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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Körnermais: Kompass im Abrechnungs-Dschungel

Lesezeit: 5 Minuten

Für kaum eine Fruchtart gibt es so viele Abrechnungsvarianten wie für Körnermais. Willi Zellner, Marktexperte des Bayerischen Bauernverbandes, gibt Tipps, worauf Sie bei Vermarktung und Abrechnung achten sollten.


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Die meisten Körnermaisanbauer sehen der bevorstehenden Ernte mit Freude entgegen. Abgesehen von einigen Standorten mit Trockenschäden zeichnen sich gute Kornerträge ab. Und die Preise bewegen sich aktuell mit 24 € pro dt getrockneter Ware auf einem historischen Hoch, Tendenz steigend.


Für die Erzeuger stellen sich jetzt folgende Fragen: Wie lässt sich die Ernte optimal vermarkten und welcher Abnehmer zahlt am besten? Einfach beantworten lässt sich das nicht. Denn für Körnermais gibt es mehrere Abrechnungsvarianten, die sich nicht unmittelbar mit-einander vergleichen lassen. Es lohnt sich deshalb, die verschiedenen Systeme genauer unter die Lupe zu nehmen.


Die klassische Variante:

Die Abrechnung auf Basis von getrocknetem Mais war lange Zeit die Standardmethode und hat immer noch die größte Verbreitung.


Dabei bestimmt der Abnehmer zunächst den Feuchtegehalt und das Gewicht der geernteten Körner. Vom Gesamtgewicht zieht der Käufer dann zunächst den „unverwertbaren Anteil“ bzw. den Besatz ab. Einige Vermarkter nehmen bis 25?% Anfangsfeuchte einen pauschalen Abzug von 0,5?% des Ausgangsgewichts vor, zwischen 25 und 30?% Ausgangsfeuchte 1?% und darüber 1,5?%.


Im zweiten Schritt ermittelt der Abnehmer dann den Substanz- bzw. Gewichtsverlust durch den Trocknungsvorgang. Dazu berechnet er zunächst die Differenz zwischen Anfangs- und Endfeuchte und multipliziert diese dann mit dem so genannten Schwundfaktor.


  • Die Ausgangsfeuchte beträgt 35?%, die Endfeuchte 15?% und der Schwundfaktor 1,3. Der Gewichtsverlust errechnet sich dann so:
  • (35?% – 15?%) x 1,3 = 26?%.
  • Von einer Fuhre mit 100 dt erntefeuchtem Mais (nach Abzug des Besatzes) verbleiben dann noch 74 dt Trockenmais.


Allerdings arbeiten nicht alle Abnehmer mit der gleichen Endfeuchte. In Südbaden legen viele Maisaufkäufer 15?% zugrunde, in Bayern sind oft auch 14,5 % üblich. Manche Abnehmer verwenden sogar 14 %. Klar ist: Je niedriger die Endfeuchte ist, umso höher ist der errechnete Gewichtsverlust für den abgelieferten Mais und um so geringer auch der Erlös für den Landwirt. Klären Sie also vorher ab, mit welcher Endfeuchte ein potenzieller Aufkäufer rechnet.


Die zweite Variable bei der Berechnung des Trockenmais-Gewichtes ist der Schwundfaktor. Hier kommt häufig der Standardfaktor 1,3 zum Einsatz. Dieser Wert spiegelt für Anfangsfeuchten um die 35?% die Summe aus Wasserverlust und sonstigem Schwund gut wider. Wird der Mais jedoch mit weniger als 30 % Feuchtegehalt gedroschen, sollte der Schwundfaktor etwas niedriger liegen. Angemessen wäre hier ein Wert von 1,26.


Der dritte Einflussfaktor auf den Auszahlungsbetrag sind die Trocknungskosten. Auch diese sinken in der Regel mit abnehmender Anfangsfeuchte. Üblich waren in Bayern bisher 8 bis 10 Cent je Prozent Gesamtfeuchte. Das heißt: Bei 30 % Feuchte bewegten sich die Kosten zwischen 2,40 und 3 € pro dt.


