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Schlachtsauen: Was wird wirklich bezahlt?

Lesezeit: 5 Minuten

Der Abrechnungsvergleich von top agrar und ISN zeigt es: Wer sich um die Vermarktung seiner Altsauen kümmert, hat deutlich mehr im Portemonnaie!


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Das Notierungs-Wirrwarr am Schlachtsauenmarkt nimmt kein Ende. Nachdem die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) sich Ende 2012 auf den Preis „Frei-Schlachtstätte“ festgelegt hat, versuchen Schlachtunternehmen und Viehvermarkter nun durch eigene Ab-Hof-Preise die Deutungshoheit zu übernehmen.


Die Folge: So undurchsichtig wie heute war der Schlachtsauenmarkt selten. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) und top agrar haben deshalb zu einem Schlachtsauenpreisvergleich aufgerufen, um den Nebel zu lichten. Mit Erfolg, denn insgesamt haben 55 Landwirte 230 Abrechnungen eingeschickt. Fazit: Die Unterschiede sind haarsträubend.


Kleine Partien überwiegen.

Erstaunlich ist, wie viele verschiedene Viehhändler sich allein in unserer Stichprobe fanden. Die 55 Sauenhalter verteilen ihre Schlachtsauen auf 34 Viehvermarkter bzw. Händler. Gerade im Sauengeschäft tummeln sich sehr viele. Die großen Namen der Branche drängeln sich hier noch nicht in die erste Reihe. Wahrscheinlich, weil es ein mühsames Geschäft ist. Andererseits spricht es für ordentliche Margen, sodass sich kleinere Händler besser behaupten können als im Schlachtschweine-Bereich.


Das Geschäft lohnt sich, das belegen die enormen Preisunterschiede. Die vereinbarten Basispreise liegen zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben bis zu 20 Cent pro kg auseinander – und das in derselben Lieferwoche. Während einige Sauenhalter den VEZG-Preis (frei Schlachtstätte) locker erreichen, müssen sich andere mit deut-lichen Abschlägen begnügen. Im Mittel aller eingegangenen Abrechnungen liegt der Basispreis für Sauen gut 6 Cent unter dem VEZG-Preis (siehe Übersicht 1).


Vorkosten schwanken.

Der Basispreis allein sagt aber noch nicht viel aus. Auch die Vorkosten entscheiden über den tatsächlichen Erlös. Sie liegen in der Stichprobe im Schnitt bei knapp 10 €/Tier. Zwischen Gut und Böse klafft allerdings eine Spanne von bis zu 20 €/ Tier. Die Partiegröße hat erstaunlicherweise nur wenig Einfluss auf die Vorkostenhöhe. Sowohl große als auch kleine Partien wurden zu Kosten von unter 10 € abgeholt. Sehr niedrige Vorkosten waren zum Teil möglich, wenn Sauenhalter ihre Altsauen mit Schlachtschweinen verkauften. Diese „Koppelgeschäfte“ sind in unserer Stichprobe jedoch die Ausnahme.


Was bleibt unterm Strich?

Welcher Abnehmer nun besonders leistungsfähig ist, zeigt sich erst, wenn man mehrere Faktoren berücksichtigt. Geringe Vorkosten bringen wenig, wenn der Händler beim Auszahlungspreis geizt. Umgekehrte Beispiele gibt es ebenso. Entscheidend ist, was am Ende ausbezahlt wird. Daher sollten Sie den Netto-Auszahlungspreis bzw. Vergleichserlös berechnen, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Diesen ermitteln Sie in drei Schritten:


  • Erstens: Legen Sie die Vorkosten je Tier auf kg um. Beispiel: Bei 8,50 € Vorkosten und 170 kg durchschnittliches Schlachtgewicht ist jedes kg mit 5 Cent Kosten belastet.
  • Zweitens: Vom ausgehandelten Basispreis wird die gültige Notierung (VEZG-Preis) abgezogen. Beispiel: Bei 1,29 € Basispreis und 1,35 €/kg Notierung (Stand: KW 13) ergibt sich ein Abstand von 6 Cent.
  • Drittens: Die beiden Werte addiert ergeben einen Preisabstand zum VEZG-Preis von -11 Cent. Mit diesem Vergleichserlös kann sich jeder leicht mit Berufskollegen messen.


In unserer Stichprobe waren die Unterschiede enorm. Zwischen dem oberen (-6 Cent je kg SG) und unteren Viertel (-18 Cent je kg SG) der Landwirte liegt eine Erlösspanne von 12 Cent je kg bzw. etwa 20 € je Sau. Ein durchschnittlicher Ferkelerzeuger, der rund 100 Schlachtsauen pro Jahr verkauft, verliert so schnell 2 000 €. Doch wie kommt es zu diesen großen Unterschieden?


Preistal in Bayern.

Da sich die Sauenschlachter größtenteils im Westen und Nordwesten der Republik konzentrieren, müsste hier der Wettbewerb um die Schlachtsauen am schärfsten sein. Das spricht für höhere Preise, zumal auch die Vorkosten niedriger sein müssten. Tatsächlich sind in unserer Stichprobe deutliche regionale Unterschiede zu erkennen – mit Überraschungen. Während der Südwesten fast identische Preise erzielen kann wie Landwirte in den Veredelungszentren im Norden, fallen die bayerischen Sauenhalter deutlich ab (siehe Übersicht 2a und 2b). Allein mit der Entfernung und der Partiegröße lässt sich dies nicht erklären. Die Konsequenz kann hier nur lauten: Nachverhandeln oder Abnehmer wechseln.


Dabei sollten Sie die „weichen“ Faktoren im Blick behalten. Wichtig ist z. B. auch eine pünktliche Abholung sowie hohe Zuverlässigkeit und Zahlungssicherheit des Vermarkters. Auch die Fahrzeughygiene spielt eine wichtige Rolle. Wer hier Kompromisse eingeht, zahlt am Ende möglicherweise drauf.


Ab Hof oder frei Schlachthof?

Offen ist noch die Frage, nach welcher Notierung mehrheitlich abgerechnet wird (vgl. S. 147 top agrar 3/2013). Eine klare Antwort darauf gibt auch die Umfrage nicht. Per Definition müssten beim Ab-Hof-Preis alle Kosten (Transport, Erfassung Versicherung etc.) eingepreist sein, d.h Basispreis und Auszahlungspreis sind identisch. Das war nur bei einer einzigen Partie der Fall.


Eine „lupenreine“ Abrechnung frei Eingang Schlachtstätte finden wir in vielen Fällen aber auch nicht. Denn jede zweite Partie hat Vorkosten von unter 10 Euro pro Sau und das bei Liefergruppen von zum Teil 5 Sauen und weniger. Damit kommt kein Händler aus.


Die Praxis liegt eben irgendwo zwischen den Notierungen (siehe Übersicht 3), und das ist das eigentliche Problem. Weder werden die Kosten sauber ausgewiesen, noch sind sie voll im Basispreis eingepreist. Interessant ist aber, dass sich im Schnitt ein Vergleichserlös ergibt, der rund 12 Cent unter dem VEZG-Preis liegt. Das ist exakt die Differenz, die auch die Vereinigung zwischen ihren Notierungen hatte, als sie noch „Ab-Hof“ und „Frei-Schlachtstätte“ veröffentlichte. Das heißt aber auch, dass der aktuelle Ab-Hof-Preis vom Verband der Viehvermarkter (VDV) mit 17 Cent Abstand zum VEZG-Preis 5 bis 6 Cent/kg SG zu niedrig ist.


Matthias Quaing (ISN), Andreas Beckhove (top agrar)

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