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Optimisten rechnen weiter mit festen Notierungen

Lesezeit: 7 Minuten

Es ist nicht zu bestreiten: Die Euphorie hinsichtlich eines ungebrochenen Aufwärtstrends der Getreidepreise hat in den letzten Wochen einen Dämpfer bekommen. Denn die Nachfrage beruhigte sich. Zudem hat Brüssel weitere Interventionsmengen für den Binnenmarkt freigegeben deshalb meinen etliche Mühlen und Verarbeiter, nun im Einkauf eine härte Linie fahren zu können als bisher. Und aus diesem Grund waren zuletzt im Norden Deutschlands keine und selbst im sehr knapp versorgten Süden bestenfalls noch moderate Zuschläge zu realisieren. So ist es kein Wunder, dass die so genannten Berufspessimisten plötzlich wieder jedem (ob er es hören will oder nicht) verkünden, die Getreidenotierungen hätten ihren Zenit für diese Saison überschritten. Wer noch Lagerbestände habe, solle diese jetzt schnellstmöglich abstoßen. Über diese Brücke sollten Landwirte nicht gehen. Zumindest sollten sie sich auf keinen Fall zu voreiligen Entschlüssen überreden lassen. Tatsache ist: Sogar normalerweise eher vorsichtige Marktexperten vertreten die Auffassung, dass bald wieder Bewegung in die Preise kommt. Es ist zwar nicht sicher, dass dann deutliche Steigerungen zu erzielen sind, also nach Abzug der Kosten für Lagerung usw. Gewinne verbucht werden können. Aber etwas gehe bei den Preisen noch, heißt es in Fachkreisen. Viele Erfasser sehen sich in der Zwickmühle Vielen Ersterfassern kommt scheinbar jedes Argument (sei es auch noch so vorgeschoben) gegen weiter anziehende Einstandspreise gelegen, weil sie sich Sorgen um ihre eigenen Gewinnmargen machen. Das leuchtet auf den ersten Blick sogar ein. Denn selbst beim Roggen konnten Landwirte bisher lukrative Lagerrenditen erzielen wenn auch die Gewinne bei den anderen Getreidearten erheblich höher waren. Von der Ernte 2003 bis jetzt stiegen die Erzeugerpreise frei Handel (ohne MwSt.) im Bundesmittel z. B. um: 4,75 bis 5,00 E pro dt Brotweizen, 5,00 bis 5,15 E pro dt Futterweizen, 4,00 bis 4,25 E pro dt Futtergerste, 4,50 bis 4,70 E pro dt Triticale und 2,00 bis 2,50 E pro dt Brotroggen. Es versteht sich, dass solche Zuschläge auch beim Weiterverkauf durchgesetzt werden müssen. Das ist oft leichter gesagt als getan. Insofern sind gewisse Bedenken des Erfassungshandels sogar verständlich. Aber der Hinweis, man könne schon jetzt keine guten Margen erzielen, zieht nicht. Schließlich haben die Großhandelskurse franko Mühle oder Verarbeiter seit der Ernte ebenfalls kräftig angezogen. Noch passt die Relation! Und auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung sind Handel und Genossenschaften gut beraten, nicht mit aller Macht auf die Erzeugerpreis-Bremse zu treten. Sie würden den eigenen Abnehmern die Munition für Neuverhandlungen liefern. Außerdem könnten immer mehr Landwirte auf den Geschmack kommen und ihr Getreide künftig an den Ersterfassern vorbei im Streckengeschäft vermarkten. Das Interesse am Direktverkauf nimmt ohnehin seit Jahren zu, weil Mehrerlöse gegenüber den konventionellen Absatzwegen winken. Brotweizen: Sind 18 i/dt franko Mühle drin? Gerade bei Brotweizen mit mindestens 11 ,5% Protein und 220 Fallzahl (Fz) dürfte die Verschnaufpause am Markt schon bald wieder vorbei sein. Denn die meisten Mühlen und Verarbeiter sollen sehr kleine Lagerbestände haben. Und selbst diejenigen, die kürzlich noch Anschlusskäufe getätigt haben, sind nach Informationen von Brancheninsidern allenfalls bis Ende März/Anfang April versorgt. Es dürfte demnach nur eine Frage der Zeit sein, bis das Geschäft auf der Großhandelsstufe wieder in Schwung kommt. Optimisten rechnen damit, dass dann im Süden auch flächendeckend die Schallmauer von 18 E/dt franko Mühle durchbrochen wird. Solche Preise sollen zwar zuletzt vereinzelt schon beim Verkauf an so genannte Mittelmühlen erzielt worden sein, aber die großen Unternehmen sträuben sich noch heftig dagegen. Mehr als 17,50 bis 17,75 E/dt frei Gosse seien bei diesen Mühlen nicht durchzusetzen, berichtet ein bayerischer Händler. In den meisten anderen Regionen Deutschlands werden aber auch diese Kurse momentan nicht erzielt. Im Westen wurde zuletzt je nach Standort und Frachtkosten über Franko-Kurse von 16,75 bis knapp unter 17 E/dt verhandelt. Nord- und ostdeutsche Verarbeiter wollten maximal 16 bis 16,50 E/dt zahlen. Für die immer größeren regionalen Preisunterschiede