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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Nicht den Trend verpassen !

Lesezeit: 5 Minuten

Mit den Börsenkursen von gestern die Weizen- oder Sojapreise von morgen vorhersagen. Wer möchte das nicht? Der Börsianer Lars Kuchenbuch (KS Agrar) zeigt, wie es geht und ob auch Landwirte davon profitieren können.


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Hinterher ist man immer schlauer! Als Ackerbauer Schulze Anfang Februar 200 t seiner neuen Weizenernte an der Terminbörse in Paris verkaufte, hatte er noch ein gutes Gefühl. Seit Ende 2011 war der November-Kontrakt von 175 auf 195 € gestiegen. „Nicht schlecht!“, dachte Schulze und gab seinem Makler grünes Licht. Doch der Aufwärtstrend setzte sich fort. Bis Ende Juni 2012 stieg der Kurs auf über 225 €/t. Schulze ärgerte sich. Warum hatte er nicht noch ein paar Wochen gewartet? Dann hätte er 6 000 € mehr in der Tasche. Hätte Schulze wissen können, dass der Kurs noch weiter steigt?


Den Trend nutzen.

Er hätte. Das sagen zumindest Chartanalysten, denn der Aufwärtstrend beim Weizen war noch nicht gebrochen. Anders als die meisten Erzeuger schauen sie nicht auf fundamentale Faktoren wie Ertragsaussichten oder Versorgungslage, sondern ausschließlich auf den Kursverlauf. Ihr Ziel ist es, den Wendepunkt eines Trends zu erkennen, um daraus Kauf- und Verkaufssignale abzuleiten.


Kritiker halten das für Hokuspokus und glauben nicht, dass sich der Trend nach bestimmten Kursverläufen automatisch ändert. Allerdings nutzen Umfragen zufolge 80 % der Börsianer technische Kursanalysen für ihre Verkaufs- bzw. Kaufentscheidungen. Die Effekte verstärken sich dadurch. Denn wenn viele in die gleiche Richtung laufen, fällt oder steigt der Kurs automatisch.


Das kann eine vernünftige fundamentale Analyse natürlich nicht ersetzen. Denn daraus leiten sich in der Regel die grundsätzlichen Trends ab. Die Chartanalyse kann aber helfen, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg zu finden. Und davon können auch Landwirte profitieren, wie die folgenden zwei Beispiele zeigen.


Weizen bald verkaufen?

Im ersten Beispiel soll der Erlös für die neue Weizenernte 2012 abgesichert werden. Seit Dezember 2011 steigen die Weizenpreise sowohl an der Terminbörse als auch im physischen Markt fast ununterbrochen. Die Gründe dafür waren u. a. Trockenheit im Herbst, knappe globale Versorgung und Frost im Februar. Wie lange hält dieser Trend an und wann beginnt eine Trendumkehr?


Um den richtigen Verkaufszeitpunkt zu treffen, lässt sich ein so genannter Trendkanal berechnen. Das ist der Korridor zwischen den Höchst- und Tiefstständen (siehe Übersicht 1). Erst wenn der Kurs diesen Trendkanal verlässt, ist das ein Zeichen für Trendumkehr. Dabei gilt: Je länger der Betrachtungszeitraum, desto besser ist auch die Vorhersage. Eine Faustregel besagt, dass es wenigstens drei Monate sein sollten.


In unserem Beispiel hat der Kurs Anfang Mai erstmalig die untere Begrenzung des Trendkanals unterschritten. Dies passierte bei einem Preis von etwa 196 €/t. Wichtig ist aber, dass der Kanal dauerhaft (4–5 Tage) verlassen wird und nicht nur kurzfristig (1 Tag). Der Weizenkurs kehrte diesmal wieder in den Trendkanal zurück und setzte die Aufwärtsbewegung fort.


Verlässt der Kurs den Trendkanal allerdings dauerhaft nach unten, sollten Verkäufer noch genauer hinschauen. Daraus kann sich eine Abwärtsdynamik entwickeln, die den Preis auch unter die 200-€-Marke ziehen kann. Aktuell liegt der November-Kontrakt mit rund 220 bis 230 ¤/t deutlich über der unteren Begrenzung bei ca. 205 €/t. Der Trend ist somit intakt, d. h. charttechnisch können potentielle Verkäufer noch Ruhe bewahren (Stand: 27. Juni).


Futterkosten deckeln:

Entsprechend kann man natürlich auch bei fallenden Kursen vorgehen, um z. B. einen günstigen Zeitpunkt für den Einkauf von Futtermitteln zu ermitteln. Zu Beginn des Jahres 2011 fiel der Maiskurs an der Matif dramatisch ab (siehe Übersicht 2). Dass der Kurs anschließend fast genauso schnell wieder nach oben schnellt, hatten die Wenigsten erwartet.


Wer allerdings zu dieser Zeit den so genannten RSI (Relative Strength Index) genauer beobachtet hat, bekam ein klares Kaufsignal. Der RSI ergibt sich, indem man die Summe aller Gewinne durch die Summe aller Verluste teilt. Es ergibt sich ein Wert zwischen 100 (nur Gewinne) und 0 (nur Verluste). Wenn der RSI über 80 liegt, ist der Markt in einem stark überkauften Bereich. Weitere Käufe auf diesem Niveau sind unwahrscheinlich. Bei Werten unter 20 sind hingegen weitere Preissenkungen nicht zu erwarten.


Das zeigt auch ein Blick auf die echten Zahlen. Im Januar 2011 befand sich der Preis für Körnermais auf einem relativ hohen Niveau von über 240 €/t, bevor er dann ab Februar regelrecht abstürzte. Ausgelöst wurde der Kursrutsch durch Meldungen über eine hohe Maisernte in den USA. Auch wenn sich an der weltweit knappen Versorgung mit Mais eigentlich nichts geändert hatte, fiel der Kurs am 14. März auf den Tiefstand von 198,75 €/t. Genau an diesem Tag fiel auch der RSI unter die Marke von 20. Jetzt war für den Kauf von Maiskontrakten der günstigste Zeitpunkt.


Denn in den folgenden Tagen stieg der Kurs wieder auf gut 220 €/t und später sogar auf rund 240 €/t. Schon bei zwei Maiskontrakten von insgesamt 100 t hätte man so einen Vorteil von rund 4 000 € erzielt.


Nichts für Anfänger.

Die Beispiele zeigen, dass sich durch die technische Analyse finanzielle Vorteile erzielen lassen. Das klappt aber nicht immer. Es gibt etliche Beispiele, wo die Rechnung nicht aufgeht. Gute Chartanalysten liegen in 2 von 3 Fällen richtig, was unter Bör­sianern als hoher Wert gilt.


Natürlich ist es auch ohne Beobachtung von technischen Signalen möglich, vernünftige Ein- und Verkaufsentscheidungen zu treffen. Die Abschätzung wann und ob Auf- und Abwärtsbewegungen enden, beruht dann allerdings meist auf subjektiven Einschätzungen. Im Vergleich hierzu ist die Erfolgsquote der technischen Analyse deshalb nicht schlecht. Die technische Analyse funktioniert am besten auf sehr liquiden Märkten, wo auch viele Kontrakte gehandelt werden. An europäischen Terminmärkten sind deshalb derzeit nur die Getreide- und Rapskontrakte geeignet.


Die Verwendung von charttechnischen Indikatoren setzt viel Börsenerfahrung voraus. Wer sich allerdings in die Geheimnisse der technischen Analyse eingearbeitet hat, kann auch höhere Gewinne erzielen (siehe Interview).

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