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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Gute Qualitäten behalten, schwache zügig vermarkten

Lesezeit: 8 Minuten

Unbestritten: Auf den ersten Blick spricht mehr gegen steigende Getreidepreise als dafür. Der Markt scheint reichlich versorgt zu sein, da das Angebot an Brot- und Futtergetreide bei uns in der Saison 2004/05 groß ausfällt. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft beziffert die deutsche Gesamterntemenge (ohne Mais und Corn-Cob-Mix) auf über 46 Mio. t. Das wären etwa 10 Mio. t bzw. 28,5% mehr als ein Jahr zuvor. Besonders kräftige Zuwächse hat es in den Regionen gegeben, die im letzten Jahr sehr stark unter der Dürre gelitten haben (vgl. Übersicht 1). Angesichts solcher Zahlen ist es kein Wunder, dass etliche Händler und Genossenschaften propagieren, es gebe auf absehbare Zeit keinen Preisspielraum nach oben, und Landwirte sollten ihr Getreide besser früh verkaufen. Beschwerden über zu niedrige Erlöse pro dt, so heißt es, seien ohnehin nicht angebracht. Der Kurs werde schließlich von Angebot und Nachfrage bestimmt. Außerdem sehe die Rechnung wegen der hohen Erträge für die meisten Erzeuger unterm Strich ja gar nicht so schlecht aus, wenn man die Einnahmen pro Hektar mit denen des letzten Jahres vergleiche. Letzteres mag zwar für Regionen zutreffen, die in 2003 massive Ertragseinbußen hatten, aber nicht für alle Bundesländer. Außerdem ist es kein Argument dafür, die Saison 2004/05 als Landwirt abzuschreiben. Im Gegenteil: Auch in schwierigen Marktsituationen gibt es durchaus Chancen, mittels eines ausgefeilten Verkaufsmanagements lukrativere Preise zu realisieren. Vieles hängt überdies im weiteren Verlauf von der Getreideart und -qualität ab, die Sie anzubieten haben. Brotweizen bereits etwas besser gefragt Die Absatzchancen für einwandfreien B-, A- und E-Weizen werden beispielsweise schon jetzt freundlicher beurteilt als noch vor wenigen Wochen. DieUrsachen dafür liegen auf der Hand: ?Etliche Landwirte haben angesichts der diesjährigen Abwehrgebote des Handels guten Weizen vorerst eingelagert. Und die meisten von ihnen wollen sich frühestens mit der Vermarktung beschäftigen, wenn sie die vorrangigen Feldarbeiten abgeschlossen haben. ?Erfasser hatten fest damit gerechnet, relativ viel backfähigen Weizen aus den Spätdruschgebieten übernehmen zu können. Doch die Witterung machte ihnen zum Schluss einen Strich durch die Rechnung. Denn in fast allen Regionen gingen die Fallzahlen (Fz) mit jedem Regentag mehr und mehr in den Keller. Etliche BPartien waren bzw. sind deshalb nur noch über den Futtertrog zu verwerten. Teils gilt das auch für A-Weizen. Auf der Großhandelsstufe haben sich die Preise für Brotweizen mit mindestens 220 sec. Fz und 12% Protein in den letzten Wochen bereits leicht erholt. Je nach Standort werden jetzt etwa 10 bis 50 Cent pro dt mehr notiert als Mitte August. Eher im unteren Bereich bewegen sich dabei die Notierungen frei Mühle in der Südhälfte Deutschlands und teils auch im Westen vereinzelt werden dort sogar unverändert niedrige Meinungspreise herausgestellt, denen aber mangels Umsatz die Aussagekraft fehlt. Im Norden haben die Verarbeiter ihre Offerten dagegen fast durch die Bank aufgebessert, und zuletzt haben sich die Kurse stabilisiert. Das gilt besonders für die Regionen in der Nähe der Seehäfen Hamburg und Rostock. Denn dort deckt sich auch der Exporthandel mit passendem Weizen ein. Derzeit werden franko Hafenlager zwischen 11,15 und knapp über 11,50 E/dt notiert (ohne MwSt.). An diesen Kursen kommen die Mühlen vor Ort ebenfalls nicht vorbei. Die Erzeugerpreise hinken noch hinterher Leider spiegeln die Erzeugerpreise in den entsprechenden Regionen diese Entwicklung bislang nur sehr eingeschränkt wieder. Je nach Standort (Über- oder Zuschussgebiet) und Frachtentfernung zu den Mühlen oder Exporteuren werden im Norden bestenfalls 20 bis 25 Cent/dt mehr geboten als vor vier Wochen. Wer Glück hat, kann frei Erfasser zwar durchaus knapp über 10 E/dt realisieren (ohne MwSt.). Etliche Händler und Genossenschaften meinen aber immer noch, sich für 9 bis 9,25 E/dt eindecken zu können. Die Verkaufsbereitschaft der Erzeuger hält sich im Norden und Nordosten bei solchen Offerten natürlich in engen Grenzen. Mit weniger als 9,50 E/dt sollte man sich derzeit wirklich nicht abspeisen lassen. Es sei denn, man braucht kurzfristig dringend Geld oder den Lagerraum, so auch ein Branchenkenner. Im Gegensatz zu den Berufspessimisten ist er fest davon überzeugt, dass der Markt für gute Weizenqualitäten ab Ende Oktober/Anfang November in Schwung kommt. