Das hat etliche Marktbeteiligte auf dem falschen Fuß erwischt. Der Termin Februar 2022 der Pariser Matif ist zum Ende seiner Laufzeit abgestürzt. Im Januar wurden dafür 828 €/t notiert, keine vier Wochen später nur noch ca. 697 €/t. War Raps überbewertet? Und was bedeutet die Tatsache, dass 105500 t Februar-Raps zur physischen Erfüllung kommen?
Es bedeutet z.B., dass sich an der Börse niemand für ein Gegengeschäft gefunden hat. Die Andienungen sind aber auch ein Indiz dafür, dass der Kontrakt in der Tat überbewertet war.
Die Hausse begann im vergangenen Jahr mit der Missernte Kanadas. In Europa verzögerte sich dann die Ernte und laut Strategie Grains wurden hier nur 16,95 Mio. t geerntet. Das versetzte die Märkte in Aufruhe, man sprach von Versorgungsengpässen. Und Spekulanten träumten schon von Kursen im vierstelligen Bereich. Zuletzt kam jedoch ein böses Erwachen.
Denn Raps ist knapp, bislang musste aber kein Verarbeiter die Kapazitäten mangels Rohstoff stark drosseln. Der Verband der europäischen Ölmühlen meldet Verarbeitungszahlen von über 1 Mio. t pro Monat. Und die Rapsimporte in die EU liegen von Juli 2021 bis jetzt zwar deutlich unter den vergleichbaren Vorjahresmengen. Doch es wird noch viel Raps aus Australien kommen. Man erwartet 2021/22 ca. 4,6 Mio. t aus Down Under.
Viele Abnehmer stehen zudem auf der Preisbremse, weil sie auf ein größeres Rapsangebot aus der Ernte 2022 spekulieren. Die globale Anbaufläche soll um 2% ausgeweitet worden sein. Diese Schätzung belastet die Kurse. Viele Beobachter halten sie allerdings für wenig aussagekräftig. Außerdem: Selbst wenn die EU wirklich eine Rapsernte von 18,2 Mio. t erreicht, wird die Gemeinschaft nicht ohne Importe auskommen. Denn der Jahres-bedarf liegt bei 22 und 23 Mio. t.