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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Lesezeit: 6 Minuten

Getreidemarkt


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Die Getreidenotierungen haben angezogen. Das sollten Sie als Landwirt nutzen und sich attraktive Preise für einen Teil der neuen Ernte sichern.


Wer hätte das vor vier Wochen gedacht: An besonders absatzstarken Standorten kratzten die Erzeugerkurse für Brotweizen jüngst zeitweilig fast an der 130-€-Linie (ohne MwSt., frei Ersterfasser). Gleiches galt in unseren Veredelungshochburgen im Nordwesten für Futterweizen. Und auch anderes Getreide wurde relativ fest bewertet – die Maisnotierungen sind sogar regelrecht nach oben geschossen. Es liegt auf der Hand, dass diese Entwicklung „Lust auf mehr“ machte.


Die Verkaufsbereitschaft der Erzeuger habe deshalb etwas abgenommen, bestätigen Händler. Das gelte nicht nur für Lagerbestände aus dem Jahr 2009, sondern oft auch für Vorverträge zur Ernte 2010. Viele Abnehmer bezweifeln aber, dass dies die richtige Entscheidung ist. Die meisten Marktbeobachter sehen das ähnlich. Ihr Appell an Landwirte lautet denn auch: „Schlagen Sie attraktive Preisgebote jetzt nicht voreilig aus!“


Vieles ist reine Spekulation


In der Tat: Selbst Optimisten sind nicht bereit, ihre sprichwörtliche Hand für nachhaltige Preissteigerungen ins Feuer zu legen. Denn die Versorgung dürfte bis auf Weiteres auch dann gesichert sein, wenn es wegen widriger Witterungsbedingungen in einigen Getreide-Anbauregionen zu Ertragsminderungen kommen sollte. Dies würde durch die weltweit angewachsenen Lagerbestände abgepuffert, solange es keine globale Missernte gibt.


Andererseits wird der Markt aber auch von anderen Faktoren beeinflusst, die teils sogar widersprüchlich sind:


Man kann z. B. über die Rohstoffversorgung der Mühlen, Mischer und anderer Verarbeiter bestenfalls spekulieren. Einerseits wird betont, man sei bis zur Ernte versorgt. Gleichzeitig führten befristete Transporthemmnisse (Grund war ein Streik französischer Schiffer) dazu, dass plötzlich auch bei uns um Futtergetreide gebuhlt wurde. So prall sind die Getreideläger der industriellen Verarbeiter also wohl gar nicht gefüllt.


Auch unsere Ausfuhrchancen sind offenbar nicht so schlecht, wie von Marktbeteiligten dargestellt. Exporteure klagen zwar nach wie vor über Billig-Konkurrenz aus Übersee sowie dem Schwarzmeer-Raum. Aber seit dem Höchststand vom Jahresanfang hat der Euro (im Vergleich zum US-Dollar) kräftig an Wert verloren. Das verbilligt EU-Produkte am Weltmarkt. In Seehafen-Nähe hat die Nachfrage nach exportfähigen Getreide­qualitäten denn auch zeitweilig deutlich zugenommen. Und dieser Trend könn­te sich sogar noch verstärken, falls die griechische Finanzkrise den Euro weiter unter Druck setzen sollte.


Baissiers spekulieren bei uns immer noch auf große Getreidevorräte in Erzeugerhand. Zumindest an einigen Standorten sieht die Realität aber etwas anders aus. Der Großteil der Ernte 2009 scheint dort durchgehandelt zu sein. Die „Verkaufswelle“ nach Abschluss der saisonalen Feldarbeiten könnte somit kleiner ausfallen als erwartet. Das verspricht Entlastung. Andererseits liegt bei uns und in anderen EU-Staaten viel Gerste in den Interventionslägern. Dieses Damoklesschwert darf man nicht vergessen.


Selbst die Ölkatastrophe an der Südküste der USA könnte Einfluss auf unsere Getreidepreise nehmen. Zum Einen indirekt durch weiter und vor allem kräftig anziehende Rohölnotierungen, die dann auch die Kurse für pflanzliche Energierohstoffe beflügeln dürften (dazu zählen Getreide und Raps). Zum Anderen direkt, weil eventuell weniger US-Getreide auf den Weltmarkt drängt, falls der Schiffsverkehr durch die Ölpest behindert wird. In diese Export­lücke könnte z. B. die EU vorstoßen.


Angesichts dieser Rahmenbedingungen glauben Analysten, dass die Notierungen für Weizen und Co. in den kommenden Wochen zeitweilig sogar Achterbahn fahren könnten. Das birgt Chancen aber auch Risiken.