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass bei uns etwa 30% mehr Weizen geerntet worden sei als im Vorjahr. Dies werde zumindest teilweise durch die zuletzt verbreitet festgestellten Qualitätseinbußen relativiert je höher der Futterweizenanteil ausfalle, desto geringer sei das Mehrangebot an hochwertigen Partien. Falls das zutrifft, wären Landwirte gut beraten, schwachen Weizen relativ zügig zu vermarkten. Denn das große Angebot würde im weiteren Verlauf nur wenig Preisspielraum nach oben ermöglichen. Wer hingegen guten Brotweizen im Lager hat, sollte vorerst Ruhe bewahren. Das gilt auch für den Süden Deutschlands. Hier stellen einige Abnehmer frei Lager nur 8,50 bis 9 E/dt (ohne MwSt.) in Aussicht. Solche Preise sind indiskutabel und haben mit dem viel beschworenen partnerschaftlichem Verhalten gegenüber den Bauern nichts mehr zu tun. Zurückhaltend agieren etliche Abnehmer auch noch bei den Preisaufschlägen für A- und E-Weizen. Oft werden nur 0,50 bzw. 1 E/dt über den B-Notierungen geboten. Nennenswerte Umsätze kommen dazu nicht zustande. Kein Wunder, warum sollten Landwirte mit diesen Zuschlägen zufrieden sein, wenn andere Handelshäuser schon plus 0,75 bzw. plus 1,50 E/dt in Aussicht stellen (frei Lager, ohne MwSt.)? Hinzu kommt, dass selbst Skeptiker aus folgenden Gründen mit steigenden Kursen für Spitzenqualitäten rechnen: ?Wegen der vermehrten Fallzahlprobleme fällt das Angebot nicht so groß aus wie erwartet. Ähnliche Meldungen gibt es aus anderen Ländern, in denen normalerweise viel Qualitätsweizen produziert wird. ?Aufmischqualitäten werden bei uns und in anderen EU-Staaten, z.B. Italien und Großbritannien, benötigt, um mittleren bis schwachen Brotweizen passend zu machen. Das Gleiche gilt für Drittländer, die zwar billigen Weizen aus Schwarzmeerstaaten einführen, aber diesen mühlenfertig aufbereiten müssen. Vieles ist zwar noch offen. Aber angesichts der oben beschriebenen Rahmenbedingungen, könnte es sich wirklich lohnen, mit dem Verkauf von Qualitätsweizen noch zu warten. Es sei denn, Ihr Abnehmer bietet schon jetzt Zuschläge, die Ihnen lukrativ erscheinen. Damit die Rechnung aufgeht, sollten Sie den Markt genau im Auge behalten. Oft dauert es biszum Winter, bis er richtig in Schwung kommt. Und denken Sie auch daran, dass ab dem 1.1.2005 schärfere EU-Vorschriften in puncto Rückverfolgbarkeit von Lebens- und Futtermitteln gelten. Kein Händler will dann direkt in Ihre Unterlagen (Schlagkartei, Lagerdokumentation usw.) schauen, aber eventuell müssen Sie beim Verkauf schriftlich zusichern, solche Aufzeichnungen zu führen. Futtergetreide und Roggen schwieriges Geschäft Die Dokumentationspflichten gelten übrigens auch für die anderen Getreidearten und -qualitäten. Bei diesen ist es aber aus heutiger Sicht eher fraglich, dass es sich lohnt, den Verkauf bis ins nächste Jahr hinauszuzögern: ?Die Weizenkurse franko Mischfutterwerk treten seit Wochen auf der Stelle und wurden vereinzelt sogar leicht nach unten korrigiert. Das Gleiche gilt in den meisten Regionen für die Kurse frei Erfasser. Und vermutlich wird es auch im weiteren Verlauf bestenfalls zögernd aufwärts gehen, da viel Weizen für Futterzwecke zur Verfügung steht. ?Während Brotroggen mit sehr guten Fallzahlen wohl auch im Wirtschaftsjahr 2004/05 stetig abzusetzen sein wird, bereiten mittlere oder gar schwache Qualitäten massive Probleme (keine Intervention, großes Angebot). Bei Offerten von 6 bis 7Epro dt frei Handel und ohne MwSt. sollten Landwirte zwar den Verkauf nicht überstürzen eventuell könnte es sich rechnen, den Roggen im Streckengeschäft abzusetzen, denn franko Verarbeiter sind 8 bis knapp unter 9 E/dt zu erzielen. Wer solche Kurse frei Erfasser geboten bekommt, sollte ohnehin nicht zögern. ?Die Notierungen für Gerste werden in diesem Jahr, abgesehen von den absatzstarken Zuschussgebieten im Nordwesten, vom Interventionsniveau bestimmt. Das heißt, wenn Ihnen jetzt nur 7,50 bis 8,25 E/dt vom Erfasser geboten werden, dürften Sie im November spürbar mehr erzielen. Bei Tagespreisen zwischen 8,50 und 9,50 E/dt (je nach Standort) ist das hingegen nicht sicher. Über die weitere Entwicklung der Triticale-Erlöse kann man derzeit nur spekulieren. Zurzeit werden oft Abwehrpreise genannte (bis 25 Cent/dt unter denen für Gerste). Grund dafür ist der verstärkte Einsatz von Roggen im Mischfutter. Das dürfte den Triticale-Absatz auch in den kommenden Monaten erschweren. Bei Mais setzen viele Mischer darauf, dass sie sich günstig versorgen können. Sicher ist das zwar noch nicht. Aber derzeit spricht in der Tat mehr für ein reichliches Angebot ex Ernte 2004 als dagegen. Zeitweiliger Preisdruck ist deshalb leider nicht auszuschließen. Jörg Mennerich

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