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Schwarzes Gold aus rheinischen Rüben

Lesezeit: 5 Minuten

Nur aus rheinischen Zuckerrüben entsteht herb-süßer „Grafschafter Goldsaft“. Die Krautfabrik in Meckenheim ist zusammen mit 120 Vertragslandwirten ein echter Familienbetrieb.


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Aus Zuckerrüben wird überall in Deutschland Zucker gewonnen. Überall? Nein! In Meckenheim im Rheinland warnen zwar auch Schilder vor der Rübenkampagne, und die Grafschafter Krautfabrik sieht auf den ersten Blick aus wie eine Zuckerfabrik. Doch wenn man genauer hinschaut, fällt hier alles etwas kleiner aus als in den großen Werken der Zuckerhersteller. „55 000 t Rüben verarbeiten wir in der dreimonatigen Kampagne“, erklärt Firmeninhaber Stefan Franceschini (47) – ungefähr die Wochenkapazität einer kleinen Zuckerfabrik. Daraus produzie-ren Franceschini und seine 110 Mitarbeiter aber keinen Zucker, sondern Zuckerrübensirup. Mit den Rüben als einzige Zutat und einem Herstellungsprozess, der im Wesentlichen aus kochen, pressen und eindampfen besteht, entsteht in der Krautfabrik ein fast schon urtümliches Erzeugnis (siehe Kasten). Breit gefächerte Vermarktung: Rund 11 000 t Rübensirup werden so in der Kampagne eingelagert und dann übers Jahr vermarktet. Zwar kennen die meisten Verbraucher den Sirup als Brotaufstrich. „Tatsächlich sind die Absatzwege und Verwendungszwecke aber breit gefächert“, erklärt Franceschini. 60 % des Rübenkrauts werden in die berühmten Pappbecher (Foto links) bzw. in Quetsch-Tuben abgefüllt und über den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet. Die übrigen 40 % gehen an Großverbraucher wie Gastronomie, Bäckereien, Lebensmittelhersteller. Aber auch in Tabakmischungen und Schleifscheiben kommt das zuckerhaltige Erzeugnis zum Einsatz. Von der 25-g-Portionspackung über den 1 000-l-Tank bis zum 25-t-Lkw erfüllt die Krautfabrik alle Kundenwünsche.Nachfrage und Absatzmöglichkeiten beschreibt Franceschini nicht ohne Stolz als stabil: „Rübenkraut ist ja ein wenig „Old School“ – trotzdem halten wir den Absatz konstant.“ Das liege an der Einfachheit und der Natürlichkeit des Produktes, meint der Firmenchef. Das passe zu den Kundenwünschen von heute. Nur eine Zutat werde in einem nachvollziehbaren Herstellungsverfahren verarbeitet. Zusätzlich zur „sicheren Bank“ Rübensirup hat die Krautfabrik weitere Geschäftsfelder erschlossen. Auch Äpfel, Birnen und Pflaumen aus der unmittelbaren Umgebung verarbeitet man zu Sirup und zu Aufstrichen. Flüssige Zucker- und Sirupmischungen runden das Portfolio ab. Der braune Presskuchen aus der Rübenkraut-Produktion ist übrigens ein begehrtes Viehfutter. „Die gepressten Rübenschnitzel sind deutlich trockener als die aus der Zuckerfabrik. Schimmelprobleme gibt es nicht“, erklärt Dr. Simon Düsseldorf (30), Leiter des Rübenbüros der Krautfabrik. Über den finanziellen Erfolg der Krautfabrik schweigt Inhaber Franceschini: „Als Kommanditgesellschaft müssen wir keine Bilanz veröffentlichen. Das soll auch so bleiben. Es gibt Fälle, in denen der Handel Bilanzen mit in die Preisverhandlungen genommen hat“, erklärt er die Verschwiegenheit. Eine große Familie: Offen ist die Zusammenarbeit mit den Rübenanbauern. „Die Rüben wachsen maximal 15 km von der Fabrik entfernt, jeder kennt hier jeden, wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis“, so Düsseldorf. Die Krautfabrik ist ein echter Familienbetrieb. Stefan Franceschini hat sie 2004 von seinem Vater übernommen und leitet sie in vierter Generation. Der familiäre Geist lebt auch bei den Mit­arbeitern und besonders bei den rund 120 Landwirten, die das Werk mit Rüben beliefern. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe bestätigen auch die Vertragslandwirte: „Wir liefern Rüben an die Krautfabrik, seitdem sie besteht, inzwischen ebenfalls in der vierten Generation“, erklärt Theo Münch (54) aus dem benachbarten Gelsdorf. Martin (26) und Karl-Heinrich (57) Hörnig liefern gut 25 ha Zuckerrüben und auch Äpfel an die Krautfabrik. Ihre Flächen grenzen teilweise direkt an den Werkszaun. „Das hält die Transport­kosten natürlich niedrig“, betonen sie. Zufrieden sind Hörnigs auch mit dem generellen Umgang der Krautfabrik mit den Rübenlieferanten: „Das fängt bei der täglichen Absprache der Liefer­mengen und -zeiten an und hört bei der fairen und übersichtlichen Abrechnung noch lange nicht auf“, meint Junior Hörnig. Er kann sich gut vorstellen, die Rüben auch künftig an die Krautfabrik zu liefern. Sein Vater ergänzt: „Wir sind dankbar, so einen Abnehmer in unserer Nähe zu haben.“ Seiner Meinung nach zählen vor allem folgende Punkte: Einfache Verträge: 5-jähriger Festpreis auf Basis 16 % Zucker, nur eine Staffelung für Überrüben. Bei der Rübenanlieferung geht es weniger stressig zu als in den großen Zuckerfabriken. Der Großteil der Rüben wird mit eigenen Anhängern per Trecker angeliefert.Auch kleinere Mengen Rüben nimmt die Krautfabrik an.Wollen Partner bleiben! Rübenbüroleiter Simon Düsseldorf bestätigt: „Wir finden immer eine Lösung.“ Und beim Ausblick auf die kommenden Jahre stellt Franceschini klar: „Wir haben nichts zu verschenken, aber wir wollen natürlich Partner der Anbauer bleiben.“ Mit dem Ende der Zuckermarktordnung müssten auch die Rübenpreise neu verhandelt werden. An der bisherigen Orientierung am Auszahlungspreis der umliegenden Zuckerfabriken werde sich wohl auch nichts ändern.Die liefernden Landwirte befürchten derzeit ebenfalls keine größeren Einschnitte: „Die Krautfabrik ist ja weiterhin auf die Rüben aus der Region angewiesen.“Christian Brüggemann

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