gibt es diverse Gründe: Obwohl kaum Weizenexporte nach Italien durchgeführt werden, ist die Versorgung in Süddeutschland ausgesprochen eng. Wer noch unverkaufte Partien hat, hält diese zurück. Das gilt nicht nur für Landwirte, sondern vor allem auch für den Erfassungshandel. Unternehmen, die dringend B-Weizen brauchen, müssen deshalb tiefer in die Tasche greifen. Weiter nördlich wähnt sich die Mühlenindustrie hingegen in einer etwas besseren Verhandlungsposition. Das Weizenangebot ist zwar auch dort sehr klein. Da aber im Gegensatz zu früheren Jahren währungsbedingt kaum Drittlandsexporte stattfinden, erscheint die Lage nicht so angespannt wie im Süden. Außerdem wurden von Brüssel jüngst rund 90 000 t BLEInterventionsweizen zum Verkauf ausgeschrieben. Wie viel davon letztlich freigegeben wird, bleibt zwar abzuwarten die EU wird sich nicht mit Dumpingpreisen abspeisen lassen. Das ändert aber nichts daran, dass der BLE-Weizen im Norden und Osten lagert, also dort den Markt zumindest indirekt beeinflusst. Man spricht wieder über einen Hausse-Schub Ob bzw. wie lange die norddeutschen Mühlen und Verarbeiter ihrer harten Linie treu bleiben können, werden die kommenden Wochen zeigen. Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe, so ein Großhändler, sei der Widerstand gegen steigende Weizenkurse bereits wieder etwas geringer geworden. Reports (Zuschläge) von 10 bis 15 Cent pro dt und Monat seien durchaus zu erzielen. Er ist überzeugt, künftig sogar noch höhere Reports durchsetzen zu können. In der Tat: Je mehr die Interventionsvorräte frühzeitig abgebaut werden, desto kritischer wird die Versorgungslage zum Ende des Wirtschaftsjahres. Ende Januar konnte Brüssel EU-weit noch über rund 845 000 t Interventionsweizen frei verfügen. Davon sind schon fast 680 000 t ausgeschrieben worden. Damit bliebe ein Bestand von noch nicht einmal 170 000 t. Und gerade wegen dieser, wenn auch vorerst theoretischen, Restmengen setzt sich bei einigen Marktbeteiligten bereits wieder eine Hausse-Stimmung durch. Sie rechnen im weiteren Verlauf mit erneut deutlich anziehenden Kursen. Zur Begründung verweisen sie darauf, dass man sich nach dem 1. Mai (EU-Osterweiterung) auf einen zusätzlichen Nachfrageschub aus den Beitrittsländern einstellen müsse. Etliche osteuropäische Staaten scheinen wirklich auf Getreideeinfuhren angewiesen zu sein, um ihren Bedarf bis zur nächsten Ernte zu decken. Sollten dabei verstärkt Anbieter aus der bisherigen EU zum Zuge kommen, wären bei uns steigende Preise zu erwarten. Warten oder verkaufen? Vorerst ist das zwar reine Spekulation. Falls es aber so käme, dürften auch die Erzeugererlöse künftig pro Monat um mehr als 10 bis 15 Cent/dt anziehen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe wurden im Schnitt folgende Weizenpreise frei Handel genannt (nennenswerte Unterschiede zwischen Brot-und Futterweizen gibt es nach wie vor nur sehr selten): 14,25 bis 15,50 E/dt im äußersten Norden sowie im Nordosten, 14,50 bis 15,75 E/dt in der Osthälfte Niedersachsens sowie in Sachsen-Anhalt und auch in Hessen, 14,25 bis etwa 16 E/dt in den Veredlungshochburgen in Weser-Ems und dem Münsterland, 14,50 bis 16,25 E/dt im südlichen Nordrhein- Westfalen und 14 bis 15,50 E/dt in Rheinland-Pfalz sowie in vielen Teilen Baden-Württembergs, 14,75 bis 16,50 E/dt in Bayern und an anderen nachfragestarken Standorten Süddeutschlands. Marktbeobachter meinen: Landwirte, denen Preise im oberen Bereich der genannten Spannen geboten werden und die nicht allzu risikofreudig agieren wollen, sollten sich überlegen, ob es sich für sie lohnt, mit dem Verkauf ihrer Restmengen noch lange zu warten. Schließlich ist es keineswegs sicher, dass die Notierungen wirklich noch einmal stark anziehen. Außerdem nimmt mit jedem weiteren Monat die Gefahr lagerungsbedingter Qualitätsprobleme zu. Sie sollten überdies die Gunst der Stunde nutzen und mit Ihrem Abnehmer über Brotweizen-Vorkontrakte zur Ernte 2004 verhandeln. Obwohl einiges dafür spricht, dass sich die Versorgungslage entspannt, wirkt sich die aktuelle Situation auf die Preiserwartungen aus. Je nach Region werden für Lieferungen aus der Ernte heraus ca. 12,50 bis 13,50 E/dt (ohne MwSt. frei Handelslager) geboten. Dass solche Erlöse auch dann noch zu realisieren sind, wenn die größten Bedarfslücken im Sommer geschlossen sind, ist unsicher. Jörg Mennerich

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