Endlich haben die Weizenkurse an der Pariser Matif zum lang ersehnten Höhenflug angesetzt – leider zu spät für mich! Denn am 1. März, kurz nach Mitternacht, endete das Börsenspiel, und meine noch offenen Weizen- und Braugerste-Kontrakte wurden automatisch glattgestellt. Ich „musste“ also meinen Mai-Weizen für 196,50 €/t verkaufen. Sieben Tage später lag der Kurs bereits bei 210 €/t. Da wäre noch was möglich gewesen …
Doch ich will mich wahrlich nicht beschweren. Mit meinem Ergebnis bin ich als Börsenneuling sehr zufrieden. Auf welcher Bank hätte ich derzeit in dreieinhalb Monaten eine Verzinsung von gut 13 % erreichen können? Zugegeben: Das Risiko an der Börse ist nicht ohne! So viel ist mir in den letzten Wochen klar geworden. Einmal aufs falsche Pferd gesetzt, schon dreht sich die Spirale abwärts.
Ist die Warenterminbörse nun etwas für Schweinehalter? Ja und nein! An der Schweinebörse fehlen schlichtweg die Akteure: Wer kaufen oder verkaufen möchte, muss teils sehr lange warten. Zur Absicherung der Futtermittel Soja, Weizen, Mais ist die Börse schon eher geeignet.
Alles in allem habe ich in den vergangenen Monaten meine Furcht vor dem Börsenparkett durchaus verloren, aber großen Respekt gewonnen. Wer hier agiert, braucht nicht nur den richtigen Riecher, sondern muss stets top informiert sein.
Pech gehabt!
Der Blick auf meinen Depotstand war in den letzten Wochen alles andere als schön: Vor Spielschluss ist der Sojapreis kräftig gestiegen. Leider hatte ich auf fallende Kurse gesetzt und damit auch meinen eigenen Abstieg eingeläutet: Meine Soja-Verluste stiegen innerhalb weniger Tage auf 90 000 €. Das war schmerzhaft, denn noch Anfang des Jahres hatte ich mit 220 000 € ein beruhigendes Polster auf meinem Börsenkonto. Um die Verluste auszugleichen, habe ich mein restliches Geld in Kaffee angelegt und diesen mit Gewinn verkauft. Das reichte allerdings nicht, um das Soja-Loch wieder zu stopfen.
Nach gut drei Monaten Börsenspiel habe ich hautnah die Höhen und Tiefen der Agrarbörse erlebt. Überrascht haben mich vor allem die täglichen Kursschwankungen. Spekulanten können von heute auf morgen ihren Konto- stand verdoppeln, aber auch genauso schnell wieder alles verlieren. Das Risiko lässt sich nur schwer kalkulieren, denn bei Rekordernten, Dürreperioden oder politischen Veränderungen reagieren die Märkte sofort. Deshalb ist es von Vorteil, vor allem in die Märkte zu investieren, die man selbst kennt.
Mein Resümee: Zocken mit Spielgeld macht Spaß. Im „echten“ Leben sollten die Spekulationen an der Warenterminbörse jedoch eher im kleinen Rahmen bleiben, um den Betrieb finanziell nicht zu gefährden.