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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Noch keine spürbare Bewegung im Getreidemarkt

Lesezeit: 6 Minuten

Der leichte Anstieg der Getreide-Erzeugerpreise Mitte Oktober hat sich leider als Strohfeuer erwiesen. Sowohl der Export als auch der Inlandsabsatz laufen auf Sparflamme. Bernd Irps, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, berichtet.


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Viele Landwirte, die ihre Getreide-ernte 2009 eingelagert haben, sahen Mitte Oktober die lang ersehnte Preiserholung gekommen: Nachdem die Terminkurse an den internationalen Warenterminbörsen kräftig gestiegen waren, zogen auch die Erzeugerpreise leicht an. Hauptauslöser für die Kursanstiege an den Börsen waren allerdings Spekulanten, die vor allem wegen des gestiegenen Dollarkurses und der verzögerten Mais- und Sojaernte in den USA auf landwirtschaftliche Rohstoffe gesetzt hatten.


Doch mehr als ein Strohfeuer war es am Ende leider nicht. Auf der Erzeuger-ebene legten die Preise meist weniger als 10 €/t zu, und wenige Tage später ruderten viele Erfasser und Verarbeiter wieder zurück. Denn an der so genannten fundamentalen Marktlage, sprich der tatsächlichen weltweiten Getreideversorgung und -nachfrage, hat sich in den vergangenen Wochen leider wenig geändert.


Auf der Südhalbkugel beginnt die Ernte jetzt erst


So erhöhte der Internationale Getreiderat seine Schätzung zur weltweiten Weizenernte Ende Oktober gegenüber dem Vormonat leicht um 1 Mio. t auf 667 Mio. t. Diese höheren Schätzungen gehen in erster Linie auf größere Ernten in den USA und Kanada zurück. Die gute Nachricht: Die Ernten der Hauptproduktionsländer in der EU schätzen die Experten inzwischen etwas kleiner ein.


Beim weltweiten Verbrauch sehen die Experten keine große Änderung, so dass die weltweite Weizen-Reserve am Ende des laufenden Wirtschaftsjahres 188 Mio. t betragen soll. Das wären annähernd 30 % des Verbrauchs.


Sicher sind diese Prognosen aber noch nicht, denn auf der Südhalbkugel beginnt die Getreideernte gerade erst. In Australien und Argentinien stellt sich erst in den kommenden Wochen heraus, wie groß die Ernten tatsächlich ausfallen. Bislang erwartet das US-Landwirtschaftsministerium für Australien eine Weizenernte von 23,5 Mio. t. Größere Ertragsausfälle sind offenbar nicht mehr zu erwarten, eine noch größere Ernte ist aber auch unrealistisch.


Anders in Argentinien: Dort wurde die diesjährige Weizenernte zuletzt auf unter 8 Mio. t geschätzt, das wäre weniger als das enttäuschende Vorjahresergebnis. Die Ernte 2007/08 würde sogar um rund 10 Mio. t verfehlt. Folge: Weizenkäufer im Nachbarland Brasilien müssen sich 2010 nach anderen Herkünften umsehen. Experten gehen davon aus, dass verstärkt US-Weizen nach Südamerika abfließen könnte. EU-Herkünften werden dort derzeit zwar nur geringe Chancen eingeräumt. Indirekt könnten europäische Exporteure aber dennoch von dem verstärkten Importbedarf der südamerikanischen Länder profitieren.


Weizenexport weiterauf Sparflamme?


Für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung der Erzeugerpreise sind die Exporte dringend erforderlich. EU-weit stehen in der laufenden Saison allein gut 20 Mio. t Weizen für Exporte zur Verfügung.


Das Problem: Bei dem derzeit starken Euro könnte es schwierig werden, diese Mengen tatsächlich in Drittländern unterzubringen. Je schwächer der Dollar notiert, desto besser die Exportchancen für Weizen aus anderen Regionen der Welt. So werden z. B. aus der Schwarzmeerregion in diesem Wirtschaftsjahr bis zu 32 Mio. t erwartet. Derzeit wird Weizen von dort für 170 €/t auf dem Weltmarkt angeboten, umgerechnet ergibt sich ein Preis fob Schwarzmeerhafen von 125 €/t.


