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Lieferregeln nach der Quote

Lesezeit: 6 Minuten

Wie sollen die Lieferbeziehungen künftig aus­sehen? Prof. Dr. Holger Thiele und René Kramer von der Fachhochschule Kiel haben Molkereien und Erzeuger gefragt.


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Ein Jahr vor dem Quotenende ist die Unsicherheit unter Erzeugern und Molkereien groß. Wie wird sich die Geschäftsbeziehung zwischen den Partnern entwickeln? Es stellt sich die Frage, ob Themen wie Milchpreis, Laufzeit, Kündigungsfrist und Preisabsicherung in Verträgen und Satzungen für 2015 neu geregelt werden müssen. Die Fachhochschule Kiel hat deshalb 64 Milcherzeuger und 21 Molkereien gefragt, wie die Lieferregeln der Zukunft aussehen sollen. Das überraschende Ergebnis: In vielen Punkten sind sich Erzeuger und Molkerei einig.


Risiko Milchmenge:

Die gute Nachricht vorweg: Jeder zweite Erzeuger ist mit dem angekündigten Milchmengenmanagement seiner Molkerei zufrieden. Nur jeder fünfte lehnt es ab. Allerdings erwarten die meisten Befragten ohnehin, dass die Unternehmen nach dem Auslaufen der Quote ihr System nochmal ändern. Nur jeder zehnte rechnet mit keinen Änderungen bei seiner Molkerei nach 2015.


Bei der eigenen Mengenplanung sind die befragten Tierhalter hingegen tief gespalten: Fast jeder zweite Milcherzeuger könnte sich gut vorstellen, seine Liefermenge für das Folgejahr verbindlich festzulegen (siehe Übersicht 1). Mit 40 % lehnen aber fast genauso viele konkrete Angaben zur Menge strikt ab. Rund zwei Drittel der Erzeuger wollen deshalb auch keine Preisabzüge akzeptieren, wenn sie zugesicherte Mengen nicht liefern.


Eindeutig war die Zustimmung zur Abnahmeverpflichtung von Molkereien. Fast drei Viertel der Befragten wollen auch künftig nur Verträge und Satzungen unterschreiben, wenn eine vollständige Abnahme ihrer Milch garantiert ist. Das ist verständlich, denn das Risiko, auf der verderblichen Milch sitzen zu bleiben, möchten nur wenige Betriebsleiter eingehen. Mit wirklichen Absatzproblemen müssen sie aber wohl nicht rechnen, denn die meisten Molkereien haben eine vollständige Abnahme der Milchmenge zugesichert – auch nach der Quote. Die zusätzliche Milch soll dann genauso abgerechnet werden wie der Rest.


Streitthema Zuschläge.

Beim Geld hört der Spaß bekanntlich auf. Kein Wunder, dass in der Diskussion um Preiszuschläge Sprengstoff steckt. Für „größenabhängige Staffelpreise zur Preisdifferenzierung“ spricht sich in der Umfrage fast jeder zweite Milcherzeuger aus, allerdings genauso viele (47 %) sind dagegen. Interessanterweise gibt es dabei keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Zustimmung zu Staffelpreisen und der Betriebsgröße. Andere Faktoren sind offenbar bedeutender, wie z. B.:


  • die Zufriedenheit mit der Höhe des Basispreises,
  • die Stärkung des Solidaritätsgedanken unter den Lieferanten.


Im Gegensatz dazu herrscht beim künftigen Bezahlsystem für Rohmilch fast Einigkeit. So finden 77 % der befragten Milchviehhalter und sogar 85 % der Molkereien, dass der einheitliche Basispreis gerecht ist und deshalb bestehen bleiben sollte. Es hat sich offensichtlich bewährt, mögliche Preisdifferenzierungen nicht über den Basispreis, sondern über Zu- und Abschläge zum Basispreis zu regeln. Unterm Strich ist das aber nur eine Frage der Optik, denn im Ergebnis läuft es auf das Gleiche hinaus.


