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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Preisauftrieb bei allen Getreidearten

Lesezeit: 7 Minuten

Einige Erfassungshändler beschweren sich darüber, dass viele Landwirte derzeit nicht bereit sind, ihr Getreide der Ernte 2003 zu verkaufen. Dabei biete man ihnen doch bessere Erlöse als im letzten Jahr, heißt es. Und in der Tat bewegen sich die Erzeugerpreise für Brotgetreide bereits gut 10 % über der Vorjahreslinie, für Futtergetreide je nach Region etwa 7 bis 9 %. Trotzdem ist das geringe Angebot aus der Landwirtschaft keine Überraschung. Denn der Großteil des Getreides wurde mit niedrigen Feuchtewerten gedroschen und konnte problemlos in den Hoflägern untergebracht werden. Das falsche Preissignal Eine weitere, wenn nicht sogar die ausschlaggebende Ursache für die zurückhaltenden Verkäufe der Erzeuger ist außerdem Folgendes: Obwohl Experten bereits früh voraussagten, Getreide könnte teuer werden, meinten Erfasser, Landwirte mit dürftigen Aufschlägen von 25 bis 50 Cent pro dt auf die 2002er Kurse ködern zu können das ging schief. Dann werde ich noch warten, sagten sich viele Bauern. Und derzeit sieht es so aus, als ob diese Rechnung aufgeht. Die Notierungen für Brot- und Futtergetreide tendieren ausgesprochen fest. Landwirte sollten zwar aufpassen, ihr Blatt nicht zu überreizen. Momentan ist eine Kehrtwende aber nicht in Sicht. Selbst Skeptiker rechnen mit weiter steigenden Preisen. Optimisten erwarten sogar, dass sich die Hausse bei Getreide verstärkt und künftig auch deutlicher als bisher auf die Erzeugererlöse durchschlägt. Diese hinken nämlich denen auf der Großhandelsstufe hinterher. Beispiel: Großhändler in Zuschussgebieten setzten von Ende Juli bis Mitte August ihre Forderungen um 1 E/dt und mehr herauf. Bauern wurden dagegen magere Zuschläge von 35 bis 50 Cent/dt, vereinzelt auch bis 75 Cent/dt, in Aussicht gestellt. Erntemenge erneut nach unten korrigiert Einige Händler versuchen, ihre Margen zwischen Ein- und Verkauf auszudehnen. Aber ich bezweifle, dass sie damit auf Dauer durchkommen, so ein norddeutscher Marktkenner. Er sieht Landwirte in einer guten Verhandlungsposition. Man müsse sich nur die Ernteergebnisse anschauen, dann sei doch alles klar. Die jüngsten Schätzungen bestätigen, dass Deutschlands Getreideernte 2003 wegen schlechter Erträge klein ausgefallen ist. Insgesamt sollen 35 Mio. t (ohne Mais) gedroschen worden sein (11,5% weniger als 2002). Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen und Sachsen-Anhalt verzeichnen fast noch moderate Minuszahlen von 0,4 bis 7% Schleswig-Holstein meldet sogar plus 11,5%. In den anderen Bundesländern ist der Rückstand gegenüber 2002 dafür groß. Besonders krass: ? minus 37 % in Brandenburg, ? minus 23 % in Sachsen, ? minus 22 % in Bayern, ? minus 20 % im Saarland und ? minus 16 % in Baden-Württemberg. Angesichts dieser Zahlen ist es denn auch kein Wunder, dass einige der hiesigen Mühlen und Verarbeiter schon sondieren, ob eventuell günstiges Getreide aus anderen Ländern zu bekommen ist. Meistens jedoch ohne Erfolg. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Nicht nur bei uns, sondern auch in vielen anderen EU-Staaten haben die Ernten enttäuscht. In Frankreich, einer der wichtigsten Überschussregionen Westeuropas, wurden z. B. 16 % weniger Weichweizen geerntet als im letzten Jahr und sogar über 20 % weniger Futtergerste. EU-weit soll die Getreideernte 2003 nach jüngsten Analysen nur etwa 188 bis 190 Mio. t betragen. Von einem großen Angebot kann also keine Rede sein, wenn man bedenkt, dass der Jahresverbrauch in der Gemeinschaft bei 190 bis 192 Mio. t liegen dürfte. Brüssel bremst Export Dass dies aber der einzige Grund für die Brüsseler Kommission gewesen ist, die Ausfuhrausschreibungen für die Drittlandsexporte vorerst auszusetzen, können nur wenige Marktbeteiligte glauben. Die Exporte wurden dadurch zwar nicht vollkommen gestoppt, aber die zeitweilig spürbare Euphorie schließlich spricht der weltweite Abbau der Lagerbestände für gute