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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Heißer Start in die neue Getreide- und Rapssaison

Lesezeit: 7 Minuten

Die Getreidepreise haben spürbar angezogen. Vor allem weil alterntige Ware knapp ist. Ob es noch mehr Luft nach oben gibt, hängt von den Erträgen und Qualitäten der Ernte 2010 ab, meint AMI-Marktexperte Martin Schraa.


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Die Ende Juni anrollende Hitzewelle hat die Angebotsschätzungen zur Getreideernte 2010 kräftig durcheinander gewirbelt (vgl. Übersicht rechts) – Spekulationen über Ertrags- und Qualitätseinbußen bekamen fast täglich neue Nahrung. Die größte Sorge galt und gilt immer noch den Weizen- und Roggenbeständen, bei denen die extremen Wetterbedingungen stellenweise Notreife hervorgerufen haben.


Zusätzlich angeheizt wurde der Markt im Übergang zur neuen Saison durch die ungewöhnlich hohe Nachfrage, auch nach alterntiger Ware. Grund war, dass viele Verarbeiter ihren Rohstoffeinkauf in diesem Wirtschaftsjahr fast ausschließlich nach dem Motto „von der Hand in den Mund“ betrieben und rechtzeitige Anschlusskäufe verschlafen hatten. Vor allem das Weizenangebot hatte sich zudem bereits im Frühjahr spürbar verknappt.


Vor diesem Hintergrund zogen die Preise für Getreide und Ölsaaten gegen Ende der Saison noch einmal kräftig an. Für Brotweizen der Ernte 2009 konnten Erzeuger zuletzt im Schnitt ca. 126 €/t frei Erfasser erlösen, also etwa 20 €/t mehr als in der Tiefpreisphase von Ende März dieses Jahres. Noch deutlicher fiel der Anstieg bei Körnermais aus: In den Veredelungshochburgen Nordwestdeutschlands kratzten diese zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahres bereits an der Linie von 160 €/t. Im Bundesdurchschnitt waren es immerhin rund 147 €/t und damit fast 22 €/t mehr als noch im März. Die beeindruckendste Entwicklung zeigten jedoch die Rapspreise: Im ersten Halbjahr 2010 legten die Kurse für alterntige Ware im Schnitt um 45 €/t zu und überschritten am Ende der Kampagne deutlich die von vielen Erzeugern lang ersehnte Marke von 300 €/t – stellenweise waren zuletzt bis zu 325 €/t ab Hof im Gespräch.


Was prägt den Markt 2010/11?


Nur verständlich: Viele Landwirte hoffen, dass sich die positive Grundstimmung auf die neue Saison überträgt. Und in der Tat könnten die gleichen Gründe, die für die rasche Verknappung des Angebotes an letztjährigem Getreide gesorgt hatten, auch nach der Ernte 2010 Marktwirkung entfalten. Folgende Faktoren spielen dabei eine besondere Rolle:


Das flotte Exportgeschäft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich die Ausfuhren von Weichweizen von Juli 2009 bis April 2010 schon auf 7,7 Mio. t. Das waren gut 9 % mehr als im bereits sehr exportstarken Vorjahr. Gegen Ende der Saison profitierten die Exporteure vom schwachen Euro, der unseren Weizen am Weltmarkt stark verbilligte. Gegenüber dem Vorjahr macht der Währungseffekt am Weltmarkt immerhin gut 20 US-Dollar/t aus – ein klarer Vorteil für die hiesigen Exporteure. Allein nach Südafrika wurden in den ersten zehn Monaten der abgelaufenen Saison fast 1 Mio. t Weizen geliefert, fünfmal mehr als im Vorjahr. Die Chancen für ein flottes Anschlussgeschäft zu Beginn der Saison 2010/11 stehen nicht schlecht, da sich der Euro gegenüber dem Dollar bislang nur leicht erholen konnte. Hinzu kommt, dass Russland und die Ukraine Ertrags- und Qualitätseinbußen aufgrund von Trockenheit melden und somit ihre Exportprognosen teilweise nach unten korrigieren müssen.


Die stetige Nachfrage heimischer Verarbeiter. Die größten Rohstofflücken hatte zuletzt zwar die Mischfutterindustrie zu schließen – angesichts des knappen Angebotes meistens zu stolzen Preisen. Aber auch die Mühlen waren bis in den Juni hinein gezwungen, vorzeitig abgeschlossene Mehlverkäufe am physischen Weizenmarkt gegenzudecken. Dabei haben etliche Mühlenbetriebe tiefer in ihre Taschen greifen müssen als geplant.


Das könnte ihnen auch zur neuen Ernte drohen. Beim Rohstoffeinkauf für das neue Wirtschaftsjahr haben sich viele Verarbeiter bisher nämlich sehr zurückhaltend gegeben, da sie die geforderten Prämien für neuerntige Ware nicht akzeptierten. Dies hat dazu geführt, dass viele Mühlen und Mischfutterwerke vergleichsweise wenig Getreide der Ernte 2010 in ihren Büchern haben. Das spricht für eine rasch auflebende Nachfrage, sobald der Drusch beginnt.


Die wachsende Nachfrage des Bioenergiesektors. Der Einsatz von Getreide zur Bioethanolherstellung legte bei uns erneut zu. Schätzungen zufolge dürften in der Saison 2009/10 ca. 1,5 Mio. t versprittet worden sein, das wäre ein Plus von 25 % gegenüber dem Vorjahr. Wegen der vergleichsweise niedrigen Preise setzten die Bioethanolwerke vor allem Roggen ein, während der „teure“ Mais zunehmend ersetzt wurde.


