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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Räumen Sie Ihr Getreidelager!

Lesezeit: 4 Minuten

Lassen Sie sich von der belebten Nach­frage der letzten Wochen nicht blenden. Selbst Opti­misten rechnen in den kommenden Monaten mit keinen nachhaltigen Preissteigerungen bei Brot- und Futtergetreide.


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In einigen Regionen Deutschlands haben sich die Getreidenotierungen in den letzten Wochen leicht erholt – das gilt vor allem für Futtergetreide. Ursache war ein knappes Angebot aus der Erzeugerstufe, das auf eine belebte Nachfrage stieß. Letzteres begründen Beobachter mit sehr dünnen Rohstoffdecken etlicher Verarbeiter. „Und wer kaufen muss, kann über den Preis nicht sehr hart verhandeln“, erklärt ein Makler. Den Zwischenspurt am Markt sollten Getreideerzeuger nach seiner Meinung aber nicht überbewerten. Wer noch Lagerbestände habe, solle mit dem Verkauf nicht mehr lange warten.


Überlagern macht vermutlich wenig Sinn


Vermutlich wird der Makler aus folgenden Gründen recht behalten:


Kaum waren die ärgsten Versorgungslücken gefüllt, pendelte die Nachfrage der Verarbeiter schon wieder zurück.


Auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben werden noch ansehnliche Getreidevorräte vermutet. Etliche Partien dürften nach Abschluss der saisonalen Bestell­arbeiten auf den Markt drängen. Das Angebot dürfte also größer werden.


Das EU-Exportventil klemmt leider. Gründe sind der immer noch starke Euro sowie die Konkurrenz aus Übersee und der Schwarzmeerregion. Bislang (Stichtag 30. März 2010) wurden im laufenden Wirtschaftsjahr in der EU-27 Exportlizenzen für 15, 1 Mio. t Weizen (inkl. Mehl und Durum) beantragt. In der letzten Saison waren es im gleichen Zeitraum rund 18,6 Mio. t. Bei Gerste summieren sich die Lizenzen 2009/10 derzeit auf knapp über 0,7 Mio. t, gegenüber gut 3,1 Mio. t von Juli 2008 bis Ende März 2009.


Außerdem sind die EU-Interventionsbestände deutlich gewachsen. Lässt man die zum freien Verkauf ausgeschriebenen Mengen außer Acht, kommt man nach jetzigem Stand inklusive der angedienten, bislang aber noch nicht übernommenen Partien auf über 6 Mio. t Interventionsgetreide. Anfang Juli 2009 waren es „nur“ 1,5 Mio. t. Pessimisten sehen aus diesem Grund mittelfristig keine Chancen für Preisspielraum nach oben bei den Erzeugerpreisen. Ein Überlagern von Getreide der Ernte 2009 in die neue Saison mache deshalb auch wenig Sinn, heißt es.


Nicht verunsichern lassen!


Die Warnungen sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dass schon im Sommer dieses Jahres deutlich bessere Erlöse winken, ist nämlich in der Tat nicht sehr wahrscheinlich. Landwirte könnten also durchaus auf ihren Lagerkosten sitzen bleiben – und wehe, es kommt zu Qualitätsbeeinträchtigungen. Außerdem wird der vorhandene Lagerraum für die Ernte 2010 gebraucht.


Andererseits sollten Sie sich von dem Hinweis auf die Interventionsvorräte aber auch nicht ins Bockshorn jagen lassen. Zumindest dann nicht, wenn Sie vor allem auf den Anbau von Weizen setzen. Der Löwenanteil der administrativen Bestände ist Gerste. Mittlerweile summieren sich die Mengen EU-weit hochgerechnet auf annähernd 5,4 Mio. t. Weitere rund 550 000 t entfallen auf Mais, und Weizen kommt gerade einmal auf etwa 240 000 Mio. t. Diese Zahlen können sich zwar noch ändern, da bis Ende Mai zur Intervention angedient werden kann. Der Trend ist aber klar: Bei Weizen sind die Interventionsmengen für das Marktgeschehen nahezu ohne Bedeutung.


Deshalb: Verschleudern Sie Ihren einwandfreien Mühlenweizen nicht! Das gilt nicht nur für die nächsten Wochen, sondern auch im Hinblick auf eventuelle Vorverträge zur neuen Ernte. In einigen Gebieten Deutschlands bieten Aufkäufer immer noch deutlich weniger als 100 €/t ex Ernte. Solche Kurse können Sie aber vermutlich auch nach dem Drusch noch erzielen. Selbst dann, wenn sich die derzeitigen Angebotsprognosen bewahrheiten sollten.


Vage Hochrechnungen


Der Verband des europäischen Getreide- und Ölsaatenhandels (Coceral) bezifferte die diesjährige Getreideproduktion der EU-27 kürzlich zwar insgesamt „nur“ auf gut 301 Mio. t. Das wären sogar etwa 2 % weniger als im Jahr 2009. Aber das ist nicht dem Weizen zuzuschreiben. Im Gegenteil, die Weichweizen-Erzeugung steigt, laut Coceral, gegenüber dem Vorjahr um knapp 2 % auf fast 137 Mio. t. Bislang ist das aber sprichwörtliches „Lesen im Kaffeesatz“, denn für diese Mengen muss z. B. das Wetter mitspielen. Und das können selbst Experten nur für wenige Tage vorhersagen. Außerdem bleibt abzuwarten, wie die mittlere Qualität der Weizenernte 2010 ausfallen wird.


Bei den meisten anderen Getreidearten wäre es hingegen gut, wenn Coceral tendenziell richtig liegen würde:


Bei Gerste erwartet Coceral gegenüber 2009 einen Rückgang um 8 %,


bei Roggen wird sogar mit - 14 % gerechnet, und


bei Triticale zeichnen sich - 7 % ab.


Das Angebot wird also eventuell nicht so drängen, wie befürchtet. Aber leider gilt auch hier: Nichts als Spekulation.


Jörg Mennerich

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