen.


Winterweizen macht an der ukrainischen Gesamternte allerdings nicht einmal die Hälfte aus. Sommergetreide (Gerste) und zunehmend Mais haben ebenfalls große Anteile. Die Frühjahrs­aussaat sorgte in der Ukraine bis zuletzt für Unsicherheiten – aus folgenden Gründen:


  • Durch den langen und schneereichen Winter verzögerte sich die Getreideaussaat bis Mitte April, was bereits auf eine verkürzte Vegetationszeit und damit eher niedrigere Erträge hinweist. Die Sommergetreidepflanzen haben zudem sehr wenig Zeit für die Wurzelbildung, um gegen die beginnende Trockenheit gewappnet zu sein. Momentan erwarten Beobachter mit rund acht Mio. t Gerste eine bestenfalls durchschnittliche Ernte, die weit entfernt ist von früheren Rekordmengen.
  • Die Gerste verschwindet in der Ukraine seit einiger Zeit verbreitet aus der Fruchtfolge und wird durch Mais ersetzt. In den Großbetrieben und Agrarholdings ist diese Frucht einfacher zu managen.


Wenn die Aussaat gut läuft, könnten im Sommer auf rund 4,5 Mio. ha Mais wachsen. Ausreichend Niederschläge vorausgesetzt, könnten bei einem Durchschnittsertrag von 6 t /ha (wurde in den Vorjahren bereits erzielt) im kommenden Herbst bis zu 26 Mio. t Körnermais gedroschen werden. Das würde dann etwa der Hälfte der gesamten ukrainischen Getreideernte entsprechen!


Insgesamt zeichnet sich für das Schwarzerdeland am Djnepr bislang eine normale Ernte ab, wobei Schätzungen erst nach den notwendigen Regenfällen zuverlässiger werden. Aber selbst mit einer nur durchschnittlichen Ernte kann die Ukraine 2013/14 Getreide exportieren. Im vergangenen Jahr waren es immerhin rund 22 Mio. t Weizen, Gerste und Mais. Vorteil der Ukraine: Das Land hat von allen osteuropäischen Staaten die kürzesten Wege Richtung Nordafrika und Europa. Der frühe Erntestart bringt einen zusätzlichen Vorsprung gegenüber Russland und Kasachstan.


Russland: Potenzial für große Ernte

Nach der enttäuschenden 2012er-Getreideernte stehen die Signale auch in Russland wieder auf Erholung. Kein Wunder – war doch z.B. die vergangene Weizenernte die kleinste seit neun Jahren. Auch die Aussaat des Winterweizens zur Ernte 2013 litt noch verbreitet unter der letztjährigen Dürre, sodass mit 12 Mio. ha rund 8 % weniger Flächen bestellt wurden als im Vorjahr. Während in den nördlicheren Regionen der Winter streng und lang war, ließen mildere Bedingungen im Süden eine frühe und umfangreichere Aussaat zu. Vor allem den Sommergerstenanbau haben die Russen um rund 12 % ausgedehnt auf etwa 8,6 Mio. ha. Hintergrund ist offenbar der steigende Bedarf von Futtergetreide für die wachsende russische Tierproduktion.


Insgesamt dürften damit rund 24,5 Mio. ha Getreide zur kommenden Ernte heranwachsen (plus 3,2 Mio. ha). Zwar entscheidet sich auch in Russland erst mit den nötigen Niederschlägen im Juni, wie groß oder klein die Ernte tatsächlich ausfällt. Zuletzt gingen Beobachter aber von 50 bis 53 Mio. t Weizen, 15 bis 16 Mio. t Gerste und 8 bis 9 Mio. t Mais aus. Außerdem zeichnet sich in diesem Jahr wegen des zeitigen Vegetationsbeginns im Süden Russlands ein relativ früher Erntestart ab.


Wie viel Getreide das Land mit seiner riesigen Erntefläche exportieren kann, muss sich zeigen. Was die Ausfuhren bremsen dürfte, sind leere Interventionsläger, die Moskau aus strategischen Gründen füllen dürfte. Zudem dürfte der Bedarf an Futtergetreide erneut zulegen.


Auf der anderen Seite rechnen Experten mit einem Weizen-Exportpotenzial von 11 bis 14 Mio. t – eine durchschnittliche Ernte vorausgesetzt. Dabei dürfte ein Großteil – wie in der Ukraine – aus der Ernte heraus direkt in den Export gehen. Denn vielerorts fehlen nach wie vor Lagerplätze, und viele Betriebe und Händler sind auf frühe Einnahmen angewiesen, um die nächste Aussaat finanzieren zu können.


Erst sehr spät verlässlich einzuschätzen sind die Getreideernten in Kasachstan. Das Land im fernen Osten hat zwar im Vergleich mit der Ukraine und ­Russland eine deutlich kleinere Getreideproduktion. Allein die möglichen riesigen Schwankungen bei den Erträgen sorgen aber dafür, dass das Land oftmals „Zünglein an der Waage“ spielt – was sich bis auf die Märkte bei uns auswirken kann.


Grundsätzlich hat das Steppenland ein Erntepotenzial von bis zu 26 Mio. t Getreide (davon 23 Mio. t Weizen), was die Ernte 2011 zeigte. Jedoch schwanken die Erträge auf dem Grenzstandort des Ackerbaus extrem. Die Ursachen dafür sind:


  • Im kasachischen Kontinentalklima kann nur Sommergetreide angebaut werden. Die Aussaat beginnt erst Mitte Mai.
  • Im Juni/Juli sind die Bestände dringend auf 100 bis 200 mm Regen angewiesen. Fällt dieser nicht, drohen Trockenschäden, da die Sommer heiß und trocken sind.


So fallen die Erträge seit Jahren ex­trem unterschiedlich aus. Die Weizenernte schwankt meist zwischen knapp 10 und 23 Mio. Tonnen!


Daher sind für die laufende Saison noch keine tatsächlich verlässlichen Aussagen möglich. Zwar hat es im Winter ausreichend Niederschläge gegeben, so-dass die Pflanzen einen guten Start haben dürften. Entscheidend werden aber die Niederschläge in den kommenden Wochen, sodass Beobachter momentan nur mit einer Durchschnittsernte von rund 15 Mio. t rechnen können – plus/minus 7 Mio. t!


Christian Brüggemann

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