Absatzmöglichkeiten am Weltmarkt hat einen Dämpfer bekommen. Tatsache ist: Das Argument, ohne eine Exportbremse würden Backwaren erheblich teurer, zieht nicht. Die Rohstoffkosten pro Brötchen dürften sich auf höchstens 2 Cent belaufen. Wenn Bäcker jetzt Aufschläge von 5 Cent pro Brötchen ankündigen, dann würde selbst bei deutlich steigenden Getreidepreisen der Großteil davon in ihre eigene Tasche wandern. Das dürfte auch den Brüsseler Bürokraten bekannt sein. Kenner vermuten denn auch, dass die jüngste Entscheidung dazu dienen soll, mehr Ruhe in den Markt zu bringen, bis die endgültigen Ernteergebnisse bekannt sind. Offenbar gibt es Befürchtungen, diese könnten noch niedriger ausfallen als die vorläufigen. Sollte es so kommen, wären härtere Maßnahmen denkbar, z. B. Exportsteuern. Das könnte die Ausfuhren je nach Entwicklung der Weltmarktkurse zeitweilig vollends stoppen und den Preisauftrieb bei uns zumindest erheblich verlangsamen. Vorerst ist das aber reine Spekulation. Feste Preise für Futtergerste und Triticale Die Nachfrage ist lebhaft und trifft auf ein kleines Angebot. Das gilt vor allem für Futtergetreide. Mischfutterhersteller haben ihre Preisofferten franko Werk in den letzten Wochen schon kräftig angehoben. Im Nordwesten bewegen sich die Notierungen (o. MwSt.) zwischen: ? 11,50 und 12,20 E/dt für Gerste, ? 11,85 und 12,75 E/dt für Triticale, ? 12,75 und 13,25 E/dt für Weizen. Für Lieferungen ab Oktober werden Aufschläge von 25 bis 40 Cent/dt herausgestellt. Daran sollten sich auch Landwirte orientieren, wenn sie mit ihrem Abnehmer verhandeln. In den meisten anderen Regionen liegen die Preise für Futtergetreide zwar unter denen in Gebieten mit hohem Zuschussbedarf. Der Abstand ist aber mit ca. 0,50 bis 0,85 E/dt, teils auch nur 0,25 E/dt, nicht so ausgeprägt wie sonst. Kein Wunder, Händler suchen Weizen und Triticale für den Versand in Mastgebiete. Bei Futtergerste kommt hinzu, dass die BLE-Lagerhalter ebenfalls Kaufbereitschaft signalisieren. Dass sie jedoch zum Zuge kommen, bleibt fraglich. Denn für von der Intervention abgeleitete Preise ist derzeit auch in frachtfernen Überschussgebieten keine passende Gerste zu bekommen. Die vereinzelt in Süddeutschland und Hessen noch genannten Erzeugerkurse von unter 9,25 E/dt passen denn auch nicht ins Bild. Als Abschlagszahlungen für interventionsfähige Gerste könnten Landwirte das eventuell noch akzeptieren, aber nicht als endgültigen Erlös. Überstürzen Sie auch nicht den Braugerstenverkauf! Derzeit werden für freie Ware je nach Region oft zwischen 11,50 und 12,50 E/dt frei Erfasser genannt (ohne MwSt.), nur vereinzelt bis 13,50 E/dt. Experten rechnen aber damit, dass es durchaus Chancen gibt, im weiteren Verlauf Aufschläge zu realisieren. Denn das Angebot an braufähigen Qualitäten fällt bei uns kleiner aus als erwartet. Etliche Partien haben zu hohe Proteingehalte. Die Mälzereien hoffen zwar, das durch preisgünstige Zufuhren aus anderen EULändern auszugleichen. Frankreich meldet aber beispielsweise ebenfalls Proteinprobleme bei Braugerste der Ernte 2003. Dänische sowie britische Ware könnte also besser gefragt und teurer sein, als es unseren Verarbeitern lieb ist. Passen Sie auf! Tatsache ist: Die Getreidepreise tendieren sehr fest. Dass das durchgehend so bleibt, ist aber bei allem Optimismus nicht sicher. Behalten Sie also den Markt in den nächsten Wochen und Monaten genau im Auge und setzen Sie beim Verkauf nicht alles auf eine Karte! Wer jetzt einen guten Erlös erzielen kann, sollte die frühe Vermarktung zumindest von Teilmengen nicht grundsätzlich ablehnen. Orientieren Sie sich in puncto Preisforderung überdies nicht nur an der Übersicht auf Seite 109. Es handelt sich dabei um den Stand in der letzten Augustwoche. Da der Markt heftig in Bewegung ist, können die Kurse aber eventuell schon kurz nach Erscheinen dieses Heftes über den von uns ermittelten Preisen liegen. An der Unterkante der angegebenen Spannen sollten Sie sich in diesem Jahr ohnehin nicht orientieren. Jörg Mennerich

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