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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Höhere Getreidepreise lassen auf sich warten

Lesezeit: 6 Minuten

Noch immer treten die Getreidepreise auf der Stelle. Ob auflebende Exporte bald für Aufwind sorgen können, ist noch offen. Dr. Herbert Funk, Landwirtschaftskammer Niedersachsen berichtet.


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Bis Anfang Februar hat sich an der aus Verkäufersicht tristen Lage auf den Getreidemärkten leider nichts Wesentliches geändert. Nur im nord-westdeutschen Veredlungsgebiet tendierte Futtergetreide etwas fester, aber nur weil der Nachschub wegen vereister Kanäle ausblieb oder massiv behindert wurde. Ansonsten traten die Notierungen meist auf der Stelle.


Die Versorgungsbilanz kann nur enger werden


In Deutschland gehen Handel und Verarbeiter davon aus, dass noch relativ viel Weizen in den Erzeugerbetrieben lagert. Diese Mengen könnten einen Preisaufschwung noch für einige Zeit bremsen. Da vorzugsweise bessere Weizenpartien eingelagert wurden, könnten höhere Notierungen bei Qualitätsweizen sogar noch etwas länger auf sich warten lassen als bei Futtergetreide, obwohl es bereits jetzt oft auch außerhalb von Veredlungsregionen nur noch geringe Preisunterschiede zwischen Brot- und Futterweizen gibt.


Von den internationalen Märkten gehen bislang ebenfalls keine wirklich belebenden Impulse aus. In US-Dollar gerechnete Kurse haben seit Jahresanfang sogar fast kontinuierlich nachgegeben.


Die gute weltweite Versorgungslage hat auch eher preisdämpfende Wirkung. Der Internationale Getreiderat (IGC) rechnete zuletzt mit einem globalen Lagerendbestand für 2009/10 von 197 Mio. t gegenüber 165 Mio. t (2008/09). Zusammen mit der kommenden Weltweizenernte von geschätzten 653 Mio. t stünden in 2010/11 also 850 Mio. t Weizen zur Verfügung, soviel wie noch nie.


Doch wie verlässlich sind solche Prognosen zu einem so frühen Zeitpunkt? In den nächsten Monaten sind weder die Vegetationsbedingungen noch das Verhalten der Anbieter und Nachfrager kalkulierbar. Am Ende könnte die Bilanz wesentlich enger ausfallen. Dafür spricht schon heute einiges:


Die jüngste australische Weizenernte übersteigt das Vorjahresniveau zwar um 5 %, sie fiel aber nach der Januar-Schätzung mit 22 Mio. t um etwa 0,7 Mio. t niedriger aus als zuvor veranschlagt.


Die niedrigen Preise könnten auch den Verbrauch 2010 auf ein Rekordniveau anschwellen lassen.


Der Weizenanbau geht weltweit zur Ernte 2010 um gut 1 % auf 221 Mio. ha zurück. Nur in der EU steigt er laut IGC-Prognose noch einmal um etwa 1 % an.


Vor allem in Nordamerika ist die Winterweizenfläche so klein wie seit 1913 nicht mehr (-14 % gegenüber Vorjahr). Das liegt an der durch die hohen Herbstniederschläge verzögerten Mais- und Sojaernte, die dort eine rechtzeitige Aussaat von Winterkulturen beschränkte. Dazu kommen vergleichsweise verschlechterte Weizenerlösen. In Kanada rechnet man deshalb auch damit, dass die Sommerweizenfläche eingeschränkt und dafür mehr Sommerraps angebaut wird.


Stärkere Niederschläge sollen einerseits zu Aussaatverzögerungen in Nord-afrika geführt haben, andererseits aber in der Türkei und im Iran die Wachs-tumsbedingungen für Weizen verbessert haben.


Das Kaufinteresse einiger Importländer hat zuletzt offenbar neue Nahrung erhalten. Davon könnten in den kommenden Wochen eventuell auch deutsche Getreidelieferanten profitieren, wenn das Exportgeschäft wieder anzieht.


Wegen der hohen Haushaltsdefizite einiger EU-Staaten und wegen der Überschuldung Griechenlands steht der Kurs des Euros derzeit unter Druck. Das verteuert die Einfuhr von Rohstoffen, begünstigt aber andererseits Exporte aus dem Euro-Raum. Das gilt nicht nur im Wettbewerb mit US-Exporteuren sondern auch für die Konkurrenz mit Russland und der Ukraine.


EU-Getreide ist wieder konkurrenzfähiger


Hinzu kommt, dass aus der Schwarzmeerregion schon im Herbst viel Getreide ausgeführt wurde und somit nicht mehr auf den Markt drängen kann. Soweit aus dieser Region noch Weizen für den Export zur Verfügung steht, soll es sich meist nicht mehr um gute Quali-täten handeln.


