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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Petrus pusht Preise

Lesezeit: 5 Minuten

Wegen der Wetterkapriolen haben Erfasser ihre Offerten aufgebessert. Erzeuger visieren für guten Weizen bereits die Marke von 200 €/t an. Bernd Irps, LWK Schleswig-Holstein, berichtet.


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Hitze in Europa und Wolkenbrüche in den USA: Die Wettermärkte halten Getreidehändler weltweit in Atem. Die Ernteschätzungen in Europa und Übersee für die Saison 2015/16 wurden denn auch von Woche zu Woche weiter zurechtgestutzt. Von einer komfortablen Versorgung spricht keiner mehr, und die langweilige Seitwärtsbewegung der Getreidepreise auf niedrigem Niveau scheint passé. Ist das nun eine Trendwende zum besseren oder doch nur ein Strohfeuer?


Käufer lauern!

Vor allem die Mischfutterindustrie interessierte sich Ende Juni/Anfang Juli plötzlich für neuerntiges Getreide. Offenbar war die Deckung doch nicht so üppig, wie man zuvor immer wieder betont hatte. Bei etlichen Erfassern standen deshalb Gerste und Roggen ganz oben auf dem Kaufzettel. Die Preise reagierten entsprechend und notierten zuletzt 20 bis 30 €/t höher als Mitte Juni. Zuletzt lagen die Preisgebote des Handels für Gerste verbreitet bei 160 bis 180 €/t.


Vielen Erzeugern ist das noch zu wenig, und sie halten sich mit Verkäufen weiterhin zurück. Damit könnte sich das ohnehin kleinere Aufkommen noch weiter eingrenzen. So oder so dürfte das Angebot an Gerste und auch an Roggen hierzulande geringer ausfallen als im Vorjahr. Für Deutschland wird nur noch eine Gerstenernte von 10 Mio. t erwartet – auch wenn die Erträge in einigen Regionen, die zuvor über Wassermangel geklagt hatten, überraschten. Das Vorjahresergebnis dürfte damit klar um voraussichtlich elf Prozent verfehlt werden. Verantwortlich dafür ist auch, dass etliche Gerstenschläge schon zu Ganzpflanzensilage (GPS) für Bio-gasanlagen verarbeitet wurden. Hier die Gründe:


  • Auf einigen Schlägen drohte wegen der Trockenheit ein Totalverlust.
  • Die Ertragsaussichten beim Mais haben sich zum Teil eingetrübt, sodass einige Betriebsleiter frühzeitig Substrat- Ersatz suchten.


Gleiches gilt übrigens für den Roggen. Die bundesweite Ernteschätzung wurde von 3,45 Mio. t im März auf 2,62 Mio. t im Juni gekürzt – fast ein Viertel weniger. Entscheidend dürfte beim Roggen aber die Qualität sein. Für die Ernährung werden etwa 0,9 Mio. t benötigt. Sollte also der Brotroggen­anteil unter diese Schwelle rutschen, sollte preislich einiges möglich sein.


Neuer Weizen teurer?

Zu Redaktionsschluss waren allenfalls notreife Weizenbestände gedroschen. Doch auch bei den Preisen für Weizen hatten sich die Vorzeichen zuletzt verbessert. Mit den steigenden Kursen stieg das Interesse des Handels sowohl an der alten als auch der heranwachsenden Ernte.


Nach Aussagen des Handels und der Landwirte sind bisher im Vergleich zu den Vorjahren deutlich weniger Mengen an Weizen über Vorkontrakte abgeschlossen worden. Bei Preisgeboten unterhalb von 170 €/t ist das allerdings auch kein Wunder. Aktuelle Offerten der Erfasser liegen je nach Region im Bereich von 170 €/t bis hin zu 190 €/t ex Ernte an frachtgünstigen Standorten. Doch selbst zu Geboten am oberen Rand der Spanne sind Landwirte kaum bereit, Vorkontrakte festzumachen. Denn die meisten gehen auch im weiteren Verlauf von einem stabilen bis festen Weizenmarkt aus und wollen erst mal selbst oder beim Handel einlagern.


Der Stimmungswechsel beim Weizen hat vor allem mit dem Wetter in Übersee zu tun. Ergiebige Niederschläge in den USA behindern die Ernte und lassen die Gefahr von Qualitätsproblemen steigen. Die Börse in Chicago quittierte das Anfang Juli mit Preissprüngen, die die Pariser Börse ansteckten. Rückenwind gab es dann durch reduzierte Ernteschätzungen diesseits des Atlantiks. Der Kassamarkt konnte vielerorts nicht ganz mit der Hausse an der Börse mithalten. Inwieweit Finanzinvestoren die Kursrallye am Terminmarkt befeuern und vielleicht auch übertreiben, bleibt deshalb abzuwarten.


Fakt ist aber: Die fundamentalen Daten sprechen für stabile Preise. Die Bestände bröckeln zusehends. So werden vom internationalen Getreiderat (IGC) bei den führenden Exportnationen nur noch 65 Mio. t als Weizen­bestand am Ende des neuen Wirtschaftsjahres vermutet. Die Prognose liegt damit 2 Mio. t unter der Schätzung von Ende Mai. Vom aktuellen Bericht des US-Agrar-minis­teriums (USDA) wurden weitere Rücknahmen erwartet, stattdessen erhöhten die Beobachter die Bestände merklich. Das Plus entfällt aber größtenteils auf China, was die Märkte weniger berühren dürfte.


Export noch unsicher!

Das Zünglein an der Preiswaage wird bei Weizen und Gerste aber wohl wieder der Export spielen. Gerste wird für den Export nach Saudi-Arabien, aber auch nach China benötigt. Nach Schätzungen des USDA führen die Chinesen in diesem Jahr 8 Mio. t Gerste ein und würden damit erstmals Saudi-Arabien mit 7 Mio. t als größ­ten Gerstenimporteur ablösen.


Ob die EU beim Weizen- export an das Rekordniveau von 34,5 Mio. t des abgelaufenen Wirtschaftsjahres anknüpfen kann, ist frag-lich. Vieles hängt von der Schwarzmeerregion ab, die mit den neuen Exportregeln voraussichtlich etwas mehr Konkurrenz am Weltmarkt machen dürfte. Derzeit sind die Angebotspreise am Schwarzen Meer vergleichsweise niedrig. Nur selten kommt deshalb französischer oder noch seltener deutscher Weizen zum Zug.


Viele hiesige Händler befürchten, dass auch im weiteren Verlauf nur wenig Exporte aus Deutschland in Drittländer zustande kommen. Doch auch die Schwarzmeer-Ernte ist noch nicht unter Dach und Fach. In Russland herrschten in einigen Regionen zuletzt ebenfalls Hitze und Trockenheit. Im Süden des Landes gefährden dagegen Niederschläge die Ernte bzw. die Qualität. Auch in der Ukraine wird von Niederschlägen berichtet, die die Ernte verzögern. Das könnte die Notierungen ansteigen lassen. Damit bleibt die Region gut für Überraschungen.


Unterm Strich ist die Stimmung an den Getreidemärkten deshalb durchaus stabil bis fest. Im weiteren Verlauf des Wirtschaftsjahres könnten sich noch die Griechenlandkrise mit ihren Folgen für den Eurokurs und der El-Nino-Effekt in Aus-tralien bemerkbar machen. Die jüngsten Ernteschätzungen von dort wurden schon zurückgenommen.


Ein Hinweis: Vergessen Sie bei der Vermarktung nicht, die Nebenbedingungen auszuhandeln. Bei den Abzügen für niedrige Proteinwerte gibt es derzeit große Unterschiede.

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