Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Eurotier 2024 Seelische Gesundheit Wolf

Aus dem Heft

Mutterkuhhalter mit vielen Standbeinen

Lesezeit: 4 Minuten

Wer Mutterkühe, Direktverkauf und Lohnbetrieb unter einen Hut bringt, braucht Organisationstalent. Bei Brüggemanns klappt’s.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Antonius Brüggemann ist ein Arbeitstier. Auf seinem sauerländischen Mutterkuhbetrieb in Meschede hält er nicht nur 200 Charolais-Mutterkühe, sondern betreibt auch noch einen Lohnbetrieb. „Das passt arbeitswirtschaftlich gut zusammen“, ist Brüggemann überzeugt. Wenn im Sommer die Tiere auf der Weide sind, hat er Luft für den überbetrieblichen Einsatz seiner Maschinen. Dadurch kann er außerdem Drescher, Presse und Co. besser auslasten. Er selbst bewirtschaftet 130 ha Grün- und 10 ha Ackerland, von denen gut zwei Drittel gepachtet sind. zudem hat er noch 30 ha Forst, um die er sich im Winter kümmert.


Der dreifache Familienvater hält schon seit Jahrzehnten Mutterkühe. Sein Vater hatte 1970 die Milchkühe abgeschafft. 1992 wurde die Mutterkuhherde noch mal verdoppelt.


Weil Brüggemann vergleichsweise wenig Flächen hat, wirtschaftet er konventionell. Nur mit zusätzlicher Düngung bekommt er ausreichend Grundfutter zusammen. Seine Mutterkühe werden während der Weidephase nicht zugefüttert. Nur in der Stallphase von November bis April bekommen seine Tiere etwas hofeigenes Getreideschrot. Die Grassilage lagert Brüggemann in Ballen am Hof oder auf den Weiden. Und die insgesamt 800 Strohballen, die er pro Jahr braucht, presst und fährt er als Lohnunternehmer natürlich selbst.


Neben ihm arbeiten seine Frau und ein Lehrling auf dem Hof. Arbeit gibt es genug. So ist z. B. die Pflege der Weidezäune recht arbeitsintensiv. „Wir haben etwa 34 km Zaun in Ordnung zu halten“, berichtet er.


Abkalben immer im Stall:

Alles, was mit der Reproduktion zu tun hat, genießt bei Brüggemann Priorität. So werden alle Tiere im Herbst auf Trächtigkeit gescannt. Auch die Geburten kontrolliert er intensiv. Zwar kalben die meisten Tiere ohne seine Hilfe, aber er überwacht die Geburten gerne zusätzlich mit mehreren Kameras im Stall. Abkalbezeit ist entweder am Jahresende oder im Februar und März. Nur wenige Tiere kalben zwischen diesen Blöcken, aber trotzdem stets im Stall.


Bei der Auswahl seiner Bullen legt Brüggemann wert auf Leichtkalbigkeit und hohe Tageszunahmen. Billige „Heckenschützen“ kommen für ihn nicht infrage. Das macht sich bezahlt, denn seine Kälberverluste sind mit rund 5 % gering, und seine Absetzer erzielen in der Regel Spitzenpreise. Er vermarktet pro Jahr etwa 150 Tiere. Die männlichen Absetzer gehen nach rund 7 Monaten mit rund 340 kg zur Auktionshalle nach Meschede, die vor der Tür liegt. Der Fleischrinder Herdbuch Bonn e.V. (FHB) führt die Auktionen durch. Jeden Herbst finden hier drei Auktionen statt. Brüggemann ist immer dabei, da er im FHB-Beirat ist.


Die weiblichen Absetzer verkauft er erst im Frühjahr mit 400 bis 450 kg. „Dann ist die Nachfrage höher, und wir erzielen bessere Preise“, sagt der Rinderprofi. Der Nachteil: Seine Tiere müssen nach Krefeld, weil es in Meschede keine Frühjahrsauktionen gibt.


Rindfleisch ab Hof:

Um die Erlöse in der Mutterkuhhaltung zu erhöhen, verkauft Familie Brüggemann zusätzlich Rindfleisch ab Hof. Simone Brüggemann kümmert sich in erster Linie um die Vermarktung. Interessenten müssen stets ganze Viertel abnehmen und vorab bestellen. Je nach Bedarf kommt dann ein Metzger vorbei und schlachtet ein bis zwei Färsen in den hofeigenen Schlachträumen. Brüggemanns haben eine Zulassung als EG-Schlachtbetrieb. „Wir vermarkten so etwa 10 bis 15 Tiere pro Jahr“, sagt Simone Brüggemann. Damit die Rechnung aufgeht, nehmen sie etwa 5 € pro kg Schlachtgewicht.


Bisher rechnet sich die Mutterkuhhaltung für Brüggemann. Ob er den Bestand allerdings auf Dauer so halten kann, ist fraglich. „Wir werden in den nächsten Jahren Pachtflächen verlieren“, ist er sich sicher. Obwohl die Flächen hier sehr flachgründig und hängig sind, nimmt die Konkurrenz spürbar zu. Vor allem Milchviehbetriebe machen ihm Grünlandflächen streitig. Da kann er als Mutterkuhhalter nicht gegenhalten.


Brüggemann fühlt sich von der Politik ungerecht behandelt und vom Bauernverband schlecht vertreten. „Warum bekommen Milchviehbetriebe Weideprämien und wir nicht“, schimpft er. Der Wettbewerb werde dadurch verzerrt. Die heutige Kulturlandschaft könne man so jedenfalls nicht erhalten, gibt er zu bedenken.Andreas Beckhove

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.