Deutscher Weizen kann da nicht mithalten, ab Hof wurden zuletzt bis zu 120 €/t im Streckengeschäft bezahlt. So kommen bei uns zurzeit kaum Anschlussgeschäfte im Ex-port zustande. Nur vereinzelt kann deutscher Weizen noch mit seiner guten Qualität punkten.


EU-weit sind vom 1.7. bis 1.11. schon Lizenzen für den Weizenexport über 6,7 Mio. t gezogen worden. Das ist zwar ein Viertel weniger als vor einem Jahr, übersteigt aber die Exportmenge von vor zwei Jahren um mehr als die Hälfte. Es bleibt aber die bange Frage im Raum stehen, ob und wann die restlichen rund 13 Mio. t Weizen exportiert werden können.


Klar, ein schwacher US-Dollar zieht wegen der besseren Export-Chancen für amerikanisches Getreide viele Spekulanten an die Börsen. Und von steigenden Börsennotierungen können europäische Getreideerzeuger auch indirekt profitieren. Besser wäre allerdings, wenn die EU-Exporte direkt angekurbelt würden. Das würde die Erzeugerpreise vermutlich stärker und dauerhafter stützen, als es die Börsenkurse in Chicago oder Paris können. Nur leider lassen sich die Währungskurse schwer voraussagen, so dass bislang auch kaum absehbar ist, wann die Exporte endlich wieder anziehen.


Handel und Mühlen warten ab


Immerhin zeigen die gezogenen Lizenzen zwar, dass der Export läuft. Vielfach verfügen Händler und Exporteure aber noch über ausreichend Lagerware, so dass diese zuletzt kaum noch Interesse an angebotenen Partien zeigten.


In Richtung Mühlen floss Anfang November ebenfalls wenig Ware ab. Hier wurde von einer guten Versorgungsdecke bis zum Ende des Jahres gesprochen. Vereinzelt wurden lokal kleinere Partien gehandelt. Auch die besseren Qualitäten bis hin zum A- und E-Weizen wurden nur in begrenztem Maße nachgefragt, die Preise traten auf der Stelle, teils wurden auch Abschläge vorgenommen.


Viele Landwirte hoffen weiter auf Preisbefestigungen und zögern geplante Verkäu-fe hinaus. Ihre Begründung: Spätestens im Frühjahr 2010 müssten die Preise doch endlich aus dem Keller kommen! Auch einige Marktbeobachter sehen durchaus im Frühjahr noch Spielraum für Preisanhebungen, dafür seien aber ein deutlich größeres Inter-esse der Nachfrager oder unerwartet große Ertragsausfälle notwendig. Wir meinen: Sowohl ein harter Winter bzw. schlechte Wachstumsbedingungen sind weltweit ebenso wenig ausgeschlossen wie das Ende der Wirtschaftskrise.


Intervention dürfte die Gerste stützen


Neben der schwachen Preis­entwicklung am Weizenmarkt kommt leider auch bei den anderen Getreidearten keine Bewegung in den Markt:


Roggen schwebt weiter in einer Preisregion um die 80 € pro t und hat derzeit auch wenig Chancen sich davon abzuheben, wenn nicht der Weizen anzieht. Futterroggen wird vielfach als recht günstiges Getreide im Mischfutter eingesetzt und hat damit zum Teil sogar schon die Gerste verdrängt.


Für Gerste besteht 2009/10 letztmalig die Möglichkeit der Intervention. In der ersten Woche der Intervention Anfang November wurden insbesondere aus den östlichen Bundesländern schon größere Mengen und insgesamt rund 255 000 t Gerste angemeldet. Nach Schätzungen sollen bis zum Ende der Intervention bis zum 31. Mai 2010 rund 1,5 Mio. t Gerste angedient werden.


Größtenteils basieren die Preisofferten des Handels für Gerste daher inzwischen auf dem Interventionspreis. Davon ausgehend gäbe es in einigen Regionen Deutschlands durchaus noch etwas Spielraum für höhere Erzeugerpreise.


Auch für Weizen wird derzeit eine Interventionsandienung immer wieder ins Gespräch gebracht. Und tatsächlich gibt es einige Regionen, in denen die Preisofferten des Handels diesen Anschein auch erwecken könnten. Doch noch liegen die meisten Gebote oberhalb dieses Niveaus, so dass der Weg von Weizen in die Intervention auszuschließen ist.

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