Völlig unterschiedlich bewerten Landwirte und Molkereien allerdings die Bedeutung der Auszahlungspreise von Nachbarmolkereien (siehe Übersicht 2). Während mehr als die Hälfte der Landwirte eine Orientierung am direkten Wettbewerber ablehnt, glauben 86 % der Molkereien, dass dies für die Milcherzeuger wichtig ist. Tierhalter denken aber offenbar anders: Je unterschiedlicher die Auszahlungspreise der Molkereien sind, desto mehr Möglichkeiten gibt es, die Milch bestmöglich zu vermarkten. Das Ergebnis zeigt, dass der Branche alternative Orientierungsgrößen für den Preis fehlen.


Viele Milcherzeuger und Molkereien wünschen sich deshalb auch Veränderungen bei der Preisfindung. Sowohl eine Mehrheit der Milcherzeuger (58 %) als auch die meisten Molkereien (57 %) wollen künftig Festpreise für Milch mindestens einen Monat im Voraus festgelegt haben bzw. festlegen. Auch wenn sich dadurch kaum ökonomische Vorteile für den Einzelbetrieb ergeben, erleichtert es doch die Planung der Betriebe. Viele Molkereien setzen dies bereits heute um.


Erstaunlich ist allerdings, dass zwei von fünf Landwirten dies ablehnen bzw. zumindest kritisch sehen. Sie befürchten mit diesem System höhere (Sicherheits-)Abschläge vom Milchpreis. Zwar gibt es dann wahrscheinlich auch höhere Nachzahlungen, aber ob diese die Zinsverluste der Milcherzeuger immer ausgleichen, ist fraglich. Außerdem steigt aus Sicht der Erzeuger die Gefahr, auf Höchstpreise verzichten zu müssen, je länger die Preise vorab fixiert werden.


Kündigungsfristen zu lang?

Erwartungsgemäß gibt es wieder größere Meinungsverschiedenheiten zwischen Landwirt und Molkerei beim Thema „Laufzeiten und Kündigungsfristen“ in den Verträgen bzw. Satzungen. 70 % der Milcherzeuger stimmten für kürzere Laufzeiten und Fristen, während sich bei den Molkereien vier von fünf dagegen aussprachen. Erzeuger sehen so die Chance, mehr Druck auf die Molkereien ausüben zu können. Immerhin jeder fünfte Milcherzeuger hält dieses Druckmittel allerdings nicht für sinnvoll bzw. befürchtet dadurch höhere Kosten für die Molkereien, weil die Planungssicherheit fehlt. Letztlich würden dann durch Abschläge beim Milchpreis doch wieder die Erzeuger die Zeche zahlen. Ohnehin ist fraglich, ob die Molkereien durch kürzere Laufzeiten ihre gewohnte Planungssicherheit freiwillig aufgeben wollen.


Spotmarkt uninteressant:

Auch auf Erzeugerseite ist die Risikobereitschaft begrenzt. So stößt der Vorschlag, überschüssige Milchmengen auf dem Spotmarkt selbst zu vermarkten, auf breite Ablehnung. Rund zwei Drittel der befragten Milcherzeuger ist der Spotmarkt als Vermarktungsweg zu riskant. Ein möglicher Grund für die Zurückhaltung ist, dass der Auszahlungspreis bei Spotmarktverwertung im Durchschnitt der letzten Jahre meist unter dem Milchgeld der Molkereien lag. Der Sicherheitsgedanke spielt vor allem für wachsende Milchviehbetriebe eine große Rolle, weil bei ihnen die Liqui­ditätssicherung höchste Priorität hat.


Dazu passt auch, dass sich jeder zweite Milchviehhalter in künftigen Lieferbeziehungen mehr Elemente der Preisabsicherung wünscht (siehe Übersicht 3). Nur wenige wollen allerdings selbst an die Warenterminbörse für Milchprodukte gehen. Nur neun Prozent der befragten Unternehmer wären dazu bereit. Selbst größere Betriebe haben wenig Interesse an einer selbstständigen Absicherung. Stattdessen will jeder zweite Betriebsleiter seine Molkerei in die Pflicht nehmen. Sie könnte die Börse nutzen, um den Erzeugern so Festpreise für die Milch anbieten zu können. Aus der Befragung lässt sich somit ableiten, dass die Nutzung von Terminbörsen von Molkereien für ihre Milcherzeuger zumindest geprüft werden sollte. Hoffnungsvoll stimmt, dass nur jede dritte Molkerei zusätzliche Elemente zur Preisabsicherung in Verträgen bzw. Satzungen strikt ablehnt.

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