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Kartoffeln: Kleinere Ernte, bessere Erlöse

Lesezeit: 6 Minuten

Eine kleinere Ernte und eine robuste Nachfrage: Die Vermarktungssaison 2015/16 beginnt unter positiven Vorzeichen, meint Marktexperte Christoph Hambloch von der AMI, Bonn.


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Färben die attraktiven Frühkartoffelpreise jetzt auch auf die Haupt-ernte von Speise- und Industrieware ab? Kommt man als Anbauer beim Verkauf auf mehr als seine Kosten? Wie ist die Marktlage bei den einzelnen Verwertungsschienen? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen derzeit Kartoffel-erzeuger. Viele von ihnen müssen noch finanzielle Lücken aus dem desaströsen Wirtschaftsjahr 2014/15 schließen. Sorgen bereitet Landwirten überdies, dass sich die ersten Lebensmittelketten bei den Endverbraucherpreisen schon wieder mal gegenseitig unterbieten. Wie ist die Ausgangslage zu Beginn der Kartoffelsaison 2015/16 wirklich?


Weniger Fläche, niedriger Ertrag:

Das Angebot dürfte kleiner ausfallen als im letzten Jahr. Denn es wurden erheblich weniger Kartoffeln angebaut. Bundesweit schrumpfte die Fläche bei uns um 4,4 %. Zudem hat es Verschiebungen bei den Verwendungsschienen gegeben:


  • Niedersachsens Landwirte haben z. B. etwa so viele Kartoffeln angebaut wie 2014. Dabei ist das Speiseware-Areal um ca. 2,6 % auf über 34 600 ha gewachsen. Der Anbau für andere Verwendungen ging allerdings um annähernd 6 % zurück. Zwar haben Veredler, also Chips-, Fritten- und Flockenhersteller, einen steigenden Rohstoffbedarf und locken mit attraktiven Vorverträgen. Dafür verabschieden sich nach dem Abbau der EU-Förderung aber immer mehr Stärkekartoffel-Erzeuger aus der Produktion.
  • In Bayern liegt die Anbaufläche rund 4 % unter der des Vorjahres. Kaum Veränderungen gab es hier bei Stärke- und Pflanzkartoffeln. Die Fläche mit Konsumware liegt dafür aber rund 6 % unter der des Jahres 2014.
  • Auch im Westen wurde mit deutlich eingeschränkten Speisekartoffel-Flächen auf das schlechte Vorjahr reagiert.
  • Und für den Osten ergibt sich insgesamt sogar ein Anbau-Minus von 10 %.


Dass Experten mit keinem drängenden Kartoffelangebot rechnen, ist allerdings nicht nur den Flächenrückgängen geschuldet. Die Erträge dürften verbreitet ebenfalls unter dem Vorjahresniveau liegen. Selten zuvor gab es schließlich im Süden so viele Sommertage mit Temperaturen über 30 Grad.


Beobachter melden derzeit aus Süddeutschland, wo es auch besonders trocken war, nur halb so hohe Speisekartoffel-Erträge wie 2014. Zwischen 20 und 35 % weniger im Vergleich zum letzten Jahr sind es voraussichtlich in Nordrhein-Westfalen sowie in Hessen, und im Südosten Deutschlands sieht es nicht viel besser aus. Nur der Norden scheint glimpflich davongekommen zu sein. Dort gab es nicht ganz so hohe Temperaturen, und viele Betriebe können zudem mittels Beregnung ihre Erträge absichern. Rekordmengen wie im Vorjahr gibt es in diesem Jahr aber auch im Norden nicht.


Insgesamt beziffern AMI-Analysten die deutsche Kartoffelernte 2015 auf rund 10 Mio. t. Das ist deutlich weniger als im Rekordjahr 2014, aber erheblich mehr als im desaströsen Jahr 2013 (damals wurden nur kapp über 9 Mio. t gerodet). Und vermutlich werden sich auch die Preise zwischen den Niveaus der beiden Vergleichsjahre einpendeln. Dafür müssen Erzeuger, Landhandel, Abpacker und der LEH jetzt die Weichen stellen.


Überregionaler Absatz steigt.