Etliche Hersteller bemühten sich zudem schon im Frühjahr um ihre mittelfristige Rohstoffdeckung. In Ostdeutschland stieß das von einem Unternehmen angebotene Preismodell für Ethanolroggen (zuletzt 95 €/t Grundpreis plus Zuschläge) auf breites Interesse. Roggen ist aber auch für Betreiber von Biogasanlagen interessant. Für Biogasroggen der Ernte 2010 wurden den Anbauern örtlich bis zu 110 €/t ab Station geboten. An diesen Vorgaben kommen übrigens auch die Mehlmühlen kaum noch vorbei.


Angebot überschätzt


Ob sich die Rallye der Getreidepreise fortsetzt, dürfte zunächst aber davon abhängen, was bei uns und in anderen Ländern auf der Nordhalbkugel in den kommenden Wochen von den Feldern kommt. Schließlich halten nicht wenige Analysten den jüngsten Kursanstieg an den Terminmärkten für überzogen und warnen vor allzu großer Euphorie.


In Deutschland deuten die ersten Druschergebnisse bei der Wintergerste zwar auf zufriedenstellende Hektolitergewichte und Erträge hin, das ist jedoch noch nicht repräsentativ.


Fakt ist: Wegen der ungünstigen Witterung wurden die Ernteschätzungen für Deutschland kürzlich spürbar nach unten korrigiert. Jetzt wird unsere Ernte von der EU-Kommission auf insgesamt rund 45,2 Mio. t veranschlagt. Das sind etwa 1,7 Mio. t weniger als in der vorangegangenen Prognose und 4,2 Mio. t weniger als im Vorjahr. Im Detail:


Bei Weichweizen zeichnen sich nur 24,1 Mio. t ab (Vj. 25,1 Mio. t), deutlich weniger als bislang erwartet.


Die Gerstenernte veranschlagt Brüssel auf 10,4 Mio. t (Vj. 12,3 Mio. t).


Bei Roggen wird ein Ernte-Rückgang auf 3,3 Mio. t erwartet (Vj. 4,3 Mio. t).


Übrigens: Je besser sich die Marktaussichten in den letzten Wochen präsentierten, desto zurückhaltender agierten viele Erzeuger bei der Vermarktung im Vorfeld der Ernte 2010.


Erzeuger hoffen auf anziehende Preise


Beim Raps hatten zwar etliche Betriebe zuletzt schon mehr als die Hälfte der erwarteten Erntemengen vertraglich vorverkauft – immerhin ließen sich gegen Ende der Saison nicht nur in frachtgünstigen Regionen Vorkontraktpreise von deutlich über 300 €/t realisieren.


Deutlich vorsichtiger gehen die meisten Erzeuger dagegen den Verkauf von Getreide an. Bei Weizen wurden bislang nur wenige Kontrakte gezeichnet, da die Preismeinungen meist weit auseinander liegen. Für neuen B-Weizen werden derzeit 127 bis 136 €/t geboten, Mischfutterfirmen wollen 120 bis 130 €/t zahlen.


Insbesondere bei den Qualitätsprämien für A- und E-Weizen sehen viele Anbauer noch Luft nach oben, zumal sich diese Zuschläge zuletzt ohnehin auf sehr niedrigem Niveau bewegten. Die Erzeugerpreise für alterntigen Eliteweizen lagen Anfang Juli keine 10 €/t über dem Niveau von B-Weizen, für Qualitätsweizen gab es oft sogar nur rund 3 €/t mehr. So niedrig waren die Qualitätsprämien zuletzt im Februar 2008 ausgefallen.


Die Ex-Erntepreise für Futtergerste haben in den letzten Wochen auf 95 bis 105 €/t angezogen. Aber auch schon für die zuvor gebotenen 90 bis 95 €/t frei Lager konnte der Handel erhebliche Mengen in die Bücher nehmen. Viele Landwirte beurteilen die Marktaussichten der Gerste wegen der Aussetzung der Intervention eher skeptisch. Ab 2010/11 ist diese nur noch für Weizen geöffnet – für EU-weit 3 Mio. t. Zum Vergleich: 2009/10 wurden der staatlichen Lagerhaltung in der EU insgesamt gut 6 Mio. t Getreide angeboten, darunter 5,7 Mio. t Gerste.


Wir halten fest


Zum Start in die Vermarktungssaison 2010/11 tendieren die Preise für Getreide und Raps in den meisten Regionen Deutschlands ausgesprochen fest. Die Nachfrage hat nämlich spürbar zugenommen. Alt­erntige Ware wurde teils händeringend gesucht. Rege Exporte, eine stetige Nachfrage der Mühlen und Futtermischer sowie der steigende Bedarf der Bioenergie-Produzenten verschaffen zudem aber auch den Notierungen ex Ernte 2010 etwas Luft nach oben.


Dass es ungebrochen aufwärts geht, ist zwar eher fraglich. Aber die Ernteprognosen sind witterungsbedingt bereits gesenkt worden. Außerdem bereiten Hitze und Trockenheit auch in puncto Qualitäten immer mehr Sorgen. Das könnte im weiteren Verlauf zu einem regelrechten Zünglein an der Preiswaage werden, vor allem am Weizenmarkt.

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