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Schlachthöfe: Wachsen ohne Wenn und Aber!

Lesezeit: 4 Minuten

Deutsche Schlachtbetriebe wollen weiter wachsen! Den Mäster freut’s, wird er doch von allen Seiten umworben. Die Chancen und Risiken dieser Entwicklung kennt Dr. Albert Hortmann-Scholten, LWK Niedersachsen.


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Wachsen ohne „Wenn und Aber“ heißt offenbar die Devise bei deutschen Schweineschlachtern. Sie jagen von Rekord zu Rekord in puncto Stückzahlen, während die Zahl der Betriebe in Deutschland in den letzten Jahren nahezu konstant blieb. Von dem Sog wachsender Kapazitäten profitieren auch die deutschen Mäster und konnten in diesem Windschatten ihre Mastbestände in den letzten Jahren kräftig ausdehnen.


Doch können wir in diesem Tempo weitermachen oder bleiben die Mäster bald auf ihren Schweinen sitzen? Diese Frage stellte sich auch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und führte Anfang März in Zusammenarbeit mit den Erzeugergemeinschaften eine Befragung zu Wachstumsinvestitionen verschiedener Schlachthöfe durch. Die Kernfrage war:


Wie viele Schweine schlachtet Betrieb XY derzeit pro Woche und wie viele in 12 Monaten?


Bei der Umfrage wurden ausschließlich Betriebe erfasst, die in Nordwestdeutschland ansässig sind. Insgesamt konnten so Ergebnisse zu 14 Schlachtbetrieben bzw. -unternehmen ermittelt werden. Berücksichtigt man, dass bundesweit derzeit rund eine Million Schweine pro Woche geschlachtet werden, stehen die in der Übersicht genannten Betriebe für immerhin knapp 60 % aller Schlachtungen. Aus den Umfrageergebnissen lässt sich also durchaus ein Trend für ganz Deutschland ableiten:


Tönnies plant am Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück eine erhebliche Ausweitung der Produktion. Die Rede ist von 30 bis 40 % mehr auf dann 180 000 Schweineschlachtungen pro Woche. Der zur Tönnies-Gruppe gehörende emsländische Schweineschlachtbetrieb Weidemark in Sögel soll in zwei Schritten erst auf 40 000 und dann auf 50 000 Schlachtungen erweitert werden.


Der Vion-Konzern plant vor allem am Standort Lingen Erweiterungsschritte. Dort soll die Kapazität um 10 bis 20 % ausgedehnt werden.


Bei der Westfleisch macht man sich ebenfalls Gedanken über das Wachstum. Dort spricht man von 130 000 bis 140 000 Schlachtungen pro Woche für den gesamten Konzern. Dies entspräche einem Plus von immerhin 10 000 bis 20 000 Einheiten. Der Schwerpunkt soll auf dem Betrieb in Coesfeld liegen.


Bei D&S Fleisch stehen die Zeichen derzeit auf Konsolidierung. Die erreichte Kapazität von insgesamt 75 000 Schlachtungen die Woche wird zunächst nicht ausgeweitet. Kräftig investieren will die Geschäftsführung trotzdem. Am Standort Essen sollen Kühl- und Zerlegekapazitäten im laufenden Jahr mit rund 10 Mio. € ausgebaut und modernisiert werden.


Interessant sind auch die Pläne der Mittelstandsbetriebe: Das Familienunternehmen Vogler will in seinen Betrieben Erweiterungen von bis zu 25 % vornehmen. Auch die EGO mit Sitz in Georgsmarienhütte sowie das Unternehmen Wernke in Cloppenburg planen Erweiterungen um 5 bis 10 %. Bei R. Thomsen in Kellinghu­sen spricht man ebenfalls von Wachstum, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen.


Buhlen um die Schweine


Der Trend der Vorjahre scheint sich somit unvermindert fortzusetzen. Vorausgesetzt, die Pläne werden umgesetzt, benötigen die Unternehmen innerhalb der nächsten 12 Monate jede Woche etwa 100 000 Schlachttiere mehr. Aufs Jahr gerechnet sind das mehr als 5 Mio. Tiere zusätzlich.


Damit stellt sich die Frage, wo diese zusätzlichen Schlachtschweine herkommen sollen. Im Prinzip gibt es dafür nur zwei Möglichkeiten:


... entweder erzeugen deutsche Schweinehalter mehr Schlachttiere


... oder die Lebendimporte, insbesondere aus den Niederlanden und Dänemark, werden ausgedehnt.


Beides trifft wohl zu! Denn auf niederländischer Seite stag­niert die Zahl der Schlachthaken seit vielen Jahren. Und in Dänemark schlachtet Danish Crown jedes Jahr weniger Schweine. Dafür exportieren beide Länder aber mehr Schlachttiere, und zwar in Richtung Deutschland.


Doch allein durch Importe ist der „Schlachthunger“ unserer Fleischbranche nicht zu stillen. Die Unternehmen trauen offensichtlich auch den deutschen Schweineerzeugern weitere Wachstumsschritte zu. Denn nur so sind die gesteckten Ziele zu erreichen.


Die nordwestdeutsche Region wird damit immer stärker zur Drehscheibe des europäischen Fleischmarktes. Setzt sich die Entwicklung so fort, wird bald jedes vierte europäische Schwein in Deutschland zur Schlachtbank geführt.


Wir halten fest


Der Wachstumswillen der deutschen Schlachtbranche ist ungebrochen. Innerhalb eines Jahres will sie ihre wöchentlichen Schlachtungen nochmals um mindestens 100 000 steigern. Wenn alles „normal“ läuft, brauchen sich die deutschen Mäster über die Abnahmesicherheit wohl keine Gedanken zu machen. Wermutstropfen sind die damit verbundene Konzentration der Schlachtbranche und die zunehmende Export­abhängigkeit Deutschlands.

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