Schon im August zeigten sich regionale Unterschiede bei der Vermarktung. Während im Süden versucht wurde, die Frühkartoffelpreise in die Hauptsaison hinein zu retten, drückte der LEH im Norden die Preise kräftig nach unten. Dabei haben allerdings auch einige Erzeuger eine etwas unrühmliche Rolle gespielt und den Handel „günstig“ versorgt.


Diese Preisschwäche ist zwar noch nicht überall vorbei, aber der Druck ist nur noch moderat. Mittlerweile hat offenbar auch der Handel erkannt, dass das inländische Angebot nicht übermäßig groß ist. Wer seine Kunden bis Mai 2016 mit deutschen Knollen versorgen will, muss sich etwas einfallen lassen. „Der Versand von Niedersachsen in andere Bundesländer läuft denn auch lebhafterer als 2014“, berichten Händler. In der Tat: Offenbar ordern Abnehmer im Süden, Westen und Osten, wo die Ernte kleiner ausfällt, schon jetzt vermehrt norddeutsche Kartoffeln für den aktuellen Bedarf, um die eigene Ernte vorerst einlagern zu können. Diese Ware fehlt am Spotmarkt, und die Preise bekommen Luft nach oben.


Gute Exportchancen:

Beobachter gehen übrigens davon aus, dass deutsche Speiseware 2015/16 auch ihren Weg in andere europäische Länder finden wird.


Der Kartoffelanbau ist in der EU-28 nach vorliegenden Daten gegenüber 2014 um ca. 4 % zurückgegangen, und die Ertragsprognosen bewegen sich auf nur knapp durchschnittlichen Niveau. Was bedeutet das? Legt man den Ertragsdurchschnitt der letzten fünf Jahre zugrunde, dann würde sich die EU-Ernte um rund 52 Mio. t bewegen (8 Mio. t weniger als im Vorjahr). So wenige Kartoffeln hätte es in der 28er Gemeinschaft noch nie gegeben, und selbst bei etwas optimistischeren Eckdaten dürfte die EU-Ernte ausgesprochen klein ausfallen.


Besonders südeuropäische Zuschussregionen werden in den kommenden Monaten mehr Kartoffeln in Deutschland kaufen müssen als sonst. Alternativen gibt es nämlich innerhalb der EU kaum. Auch Österreich kann die Angebotslücken nicht schließen. Dort haben die Preise überdies schon spürbar angezogen, da Kartoffeln knapp sind und viele Erzeuger mit dem Verkauf ihrer Ernte noch abwarten wollen.


In normalen Jahren würde der Großteil der Exporte in Richtung Südeuropa aus Niederbayern erfüllt. Diesmal kommen aus den zuvor beschriebenen Gründen wohl vermehrt niedersäch-sische Speisekartoffeln zum Zuge. Das verspricht attraktive Verkaufserlöse, und zwar auch für Lagerware.


Auch bei Industrieware?

Im Gegensatz zur reinen Speiseware haben Fritten- und Flockenkartoffeln von dem Regen, der ab Mitte August gefallen ist, vermutlich noch profitiert. Die Erträge dürften nicht so mäßig ausfallen wie befürchtet. Aber die Nachfrage nach solchen Kartoffeln (Rohstoff für Nahrungsmittelhersteller) steigt stetig.


Erhebliche Mengen aus Deutschland und Frankreich wandern überdies in den Benelux-Raum ab. Die dortigen Fabriken haben in den vergangenen Jahren ihre Drittlandexporte enorm gesteigert. Und bisher gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass sich daran etwas ändert, da es am Weltmarkt fast keine nenneswerte Konkurrenz gibt. Es werden somit auch 2015/16 viele Industrieknollen aus Niedersachsen und dem Rheinland nach Westen abfließen.


Und das heißt: Die Preisperspektiven für Verarbeitungskartoffeln mögen auf den ersten Blick nicht so gut aussehen wie die für Konsum-Speiseware. Insgesamt spricht aber auch hier mehr für gute Erzeugererlöse als dagegen. Das gilt besonders, wenn die Anbauer den Markt nicht zu drängend beliefern.

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