Damit bestätigt sich jetzt die schon vor einigen Monaten zu hörende Vermutung, dass für den EU-Getreideexport auch und vielleicht gerade in der ersten Hälfte dieses Jahres gute Chancen bestehen. Neben den Lieferungen nach Südafrika und in den Iran dürften sich auch in Nordafrika und im Nahen Osten wieder bessere Absatzmöglichkeiten ergeben, zumal US-Weizen preisbedingt dort kaum noch konkurrenzfähig ist.


In den ersten Wochen des neuen Jahres gab es entgegen den Erwartungen vieler Marktteilnehmer schon eine gewisse Belebung des Exportgeschäfts. Die Ausfuhren nahmen im Vergleich zu November und Dezember wieder zu. Von Juli 2009 bis Ende Januar 2010 beliefen sich die EU-Weizenausfuhren auf 9,95 Mio. t. Damit blieben sie zwar 20 % unter der Rekordmarke im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, aber sie waren fast dreimal so hoch wie in der entsprechenden Zeit in 2007/08. Am Ende der Saison 2009/10 könnten es mit 18,5 Mio. t eine halbe Mio. t mehr werden als bislang angenommen.


Zucker-Hausse könnte den Getreidemarkt mitziehen


Auch die gegenwärtige Zuckerpreis-Hausse dürfte sich mittelfristig auf den Getreidemarkt auswirken. Zucker reagiert auf Knappheiten sehr schnell, weil er sich aufgrund seiner unbegrenzten Lagerfähigkeit und seiner guten Lagerwürdigkeit (relativ geringe Lagerkosten, hoher Wert bezogen auf das Volumen) hervorragend für die Spekulation eignet.


In den Rekordnotierungen von Anfang Februar steckt zwar viel Spekulation, völlig aus der Luft gegriffen ist der Anstieg der Zuckernotierungen auf dem Weltmarkt aber sicher nicht. Er ist vielmehr durch das Zusammentreffen schlechter Ernten in den weltgrößten Produktionsländern Brasilien und Indien und der Auswirkungen der EU-Zuckermarktreform begründet und wird eine Ausdehnung der Zuckerrohrflächen zu Lasten anderer Kulturen, darunter auch Getreide, zur Folge haben. Tatsächlich folgte in den vergangenen Jahrzehnten einem stärkeren Zuckerpreisanstieg nach einiger Zeit (einige Monate bis 1 1/?2 Jahre) meist auch eine Aufwärtsbewegung bei den Getreidepreisen. Wann und wie stark das Zuckerhoch diesmal auf Weizen, Mais und Gerste durchschlägt, bleibt abzuwarten.


Preisanstieg könnte beim Futtergetreide beginnen


Zumindest Futtergetreide könnte sich etwas schneller aus dem Preistal nach oben bewegen, zumal bei Körnermais – anders als bei Weizen – die weltweiten Lagervorräte schon im laufenden Wirtschaftsjahr 2009/10 rückläufig sein werden.


Allzu große Hoffnungen auf einen Preisanstieg auf den hiesigen Märkten sind aber vorläufig nicht angebracht, auch weil die EU-Kommission inzwischen wieder Möglichkeiten zum Gegensteuern hat. Immerhin befinden sich schon wieder 4,7 Mio. t Getreide in EU-Interventionslägern (Anfang Februar), davon 3,2 Mio. t aus Andienungen seit 1. November 2009. Der größte Teil davon ist Gerste. Aus früheren Ernten liegen außerdem noch 554 000 t Körnermais in öffentlichen Lägern. Im Falle einer überraschend schnellen Verengung der Versorgungslage wäre anzunehmen, dass Teile dieser Bestände für den Binnenmarkt freigegeben werden, um einer drastischen Preiserhöhung entgegenzuwirken. Solange der Markt relativ stabil bleibt und die Preise sich allenfalls moderat nach oben bewegen, ist damit aber nicht zu rechnen.


Nicht zuletzt zahlen Abnehmer für Roggen seit Mitte Januar meist kaum noch weniger als für Gerste, obwohl Roggen nicht durch die Intervention gestützt wird. Erhebliche Mengen durchaus mühlenfähigen Roggens fließen derzeit offenbar wieder in die Ethanolherstellung bzw. werden jetzt auch verstärkt in Biogasanlagen eingesetzt.


Wir halten fest


Das weltweit große Getreideangebot, gefüllte EU-Interventionsläger und zahlreiche unverkaufte Partien in Deutschland lassen derzeit wenig Spielraum für einen baldigen und vor allem spürba-ren Preisanstieg. Als Hoffnungsschimmer bleibt der Export. Dieser könnte durch steigende Nachfrage und den schwachen Euro Schwung bekommen. Ob diese Impulse reichen, die Erzeugerpreise „anzufeuern“ ist aber nur schwer abzuschätzen. Jetzt schon mit den gesamten Restbeständen der Ernte 2009 auf eine mögliche Rallye am Saisonende zu hoffen, wäre daher hochspekulativ.

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