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Schaden uns die Bö(r)sen-Spekulanten?

Lesezeit: 3 Minuten

Verzerren die Börsenspekulanten die weltweiten Agrarmärkte? Oder funktionieren Börsen ohne die „Zocker“ nicht? Zwei Studien kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.


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Universität Berlin: Nein!


Spekulanten sind nicht die Ursache für die extremen Kursschwankungen, sondern vor allem die fundamentalen Faktoren (z. B Angebot und Nachfrage), meinen die Agrarwissenschaftler um Prof. Harald von Witzke von der Uni Berlin. Zudem tragen vor allem der Rohölpreis und die Transportkosten zu Preis- Rallyes bei, das ist empirisch belegbar. Die Rolle der Speku­lanten an den weltweiten Börsen und ihr Einfluss auf die Kassapreise ist dagegen relativ unbedeutend. Begründung:


  • Auf den Terminmärkten werden Erwartungen über die künftigen Preise gehandelt. Jede neue Markt­information bewirkt Käufe oder Verkäufe dieser Futures, nicht aber von physischer Ware. Daher gibt es fast keine Verbindung zwischen den Börsen und den realen Kassamärkten.


  • Spekulanten verdienen nur Geld, wenn sie die künftigen Märkte richtig einschätzen. Falsche Einschätzungen verschwinden schnell vom Markt. Daher sind „gute“ Spekulanten wichtig für die Preisfindung auf den Märkten. Denn sie verhindern, dass weniger gute Spekulanten die natürliche Preisentwicklung entscheidend stören können.


  • Terminmärkte dienen vielen Marktteilnehmern aus der Agrarbranche als „Versicherung“ gegen kurzfristige Preisschwankungen. Das funktioniert nur, wenn jemand das Risiko übernimmt – in diesem Fall tun das die Spekulanten.


  • Die großen Investment-Gesellschaften haben aus Mangel an Alternativen verstärkt auf Agrar-Termine gesetzt. Verglichen mit anderen Märkten sind die Agrar-Terminmärkte aber relativ klein, so dass es schneller zu kurzfristigen Kursausschlägen kommt. Diese „technischen Reaktionen“ regelt der Markt allerdings schnell wieder ab.


Die Wissenschaftler meinen:


Größere Preisschwankungen hat es auf den Getreidemärkten immer schon gegeben. Maßgeblich für die Preisbildung sind immer noch Angebot, Nachfrage und Vorräten – nicht Spekulanten oder Investments-Fonds. Die Politik sollte den Börsen nicht die Luft zum Atmen nehmen.


Foodwatch: Ja!


Spekulationen auf Lebensmittel verzerren die Märkte und gehen vor allem auf Kosten ärmerer Menschen. Auch weil Banken, Pensionsfonds, Versicherungen und andere Inves­toren inzwischen rund 600 Milliarden US-Dollar spekulativ in Agrar-Rohstoffen angelegt haben, sind die Lebens­mittelpreise in den vergangenen 10 Jahren weltweit um 150 Prozent (ohne Inflation) gestiegen. Dies hätten die Spekulanten mit ihrem Verhalten noch forciert, meint Foodwatch. Begründung:


  • Ohne Spekulanten funktioniert eine Börse zwar nicht, die Art der Spekulation hat sich aber grundlegend gewandelt. Anleger investieren heute in Futures, weil sie diese als rentable Kapitalanlage ansehen und nicht mehr als Absicherung für physische Ware. Der Anteil des rein spekulativen Handels ist von 30 % auf 80 % gestiegen! Als Anlageinstrument waren die Rohstoff-Futures aber nie gedacht, nun treiben die Investoren die Nachfrage künstlich höher als sie ohne die Spekulation tatsächlich ist.


  • Die „finanzmarktgetriebenen“ Anleger kaufen, unbeeindruckt von der fundamentalen Marktlage, über längere Zeit Termine, ohne zu verkaufen und Preise für „echte“ Ware abzusichern. Damit treiben sie die Spotmarktpreise hoch.


  • Der Terminmarkt-Mechanismus hat sich um 180 Grad gedreht. Die Preiserwartungen der Zukunft bestimmen inzwischen die tagesaktuellen Preise. Funktionierende Terminmärkte laufen genau umgekehrt.


  • Durch die verstärkten Investitionen in die Agrar-Rohstoffe sind diese inzwischen stärker an die übrigen Finanzmärkte gekoppelt als früher. Der Weizenkurs an der Terminbörse Matif orientiert sich nicht mehr nach Angebot und Nachfrage, sondern an Zinshöhen, EU-Rettungsschirmen, US-Finanzkrisen und Rücktrittsankündigungen griechischer Ministerpräsidenten.


Foodwatch fordert daher:


  • Die Zahl der zur Spekulation abgeschlossenen Waren­terminverträge zu begrenzen.
  • Finanzkonzerne, Pensionsfonds, Versicherungen und Stiftungsverwalter vom Rohstoffgeschäft auszuschließen.
  • Große Banken müssen sofort auf die Spekulation mit Nahrungsmittelrohstoffen verzichten.

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