Wegen der gestiegenen Energiepreise werden die Trocknungskosten dieses Jahr voraussichtlich um 4 bis 5?% zunehmen. Allerdings beeinflussen nicht nur die aktuellen Energiepreise diesen Wert, sondern auch die Wettbewerbssituation. So stellen zum Beispiel die Abnehmer in der Körnermais-Hochburg Südbaden, wo eine starke Konkurrenz mit französischen Aufkäufern herrscht, ihren Lieferanten etwa 60 bis 90 Ct/dt weniger Trocknungsaufwand in Rechnung als in vielen Regionen Bayerns.


Bei so vielen Variablen können Sie als Erzeuger schnell den Durchblick verlieren. Wenn Sie also prüfen wollen, welcher Abnehmer Sie unterm Strich am besten bezahlt, sollten Sie zuerst alle Konditionen abfragen und dann die erwarteten Auszahlungspreise mehrerer Aufkäufer durchkalkulieren.


Nassmais verkaufen?

Wesentlich transparenter als die Abrechnung auf Trockenmais-Basis ist der Verkauf von Nassmais. Hier wird der Grundpreis auf Basis von 30 % bis 35 % Feuchtigkeit gezahlt, also Werte, die sehr nahe an der Ausgangsfeuchte liegen. Weicht der tatsächlich ermittelte Feuchtegehalt einer Partie von der Preisbasis ab, gibt es feste Zu- oder Abschläge. Diese bewegen sich zwischen 20 bis 30 Cent je Prozent Abweichung vom Basiswert.


  • Ein Landwirt verkauft eine Partie mit 30?% Anfangsfeuchte.
  • Sein Abnehmer zahlt einen Grundpreis von 15?€/dt bei einer Basisfeuchte von 35 % und einen Zu- bzw. Abschlag von 25 Cent pro Prozent Abweichung.
  • Dann bekommt er 15 € + (0,25 €/% Abweichung x 5?% Abweichung) = 16,25 €/dt netto ausbezahlt.


Mit der Trocknung des Maises hat der Landwirt somit nichts mehr zu tun, so dass weder die Trocknungskosten noch der Schwundfaktor seinen Auszahlungspreis beeinflussen. Es zäh-len nur noch der Basispreis, der Feuchtegehalt der ab-gelieferten Erntepartie und die Höhe des Zu- bzw. Abschlages.


Während die Trockenmais-Abrechnung in Baden weiterhin dominiert, setzt sich in Bayern die Vermarktung von Nassmais immer mehr durch. Vorreiter ist hier die BayWa, der mit Abstand größte Abnehmer von Körnermais in Bayern. „Wir rechnen bereits 80 bis 90?% unseres Maiseinkaufes auf Nassmaisbasis ab“, bestätigt Ludwig Höchstetter, Leiter Erzeugnisse Agrar der BayWa AG in München.


Was bringt mehr?

Die Nassmais-Vermarktung ist zweifellos für den Landwirt die überschaubarere Variante. Doch sie muss nicht automatisch mehr Erlös bringen als eine Vermarktung auf Trockenmais-Basis.


Wenn Sie die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten haben, können Sie diese so miteinander vergleichen: Sie addieren zum Preisangebot für Nassmais die Trocknungskosten, die Ihnen bei der Trockenmais-Vermarktung entstehen würden. Die Summe teilen Sie dann durch den Anteil des Gewichtes, der nach der Trocknung noch übrig bleibt.


  • Landwirt Maier will Körnermais mit 35?% Feuchtigkeit verkaufen.
  • Abnehmer A zahlt für Nassmais 14 €/dt (35?% Feuchte).
  • Abnehmer B bietet 24 €/dt auf Basis von Trockenmais (15?% Endfeuchte) bei 3 €/dt Trocknungskosten und einem Schwundfaktor von 1,3.
  • Umgerechnet auf Trockenmais ergibt das Angebot von A folgenden Preis: (14 €/dt nass + 3 € Trocknung) : (100?% – (20?% Feuchtedifferenz x 1,3 Schwundfaktor)) x 100 = 22,97 €/dt;
  • Somit zahlt Abnehmer B fast 1 €/dt mehr. Landwirt Maier fährt also in diesem Fall mit dem Verkauf auf Trockenmais-Basis besser.

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