Nicht volles Risiko gehen!


Sie als Landwirt sollten den Markt mit Argusaugen beobachten, um den richtigen Verkaufstermin zu treffen. Achten Sie z. B. auf die Weizen-Terminnotierungen der Pariser Matif, und zwar auf den vorderen Termin. Funktionierende Terminbörsen spiegeln Preisveränderungen oft schneller wider als die normalen Kassamärkte. Sie finden die Matif-Schlusskurse und andere aktuelle Marktinformationen auf unserer Markt-Hotline im Internet (www.topagrar.com anwählen und dann auf „Markt-Hotline“ klicken). Für Abonnenten ist dieser Service kostenlos.


Für neuerntigen Weizen notierte die Matif zuletzt Preise im Bereich von 135 bis 140 €/t (November-Termin). Bereinigt um die so genannte Basis (Preiskorrektur für Lieferzeitpunkt, -ort usw.) von 15 bis 25 €/t ergeben sich daraus je nach Region Erzeugerpreise zwischen 110 und 125 €/t. Wenn Sie das jetzt festschreiben können, sollten Sie das für einen Teil Ihrer voraussichtlichen Ernte auch tun.


Doch aufgepasst: Dies gilt nur, wenn Sie normalen Brotweizen verkaufen wollen – egal ob dieser dann anschließend bei der Mühle oder beim Futtermischer landet. A- und E-Qualitäten sollten deutliche Aufgelder bringen, und zwar mehr als die derzeitigen Prämien auf die Brotweizennotierungen von mageren 1,50 bis 5 €/t für A- bzw. 10 bis 30 €/t für E-Ware.


Gerste und Roggen – kommt es zur Nagelprobe?


Für alterntigen Brotroggen werden bis knapp über 100 €/t bezahlt (frei Handel, o. MwSt.). In marktfernen Gebieten bewegen sich die Preise etwa 10 bis 15 €/t darunter. Nennenswerte Vorverträge ex Ernte 2010 sind zwar noch nicht abgeschlossen worden. Die potenziellen Roggenkäufer haben aber offenbar erkannt, dass sie wegen der deutlichen Anbaueinschränkungen längst nicht auf ein so großes Angebot hoffen können wie im letzten Jahr. Je nach Standort bewegen sich die Preisvorstellungen denn auch meistens zwischen 85 und 100 €/t. Das Besondere daran: Auch Bioenergie-Produzenten sollen schon 100 €/t geboten haben.


Von solchen Offerten können Erzeuger von Futtergerste derzeit nur träumen. Zwischen den Tageskursen und den ausgelobten Vorvertragspreisen klafft oft eine schmerzhafte Lücke. In absatzstarken Gebieten sind zwar 85 bis knapp über 92 €/t ex Ernte im Gespräch. Vereinzelt werden aber auch gerade einmal 65 bis 75 €/t besprochen. Zur Begründung ver­weisen Abnehmer auf das bevorstehende Ende der Gerstenintervention so­wie auf die vermutlich weit über 5 Mio. t Interventionsgerste zum Ende dieser Saison.


Leider gibt es auf den ersten Blick wirklich nichts daran zu rütteln, dass 2010/11 genug Gerste am Markt greifbar sein wird. Trotzdem sollten Landwirte absolute Dumpingpreise – anders kann man z. B. 65 bis 70 €/t wirklich nicht bezeichnen – vorerst nicht akzeptieren. Gerste bleibt schließlich weiterhin eine feste Größe in den Mischfutterrezepturen. Außerdem wurde der Anbau in der EU eingeschränkt, was mittelfristig für eine zurückpendelndes Angebot spricht.


Auch die immer stärkere energetische Verwertung von Getreide könnte den Gerstenmarkt entlasten. Schon jetzt sind etliche Mischer auf der Suche nach Alternativen zum Mais. Dieser ist nämlich aus ihrer Sicht preislich aus dem Ruder gelaufen. Er hebt sich mittlerweile deutlich nach oben von den Weizenkursen ab. Und die Schere könnte sich sogar noch weiter öffnen, denn der weltweite Maisbedarf steigt (vgl. Übersicht links). Das ermöglicht einerseits Absatzchancen für anderes Futtergetreide. Es ist aber auch eine Steilvorlage für die Anbauer von Körnermais, härter als bisher über eventuelle Vorvertragspreise zu verhandeln. Selbst in Überschussgebieten sollten Sie zur Ernte mindestens 120 bis 130 €/t anpeilen. Und achten Sie auf die Rohöl­kurse. Wenn diese anziehen, sollte auch mehr für pflanzliche Energierohstoffe drin sein.Jörg Mennerich

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